Lieblingsplätze Sauerland. Maike Förster

Lieblingsplätze Sauerland - Maike Förster


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die drittgrößte Stadt des Kreises Olpe und – zumindest für mich – die schönste. Ein wenig mediterran ist die Atmosphäre, wenn man an einem Spätsommertag nachmittags durch die Gassen geht. Nein, man flaniert. Das macht den Unterschied: Hier hat man Zeit, hier setzt man auf Gemütlichkeit und Genuss.

      Zwei Faktoren bestimmen das heutige Bild Attendorns: die Blütezeit der Hanse und die unzähligen Brände während des 17. und 18. Jahrhunderts. Anziehend wirkte die Stadt schon in frühgeschichtlicher Zeit. Alles stimmte hier: das Klima, die Beschaffenheit der Böden, die Lage. Erstmals urkundlich erwähnt wurde »Attandarra« im Rahmen der Stiftung des Klosters Grafschaft durch Erzbischof Anno von Köln im Jahre 1072. Die Verleihung der Stadtrechte erfolgte im Jahr 1222 unter Engelbert I. von Berg. Der große Aufschwung der Stadt setzte im 13. und 14. Jahrhundert ein. Dank musste Attendorn den neun Zünften zollen, ganz besonders den Leinen- und Wollwebern. Reichtum und Wohlstand hielten Einzug. Attendorn wurde als Mitglied der Hanse bekannt für sein Tuch – die Handelsbeziehungen waren umfangreich und breit gestreut.

      Dann aber suchte der Schwarze Tod die Stadt heim – gleich viermal. Als die letzte Pestwelle abgeebbt war, trat die nächste Geißel auf den Plan. Großbrände schrecklichen Ausmaßes verheerten die Stadt. Acht Feuersbrünste in 170 Jahren setzten Attendorn zu, zerstörten große Teile der Bausubstanz. Dennoch: Sehenswürdigkeiten hält die Stadt für den Besucher immer noch viele bereit. Den Sauerländer Dom, die Pfarrkirche St. Johannes Baptist und die zwei erhaltenen mittelalterlichen Stadttürme: den Bieketurm und den Pulverturm.

      In der Attendorner Altstadt gibt es viele Cafés, Bars, Restaurants und Gaststätten, die die Besucher mit lokalen und regionalen Spezialitäten verwöhnen.

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      Altstadt Attendorn

      Startpunkt: Tourist-Information Attendorn

      Kölner Straße 9

      57439 Attendorn

      02722 6574146

       www.attendorn.de

      Attendorn: Atta-Höhle

      Sie haben den Unterschied zwischen Stalagmiten und Stalaktiten nie richtig begriffen? Seien Sie sicher: In der Atta-Höhle lernen Sie es – mehr als 40 Millionen Besucher vor Ihnen haben es auch schon geschafft. Unspektakulär ist an der größten Tropfsteinhöhle Deutschlands nur der Eingang. Wenn Sie aber die große Tür hinter sich geschlossen haben, tauchen Sie ein in eine Welt aus filigranen und majestätischen Naturwundern, die dafür sorgen, dass Sie aus dem Staunen nicht mehr herauskommen. Da tut es der Faszination auch keinen Abbruch, wenn Sie sich klarmachen, dass Sie hier »nur« vor Stein gewordenem Kalkwasser stehen und den Mund nicht mehr zubekommen. Und Sie sollten beim Anblick von steinernen Gardinen, strahlend blauen unterirdischen Seen und der Alhambra-Grotte denen Ihre Dankbarkeit zollen, die das Schmuckstück entdeckt haben.

      Wie so oft hatte dabei der Zufall seine Hände im Spiel. Man schrieb den 19. Juli 1907, als Arbeiter der Biggetaler Kalkwerke eine folgenschwere Sprengung vornahmen. Vor ihnen tat sich plötzlich ein Felsspalt auf, in den sie krochen – so ist das Gott sei Dank mit der Neugier des Menschen. Überwältigend muss der Anblick für die Männer gewesen sein, vor allem auch, weil er sie so unvorbereitet traf.

      Besser vorbereitet sind Sie, wenn Sie der Höhle, die ihren Namen genau wie die Stadt Attendorn der Fürstin Atta verdankt, heute einen Besuch abstatten. Wichtig: Ziehen Sie sich warm an, denn auch unter der Erde ist das Sauerland nicht für hohe Plusgrade bekannt. Nur neun Grad zeigt das Thermometer – aber das dafür konstant 365 Tage im Jahr. Und Sie sollten sich in jedem Fall auch einen Bissen des Atta-Käses nicht entgehen lassen. Der reift, abgeschieden von Ihnen und den anderen Besuchern der Höhle, rund 90 Tage in absoluter Ruhe.

      5o Meter unter der Erde liegt die Gesundheitsgrotte, wo Menschen mit Asthma, Bronchitis oder Neurodermitis Linderung suchen und finden.

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      Atta-Höhle

      Finnentroper Straße 39

      57439 Attendorn

      02722 93750

       www.atta-hoehle.de

      Attendorn: Attendorner Senfmühle

      Ein würzig-aromatischer Geruch liegt in der Luft – das Wasser läuft mir beim Anblick des gelb-bräunlichen Muses im Mund zusammen. Senf – eine meiner großen kulinarischen Leidenschaften. Hier gibt es ihn in großen Mengen und allen erdenklichen Geschmacksrichtungen. Ein Eldorado für mich und meine Probierwut. Sylvia Hilsmann, Inhaberin der Attendorner Senfmühle, reicht mir geduldig Probierlöffelchen auf Probierlöffelchen.

      Ihr Mann hatte die Idee, Senf herzustellen. Volker Hilsmann, ein begeisterter Hobbykoch, nahm die Nachfragen der Touristen ernst: »Was gibt es denn an typischen Lebensmitteln aus dem Sauerland, die sich auch noch gut verschenken lassen?« »Senf!« Die Antwort stand für Volker Hilsmann sofort fest. Er schaffte eine Senfmühle an, sammelte Rezepte und probierte diese aus. Heute besteht das Senfsortiment aus mehr als zwei Dutzend Sauerland-Senfsorten – angefangen vom Verkaufsschlager, dem Attendorner Mühlensenf, über Bier- und Knoblauchsenf bis hin zu Zubereitungen mit Apfel, Walnüssen, Preiselbeeren und Steinpilzen. Aber damit noch nicht genug. Längst haben Sylvia und Volker Hilsmann ihr Angebot erweitert. Und so stehen selbstgemachtes Pesto, Fruchtaufstriche, Soßen, Essig- und Ölflaschen und die selbstgemachten Liköre im Regal. Die seien etwas ganz Besonderes, fügt Sylvia Hilsmann hinzu. Der Clou: der erhöhte Fruchtanteil. Die eingelegten Früchte landen als Püree wieder im Likör. Daher sind die Inhalte der Flaschen etwas trübe – aber auch umso fruchtiger.

      In der Wintersaison kommen die Kunden in Scharen, um etwas vom heißbegehrten Rumtopf abzubekommen. Den stellen die Hilsmanns nur in einer kleinen Auflage her. »Der ist schneller weg, als wir gucken können«, freut sich Sylvia Hilsmann, dass sie und ihr Mann den Geschmack ihrer Kunden offensichtlich getroffen haben.

      Wer Volker und Sylvia Hilsmann bei der Senfherstellung über die Schulter schauen möchte, kann das bei einer Führung. Eine Verkostung gehört zum Programm.

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      Attendorner Senfmühle

      Ennester Straße 21

      57439 Attendorn

      02722 9769938

       www.sauerlandsenf.de

      Olpe: Biggesee

      Als Talsperren-Mitbesitzer dürfen sich die Menschen schon fühlen, die rund um den Biggesee leben. Und das, weil der nordrhein-westfälische Landtag 1956, im Jahr des Baubeginns, ein Gesetz verabschiedete, das als Biggetalsperrengesetz bekannt wurde. Erst im Jahr 2009 wurde die Verpflichtung gelöst, nach der die Bürger der umliegenden Region den sogenannten »Biggepfennig« abführen mussten. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Stadtwerke auf jeden verbrauchten Kubikmeter Wasser eine Abgabe geschlagen – 1956 waren das 1,2 Pfennig pro Einheit, 2009 1,79 Cent.

      Doch


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