Ein MORDs-Team - Der komplette Fall Marietta King. Andreas Suchanek

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die Mädels immer, wenn sie mit Mason sprachen. Oder eher, so hatten sie früher geglotzt, als er noch der Sportheld war. Heute gingen sie ihm eher aus dem Weg.

      »Wir müssen diesen Einbruch aufklären«, sagte Olivia. »Bitte, Leute.«

      »Und wie?«, fragte Danielle.

      »Ganz einfach«, sagte Randy und griff sich eine Lakritzstange aus dem Glas, das er neben den Computermonitor gestellt hatte. Er liebte die Dinger. »Können wir uns irgendwie in der Galerie umsehen?«, fragte er Olivia.

      »Vielleicht kann ich Chris kontaktieren und ihn fragen. Auf dem Anmeldebogen zum Wettbewerb stand eine Kontaktnummer. Mit ein bisschen Glück ist es seine. Ich rufe an und vereinbare ein Treffen mit ihm.«

      »Dann machen wir das so: Danielle und Mason, ihr geht zu der Gedenkfeier. Und Olivia und ich sehen, was wir wegen des Einbruchs in der Galerie herausfinden können.«

      Mason rollte die Augen, aber Randy fand den Plan ziemlich genial und würde sich nicht davon abbringen lassen.

      »Was für eine Gedenkfeier?«, fragte Olivia.

      »Setz dich«, sagte Mason. »Wir erklären es dir.«

      *

      Ein Donnerstag

      Olivia stand vor ihrer Wohnungstür und rieb über das Touch-Display ihres neuen Smartphones. Eigentlich hatte sie kein neues gewollt, aber Randy hatte zig von den Teilen bei sich herumliegen, weil er ständig irgendwelche Apps schrieb und das aktuelle Modell vom Hersteller erhielt. Randy war der Meinung gewesen, dass Olivia ganz dringend ein Modell brauchte, das bessere Fotos schießen konnte. Es war zwar toll, eine Full-HD-Kamera im Kleinformat zu besitzen, aber Olivia hatte ständig den Drang, das Display sauber zu wischen. Ihr altes Nokia-Teil war bei weitem nicht so anfällig gewesen. Sie zog den zusammengeknüllten Zettel mit den Daten des Wettbewerbs aus der Hosentasche und wählte die angegebene Kontaktnummer. Nach dreimaligem Klingeln hob jemand ab.

      »… spreche demnächst eine automatische Ansage drauf«, hörte Olivia jemanden sagen. Nicht Jemanden. Chris. Sie erkannte die Stimme sofort.

      »Hi, wer auch immer da ist, der Wettbewerb ist abgesagt.«

      »Das habe ich schon gehört. Heute Morgen live vor Ort. Zusammen mit dem Kaffee, der sich über deinem Hemd verteilt hat.«

      Eine Pause.

      »Hallo?«, hakte Olivia nach, weil sie nicht sicher war, ob er aufgelegt hatte. »Hier ist Olivia Young. Wir haben heute Morgen …«

      »Ich erinnere mich. Der Fleck ist rausgegangen, du kannst dir die Reinigung sparen.«

      »Deshalb rufe ich nicht an.«

      »Sondern?«

      »Ich … ähm …« Wie sollte sie das jetzt erklären, ohne dabei aufdringlich zu wirken? »Wir … meine Freunde und ich. Wir wollen dir gerne helfen, den Einbrecher zu finden.«

      Chris lachte auf.

      »Das ist mein Ernst.«

      »Du bist ja niedlich.«

      Niedlich? Hatte der Kerl eine Vollmeise? Niedlich waren Tierbabys oder Marias gepunktete Schlafanzughosen mit den Marienkäfern, die sie seit drei Jahren trug. Olivia schluckte den Zorn und den Drang hinunter, sofort wieder aufzulegen und redete weiter. »Ich könnte dich bei der Galerie treffen und wir …«

      »Nein, danke. Die Polizei sagte bereits, dass wir uns keine großen Hoffnungen machen sollen. Wenn du mich also entschuldigst? Hier rufen ständig Leute wegen des Wettbewerbs an. Ich muss eine Pressemitteilung …«

      »Musst du nicht«, unterbrach sie ihn diesmal.

      »Bitte?«

      »Der Wettbewerb wird stattfinden.«

      Wieder eine Pause. »Ich leg jetzt auf.«

      »Oh Mann, hör schon auf den Macker zu spielen und gib dir einen Ruck.« Olivia atmete aus. Zügle dein Temperament. »Mein Kumpel Randy und ich können dich morgen nach der Schule an der Galerie treffen. Du zeigst uns den Tatort und wir sehen, was wir herausfinden können.«

      »Und du glaubst, ihr seid besser als die Polizei?«

      »Dir ist genauso klar wie mir, dass dieser Fall bereits auf dem Weg in den Keller zur Archivierung ist. Wenn dir etwas an dem Wettbewerb liegt, dann sei morgen um zwei bei der Galerie.« Bevor Chris etwas erwidern konnte, legte sie auf. Jetzt hatte er erst einmal Stoff zum Nachdenken.

      Sie grub nach ihren Wohnungsschlüsseln in ihrer Tasche und öffnete die Tür. Selbst wenn sie den Einbruch aufklärten, musste Olivia noch das Problem mit der Kamera lösen. Klar kam es beim Fotografieren nicht nur darauf an, die dickste Cam mit dem längsten Objektiv zu besitzen, aber für gewisse Situationen brauchte man nun mal High-Tech. Und das kostete.

      Olivia trat ein. Carlos huschte an ihren Füßen vorbei ins Freie. »Bring bloß nicht noch mal eine Maus nach Hause«, rief Olivia dem Kater hinterher. Letzte Woche hatte er morgens ganz stolz mit einer dicken, fetten Maus im Maul auf dem Fußabtreter gesessen und gemaunzt, bis ihm jemand geöffnet hatte.

      »Ja gut. Ich bin sofort da«, hörte sie ihre Mum auf Englisch sagen. Sie kam mit dem Telefon aus der Küche gelaufen und trug noch ihre Schürze, mit der sie immer kochte. »Mum ist die Beste«, stand in großen roten Lettern drauf.

      »Was ist denn passiert?«, fragte Olivia. Ihre Mutter sah schrecklich aus. Die sonst so lebhaften Augen lagen blass und dunkel in den Höhlen, ihre graumelierten Haare standen in alle Richtungen ab und ihre Hände zitterten. Olivia hatte sofort einen Verdacht. »Ist etwas mit Dad?«

      Mum nickte. »Er ist schon wieder auf der Arbeit zusammengebrochen und im Krankenhaus. Ich muss zu ihm.«

      »Oh nein …« Das war schon das dritte Mal in den letzten zwei Wochen. »Wieder sein Magen?«

      »Vermutlich«, sagte ihre Mum und holte ihre Handtasche aus dem Wandschrank neben der Haustür. Ihre Finger zitterten so stark, dass sie kaum den Reißverschluss öffnen konnte.

      »Lass mich das machen«, sagte Olivia und half ihr.

      Ihre Mum wischte sich eine Träne weg. »Gracias, cariño.« Sie fischte einen Umschlag aus ihrer Handtasche. »Tu mir einen Gefallen und bring den Umschlag zu Mister Cohen. Ich würde es selbst machen, aber ich …«

      »Schon gut, ich übernehme das natürlich.«

      »Gib ihm das persönlich, nicht seiner Assistentin, hörst du?«

      Sie reichte Olivia den Umschlag.

      »Die Miete?«

      »Sí. Er soll dir den Erhalt diesmal quittieren. Ich lasse mich kein zweites Mal als Lügnerin hinstellen.«

      »Geht klar, Mum.« Im letzten Monat hatte sie die Miete in den Briefkasten von Mister Cohen eingeworfen, er hatte daraufhin behauptet, sie nie erhalten zu haben.

      »Ach ja, Maria ist oben in ihrem Zimmer. Sie weiß bereits, was los ist, aber sie wollte nicht runterkommen. Vielleicht kannst du später mal nach ihr sehen?«

      »Mach ich.«

      »Ich hab dich lieb.« Ihre Mum drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. In dem Moment hupte ein Auto draußen. »Das ist mein Taxi.«

      »Du hättest mein Auto nehmen können.« Die Fahrt ins Krankenhaus kostete vierzig Dollar. Geld, das sie eigentlich nicht hatten.

      »Nicht doch, Liebes. Ich nehme dir doch nicht deinen mobilen Untersatz weg.«

      Olivia seufzte. Wieso konnten sie nicht mehr Geld haben? Sie wollte ja gar nicht so reich sein wie Danielle, aber ein klein wenig mehr, damit sie nicht jeden Cent zweimal umdrehen mussten, würde schon genügen. »Ich hab


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