Das Ding – Der Tag, an dem ich Donald Trump bestahl. Jurgen Neffe
JÜRGEN NEFFE
DAS DING
ODER
DER TAG, AN DEM ICH DONALD TRUMP BESTAHL
ROMAN
Die nachfolgende Fiktion beruht
auf wahren Begebenheiten und Begegnungen.
1. eBook-Ausgabe 2020
© 2020 Europa Verlag in Europa Verlage GmbH
Dieses Werk wurde vermittelt durch Graf & Graf, Literatur- und Medienagentur, Berlin.
Umschlaggestaltung und Motiv: Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich, unter Verwendung eines Fotos von © mauritius images/UPI/Alamy
Redaktion: Silwen Randebrock
Layout & Satz: Robert Gigler, München
Konvertierung: Bookwire
ePub-ISBN: 978-3-95890-341-8
Das eBook einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Der Nutzer verpflichtet sich, die Urheberrechte anzuerkennen und einzuhalten.
Alle Rechte vorbehalten.
Für Christo († 2020) & Jeanne-Claude († 2009), das Meisterpaar in der Kunst der Enthüllung durch Verhüllung
Nur wer die Wahrheit kennt, weiß die Lüge zu schätzen. Aus meinem Tagebuch in jener Zeit
INHALT
13»Sei ein König, sei ein Killer«
1 GESTRANDET
Meine letzte Reise nach Amerika gleicht einem Albtraum nach fiebrig durchwachter Nacht. Er will nicht enden, bevor ich mir über meine Vergehen nicht Rechenschaft abgelegt habe. Alles, was ich darüber zu sagen habe, werde ich wahrheitsgemäß zu Papier bringen. Ich greife hierfür auf Notizen zurück, die ich während meiner Gefangenschaft in feiner Bleistiftschrift zwischen den Zeilen eines Buches gemacht habe.
Die Überschrift – »Fake Life« – habe ich erst korrigiert, als ich wieder frei war. So jedenfalls will es mein Gedächtnis. Nun steht dort stattdessen, was Brenda mir bei meiner Entlassung nachgerufen hat: »You German Psycho!«
Ich bedauere selbst, wie unser beider Geschichte zu Ende gegangen ist. Die Verantwortung für ihren Teil trägt allein sie. Oder anders gesagt: das System, dem sie zu Diensten steht. Mir bleibt nur die Hoffnung, sie möge das Folgende einmal zu Gesicht bekommen und mich dann besser verstehen.
Ich sitze im New Yorker Kennedy-Airport fest. Hinter mir liegen neun Stunden Atlantiküberquerung und weitere fünf im Berliner Flughafen, weil sich unser Start verspätet hat. Im Flugzeug saß neben mir ein Mann in meinem Alter. Nicht freundlich, nicht unfreundlich, sondern einfach nur vorhanden. Während des Fluges sagte er kein einziges Wort. Hin und wieder starrte er auf den Monitor, der unsere Reiseposition anzeigte. Zwischendrin bettete er seinen Kopf auf dem Klapptisch vor sich und fiel in leichten Schlaf. War er weggedämmert, warf er sich von der einen auf die andere Seite.
Damit hätte ich leben können. Doch der Mann stank unsäglich nach Unterarmschweiß. Mit jeder Bewegung schickte er seinen atemraubenden Geruch auf die Reise. Mir wurde übel. Ich musste mich aus dem Stutzen über mir stoßweise mit frischem Wind versorgen. Als ich es nicht mehr aushielt, bat ich ihn aufzustehen. Mit Stift und Buch begab ich mich in den Heckbereich.
Die Flugbegleiter zeigten sich nachsichtig. Sie überließen mir sogar einen Notsitz. Eine von ihnen erkundigte sich nach meinem Lesestoff. Ich zeigte ihr das Buch und fasste kurz den Inhalt der »Deutschstunde« von Siegfried Lenz zusammen: Das Malverbot gegen einen Künstler durch die Nazis, seine gnadenlose Durchsetzung seitens des pflichtversessenen Dorfpolizisten, seines alten Freundes, aufgezeichnet von dessen Sohn Siggi als Strafarbeit im Schularrest.
Etwa zwei Stunden vor der Landung gerieten wir in Turbulenzen. Der Pilot ließ die Anschnallzeichen aufleuchten. Die Flugbegleiterin bat mich, meinen Platz wieder einzunehmen. Ich erklärte ihr, das sei mir kaum möglich, und nannte ihr den Grund. Tatsächlich ging sie los, blieb vor meiner Sitzreihe stehen, schüttelte den Kopf, nickte mir zu und verschwand in der Businessklasse.
Wenig später kehrte sie zurück und bot mir an, dort für den Rest des Fluges Platz zu nehmen. Somit verdankte ich dem Stinker ein Upgrade mit üppiger Mahlzeit auf weiß gedecktem Tischchen. Während die Touristenklasse im hinteren Pferchbereich im Plastik stocherte, speisten wir vorne mit Besteck aus Edelstahl. Im Andenken an den unerwarteten Luxus ließ ich einen Löffel in meinen Rucksack gleiten.
Nach der Landung am späten Nachmittag, die vorderen Gäste steigen zuerst aus, versuche ich mit schnellen Schritten die Passkontrolle zu erreichen. In der gewaltigen Halle mit der Schalterbatterie muss ich mir die Sinnlosigkeit meiner Eile eingestehen: Abertausende stehen an. Ich zähle die Reihen im Zickzackparcours. Nach der ersten Kehre berechne ich die Restzeit auf vier Stunden. Am Ende sind es nur drei.
Fluggäste mit amerikanischen