Eine Geschichte des Krieges. Группа авторов
angetrieben waren, und jenen, die zur gleichen Zeit im Kongo kämpften und die im Grunde Kleinkriminelle waren, die vom Krieg nicht viel verstanden.
Die 1962–1967 im Jemen durchgeführte Operation ist ein gutes Beispiel dafür, was eine kleine Gruppe gut ausgebildeter ehemaliger Soldaten, in diesem Fall achtundvierzig an der Zahl, darunter dreißig Franzosen und Belgier und achtzehn Briten, in einem Bürgerkrieg bewirken kann. Der Konflikt brach im September 1962 infolge des Staatsstreichs Abdullah as-Sallals gegen den König Muhammad al-Badr aus, der gezwungen war, nach Saudi-Arabien ins Exil zu gehen. Unterstützt wurden die zwei Lager – die republikanischen Kräfte der Jemenitischen Arabischen Republik und die royalistischen Kräfte – auf der einen Seite von Nassers Ägypten und der UdSSR, die Jagdflugzeuge und Bomber bereitstellte, und auf der anderen Seite von Saudi-Arabien und den Westmächten, vor allem Frankreich und Großbritannien. Schnell blieb der Konflikt in einem Abnutzungskrieg stecken (1965–1967), in dem das ägyptische Militär nicht davor zurückscheute, chemische Waffen, vorzugsweise »Senfgas«, einzusetzen. Die royalistischen Truppen belagerten die Hauptstadt Sanaa von November 1967 bis Februar 1968, ohne dass es ihnen gelang, sie einzunehmen. Als Saudi-Arabien und die Westmächte 1970 schließlich die republikanische Regierung anerkannten, hatte der Konflikt je nach Schätzung zwischen 100 000 und 200 000 Menschenleben gekostet.
Die britische Regierung stritt, während die Söldneroperation stattfand, jegliche Kenntnis ab, obwohl mehrere ihrer Minister in die Organisation eingebunden gewesen waren. Die Rolle der westlichen Söldner bestand darin, die Kommandeure der Royalisten zu beraten, ihre Truppen zu trainieren und die Funkgeräte zum Laufen zu bringen, die zur Koordinierung der Angriffe gegen die republikanischen und ägyptischen Kräfte eingesetzt wurden. Diese Männer erwiesen sich unter dem Strich als hochprofessionell, wenngleich es ihnen auch nicht gelang, die jemenitische Monarchie, die direkt nach dem Ersten Weltkrieg gegründet worden war, wiederherzustellen.
In Kongo-Kinshasa hingegen scheint keine europäische Regierung wirkliche Kontrolle über die dort aktiven Söldner gehabt zu haben, deren Exzesse übrigens bald zur Folge hatten, dass diese Profession in den Augen der Öffentlichkeit nachhaltig diskreditiert war. In diesem vor dem Hintergrund des Kalten Krieges stattfindenen Konflikt sammelten sich die Söldner, darunter die Männer Bob Denards, um die katangische Sezessionsbewegung Moïse Tschombés gegen die kongolesische Regierung, die von Streitkräften der Vereinten Nationen unterstützt wurde. Später, in einem dieser in Afrika so häufigen politischen Umschwünge, engagierte Tschombé dieselben Männer, um ihm, nachdem er im Juli 1964 Premierminister des Kongo geworden war, bei der Unterdrückung der Simba-Rebellion zu helfen.
Selbst nach dem Abzug weißer Söldner aus dem Kongo 1967 blieb Afrika zahlreichen Übergriffen ausgeliefert. Die Operation, die es in dieser Zeit zu traurigster Berühmtheit brachte, war der Einsatz in Angola, bei dem Holden Roberto und die Frente Nacional de Libertação de Angola (FNLA) 1975 britische Söldner anheuerten, um gegen die von der Sowjetunion unterstützte Movimento Popular de Libertação de Angola (MPLA) zu kämpfen. Der Anführer der Söldnertruppe, der aus Zypern stammende Brite Costas Georgiou, mit Kampfnamen »Colonel Callan«, ließ vierzehn seiner eigenen Männer wegen Rebellion hinrichten. Die internationale Gemeinschaft begann daraufhin nach Wegen zu suchen, das Söldnertum mittels internationaler Übereinkommen zu verbieten, obwohl bestimmte Staaten sich entschieden dagegen wandten, weil sie einen solchen Ansatz als unrealistisch erachteten. Anfang der 1970er Jahre tauchte eine neue Bedrohung in Form des internationalen Terrorismus auf. Die neue Generation von Söldner*innen hütete sich, die Fehler ihrer Vorgänger, die die Interessen der Staaten ignoriert hatten, zu wiederholen. Diese Interessen wurden selbst zu ihrer Daseinsberechtigung.
Unverzichtbar für den Sturz Saddam Husseins
Im Gegensatz zum Söldner des Kalten Krieges hat sich sein postmodernes Pendant von politischen Intrigen ferngehalten. Durch Mundpropaganda aus dem Umkreis der Spezialeinheiten oder Elitetruppen direkt rekrutiert, wirken sie im Schatten der Außenpolitik ihres Landes, indem sie die Sicherheit von Funktionär*innen gewährleisten, Armeen in der Dritten Welt militärisch ausbilden oder Unternehmen schützen, deren Angestellte Gefahr laufen, von kriminellen Banden, Terrorist*innen oder Milizen angegriffen oder entführt zu werden.
Die Entstehung einer neuen Form von Söldnertum war allerdings ein langwieriger Prozess. 1993 zog Executive Outcomes (EO), ein vier Jahre zuvor gegründetes privates Militärunternehmen aus Südafrika, seine ersten Kontrakte an Land, zunächst bei Ölkonzernen, was Erinnerungen an die Wandersöldner aufkommen ließ. Die Beschäftigten waren ehemalige Berufssoldaten, die daran beteiligt gewesen waren, in Angola und dann in Sierra Leone vorübergehend Frieden herzustellen, und später ihre Dienste Ruanda angeboten hatten, um den Völkermord zu beenden. Wie Kofi Annan, damals als Undersecretary General für die friedenssichernden Einsätze der Vereinten Nationen zuständig, erklärte: »Die Welt ist vielleicht nicht bereit für den privatisierten Frieden.«1 Executive Outcomes verschwand aufgrund eines Gesetzes von 1998, demzufolge Südafrikaner*innen nur mit vorheriger Genehmigung ihrer Regierung im Ausland kämpfen durften. 1997 durchbrach das private Militärunternehmen Sandline International, das Anfang der 1990er Jahre vom ehemaligen Oberstleutnant der britischen Armee Timothy Spicer gegründet worden war, ein von der UN verhängtes Embargo, indem es Waffen nach Sierra Leone importierte, um dem im guineischen Exil befindlichen früheren Präsidenten Kabbah wieder zur Macht zu verhelfen. Die Verantwortlichen bei Sandline beteuerten daraufhin, die Zustimmung des Foreign Office erhalten zu haben, was die britische Regierung aber dementierte.
Während der 11. September 2001 schon einen Aufschwung privater Sicherheitsunternehmen anstieß, wurde ihre Bedeutung für den Feldeinsatz durch die amerikanische Militärintervention im Irak 2003 nachhaltig konsolidiert. Auf dem Höhepunkt des Aufstandes befanden sich Schätzungen zufolge zwischen 25 000 und 40 000 Söldner*innen aus aller Welt im Land, viele von ihnen ehemalige Berufssoldat*innen aus Eliteeinheiten oder aus Bürgerkriegsländern. Die Unternehmen, die diese Söldner*innen beschäftigten, waren hauptsächlich aus Großbritannien und den Vereinigten Staaten. Sie deckten ein ganzes Spektrum an Diensten ab, neben dem Personenschutz und der Geländesicherung auch die Absicherung von Konvois bis hin zur Ausbildung von Personal im Militär-, Polizei- und Geheimdienst, in erster Linie für das Außen- und das Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten und das britische Foreign Office, aber auch für andere Regierungen und zahlreiche mit dem Wiederaufbau betraute Unternehmen. Sobald die amerikanischen und britischen Truppen in den Irak einmarschiert waren, wurde mit der rapiden Verschlechterung der Sicherheitslage vor Ort deutlich, dass die Vereinigten Staaten ohne diese privaten Unternehmen mindestens 100 000 zusätzlich Soldat*innen hätten mobilisieren müssen, um die entsprechenden Aufgaben abdecken zu können. Die amerikanische Außenpolitik war von privaten Unternehmen abhängig geworden, ohne sie wäre die Bush-Administration nicht in der Lage gewesen, Saddam Hussein zu stürzen.
Es lässt sich kaum mit Sicherheit sagen, ob die privaten Sicherheitsunternehmen während der amerikanischen Besatzung im Allgemeinen ordnungsgemäß funktioniert haben. Ein Unternehmen jedenfalls hat sich nicht durch Effizienz, sondern durch seine desaströse Einstellung gegenüber dem irakischen Volk hervorgetan. Blackwater USA wurde 1997 von Erik Prince, einem früheren Angehörigen der SEALs, der Spezialkräfte der US-Navy, und Al Clark gegründet und trat ursprünglich als Subunternehmer für Militärausbildung auf. Am Tag nach dem Schul-Amoklauf in Columbine (Colorado) am 20. April 1999 schloss das Unternehmen Verträge über die Ausbildung von Polizist*innen für Einsätze in Schulen ab. Zwei Jahre später ging es als erstes privates Militärunternehmen nach Afghanistan und später auch in den Irak. Es wurde stark dafür kritisiert, dass sein allgemein schwer bewaffnetes Personal die Tendenz hatte, beim kleinsten Zwischenfall nach den Waffen zu greifen. Am 31. März 2014 gerieten vier seiner Söldner, die sich auf dem Weg durch Falludscha verirrt hatten, in einen Hinterhalt und wurden gelyncht. Die Männer hatten sich geweigert, ihre Fahrt mit den in diesem Sektor stationierten amerikanischen Marines abzusprechen, was jeden Rettungsversuch unmöglich machte. Der Vorfall löste viel Empörung aus, als die Bilder der von einer Euphrat-Brücke hängenden verbrannten Leichen im Internet kursierten. Kurze Zeit später startete die amerikanische Armee eine brutale Offensive (Operation Vigilant Resolve), um ihre Entschlossenheit