Seelen-Orgie. Anonym

Seelen-Orgie - Anonym


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es widerspiegelte.

      „Auf was bist du eigentlich aus, verdammt noch mal, Larry?“ fragte sie de Cordoba. „Du Hundesohn! Du ziehst für diese Tuttle eine verdammt große Schau ab!“

      De Cordoba, bekleidet mit einem teuren, maßgeschneiderten Sporthemd und langen Hosen, zog seine Mundwinkel zu einem Grinsen hoch.

      „Du willst mir doch nicht sagen, daß du eifersüchtig bist, Syl?“ fragte er.

      Selene, deren langen, schlanke Beine durch den Minirock voll zur Geltung kamen, machte noch einen Schritt, blieb abrupt stehen, drehte sich langsam um und starrte de Cordoba an.

      „Du mußt übergeschnappt sein, wenn du das denkst, du eingebildeter Pinsel!“ rief sie, aber ihr Ton war ernst und ätzend. „Ich interessiere mich nicht dafür, wem du deine Rübe verpaßt!!“

      „Was paßt dir denn dann nicht?“ Lorand de Cordoba zuckte die Schultern.

      „Larry, um Himmelswillen, wache auf!“ Selene ging zu dem Sessel, der ihm gegenüber stand, setzte sich, beugte sich vor und sprach sehr ernst. „Mit dieser Sache hier haben wir eine Goldmine. Wir! Die Hälfte davon gehört mir, klar?“

      „Sicher weiß ich das. Du läßt es mich ja nie vergessen.“

      „Es ist auch besser so!“ fauchte die blonde Frau, nahm sich dann aber zusammen und fuhr ruhiger fort: „Wir holen jährlich an die hunderttausend Dollar netto aus diesem Geschäft — jeder von uns —, zumindest war es so in den letzten zwei Jahren. Stimmt’s?“

      „Ja, stimmt“, bestätigte de Cordoba und fragte sich, worauf sie hinaus wollte.

      „Ich möchte dieses Einkommen nicht verlieren, Larry …“ „Wer möchte das schon?“ unterbrach er sie, „und wer sagt, daß wir es verlieren werden? Wenn sich etwas ändert, dann nur, daß es noch mehr wird. Ich denke, daß wir bis zum Ende des Jahres noch ein paar Hütten mehr aufstellen müssen.“

      „Wir werden einen Dreck tun! Wir werden unseren Kram packen und klammheimlich aus diesem Staat verschwinden, wenn dieser Vogel — ich meine die Tuttle — erst einmal loslegt …“

      „Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun?“

      Selene Faisan zog eine Grimasse, seufzte und schüttelte ungeduldig den Kopf. „Du kennst ihre Geschichte so gut wie ich, Larry. Sie kann nicht anders, als ständig in üble Klemmen zu geraten. Zuerst schmeißt sie sich einem Kerl an den Hals, der sie gut vögelt, um ihm dann das Leben zur Hölle zu machen!“

      Lorand de Cordoba, der Große Flamen des Inneren Kreises, nahm einen großen Schluck von seinem Drink.

      „Syl, diese meschugge Puppe hat über zwanzig Millionen Piepen!“ sagte er nachdrücklich. „Das macht sie zum reichsten Mitglied unserer Kolonie … Und je mehr sie sich mir an den Hals wirft, um so mehr Geld fließt in … unsere Taschen — in deine und meine!“

      „Quatsch! Diese zwanzig und noch ein paar Millionen sind Kapital. Sie hat sie zwar geerbt, aber sie kann keinen Cent davon anrühren, bevor sie 35 oder mit jemandem verheiratet ist, der ‚einstimmig als aufrechter und verantwortungsvoller Mensch‘ von allen fünf Bankheinis in San Francisco eingeschätzt wird, die als ihre Treuhänder fungieren.“

      „Du vergißt einiges, Syl.“ De Cordoba leerte sein Glas und stellte es auf einen Tisch neben seinem Sessel. „Das jährliche Einkommen aus diesem Kapital beläuft sich auf über eine Million, und von diesem Kuchen können wir uns eine schöne Scheibe abschneiden! Und das ist wahrlich kein Kleingeld!“

      Selene fühlte, wie ihre Ungeduld zunahm. Sie war schon früher mit ihm die Moira Tuttle-Geschichte durchgegangen. Im Detail. Drei oder vier Mal. Aus irgendeinem Grund schien bei ihm der Groschen nicht zu fallen. Er war geblendet vom Glitzern der Beute, schloß sie. Er sah nur den Glanz der vielen Millionen und weigerte sich, mögliche Komplikationen in Betracht zu ziehen.

      „Larry! Auch dieses Einkommen wird von ihren Treuhändern kontrolliert. Moira Tuttle kann keine großen Sprünge machen. Sie kann nie auch nur einen Dollar mehr als fünftausend auf einmal ausgeben, ohne die Zustimmung von mindestens zwei der Treuhänder eingeholt zu haben. Deshalb mußten wir ihre fromme Spende von 20 ooo Dollar auch in fünf Raten von je 4 000 Dollar annehmen.“

      Er zuckte die Schultern. „Was macht’s schon, wie lange es dauert, sie zu melken? Solange das Geld hereinkommt, nehme ich es gerne in Happen, Stücken, Raten — wie es eben kommt.“

      Guter Gott, manchmal ist er wirklich nicht ganz normal, dachte Selene Faisan. „Dann will ich mal dein Gedächtnis auffrischen, mein Freund. Die Dame wurde von Spencer Devlin hierher gebracht — noch so ein sextoller Heini, der zuviel Geld geerbt hat. Ich habe mit Moira Tuttle die Einführungsgespräche zur Auswertung ihrer Persönlichkeit geführt. Sie ist nicht nur das reichste unserer Mitglieder, sondern sie ist auch am meisten hirnverbrannt und neurotisch, und das will eine Menge heißen.“

      Sie machte eine Pause, als de Cordoba aufstand, sein leeres Glas zu einer versteckten Hausbar trug — sie war hinter einer buddhistischen Skulptur verborgen, die an der ausklappbaren Wandtäfelung befestigt war — und mixte sich noch einen Drink. Er kam zu seinem Sessel zurück.

      „So“, grunzte er. „Weiter. Rede es dir von der Seele.“

      Selene atmete tief durch. „Seit ihr Vater vor fünf Jahren gestorben ist, war sie in ein halbes Dutzend Skandale verwickelt, die die Schlagzeilen für jede Zeitung im Land geliefert haben. Ich brauchte nicht danach zu fragen, um das zu erfahren. Wir beide haben schon lange von ihr gehört, bevor sie den Weg zu uns gefunden hat.“

      „Okay. Dann war sie also in Skandale verwickelt. Aber das waren die meisten unserer sexfröhlichen Geweihten.“ „Sicher. Es liegt auf der Hand, daß ihnen so etwas passierte. Sie sind eben solche Menschen, die gar nicht anders können, als irgendwann in ihrem Leben einmal ins Fettnäpfchen zu treten. Der große Unterschied ist nur, daß Moira Tuttle nicht nur eine Nymphomanin, nicht nur skandalträchtig, nicht nur eine Spinnerin ist, sondern daß sie ihre helle Freude daran hat, Ärger zu machen. Sie lechzt geradezu danach, jemanden zu ruinieren, der nein sagt, oder nur zu lange zögert, um ja zu sagen.“

      Lorand de Cordoba prostete ihr mit seinem neuen Drink zu.

      „Wir haben das doch schon alles durchgesprochen“, sagte er gelangweilt. „Die Antwort ist einfach. Wir sagen nie nein, und wir zögern nie, bevor wir ja sagen. Wir werden uns ganz besonders bemühen, unsere Tuttle immer glücklich und zufrieden zu machen, damit diese Viertausend-Dollar-Raten immer schön regelmäßig hereinfließen.“ Er grinste und neigte seinen Kopf in Richtung der Buddhaskulptur. „Möchtest du wirklich keinen Drink, um dich ein wenig abzukühlen?“

      „Nein, danke.“ Selene schaute einen Augenblick auf ihre Fingernägel und sprach dann wieder. „Das klingt hübsch und klug ausgedacht. Gib dem Baby seinen Schnuller, und schon gibt es keine Sorgen mehr.“

      „Richtig, richtig“, grinste er und klopfte sich auf sein Geschlecht. „Und ich habe hier den Schnuller, den sie am meisten will.“

      „Äh-hmm“, räusperte sich Selene und nickte skeptisch. „Sicher, das ist es, was sie will — oder meint, es haben zu wollen. Aber bei ihrem Charakter kann man nicht einmal raten, was sie vielleicht nächste Woche haben will … oder in den nächsten fünfzehn Sekunden. In ihrem geilen Körper und in ihrem hübschen Köpfchen steckt eine Maschine, die rund um die Uhr auf Kummermachen programmiert ist, Larry. Sie hat es auf alles und auf alle abgesehen. Das geht auf ihre Kindheit zurück.“

      De Cordoba gähnte.

      „Im Augenblick haben wir insgesamt dreiundzwanzig weibliche Geweihte im Alter von 21 bis 42. Unsere Interviews mit den Anwärterinnen haben die Tatsache offenbart, daß nicht weniger als acht von ihnen, also jede dritte, die tollste ödipale Kindheitsgeschichte aufzuweisen haben, die Sigmund Freud sich nur erträumen konnte. Nimm zum Beispiel Ellen Percivall! Sie ist beinahe seit Anfang an bei uns und ist Mitglied mit Sonderrechten. Hat sie uns jemals Ärger gemacht? Oder die anderen? Nein, verdammt noch mal! Wir lassen


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