Die psychoanalytische Ambulanz. Группа авторов
inneren Vorgänge zum irreduziblen Bestandteil des analytischen Prozesses und zum tragenden Element des szenisch-situativen Verstehens. In diesem Sinne resümiert Argelander: »Das Geheimnis eines umfassenden Verstehens im Erstinterview ist die Beteiligung der Persönlichkeit des Interviewers am Prozeß der Wahrnehmung« (ebd., S. 111).
Auf dieser Grundlage, einer Epistemologie, die die Subjektivität des Analytikers und seine Involviertheit in den Untersuchungsprozess in Gestalt seiner Gegenübertragungen grundsätzlich voraussetzt, systematisch reflektiert und zum Gegenstand analytischer Forschung macht, hat Hermann Argelander ein Erstinterviewverfahren entwickelt, das bis heute die Grundlage der klinischen Arbeit in der Ambulanz des Sigmund-Freud-Instituts darstellt.
Literatur
Argelander, H. (1967). Das Erstinterview in der Psychotherapie I, II, III. Psyche-Z Psychoanal., 21 (5,6,7), 341-368, 429-467, 473-512.
Argelander, H. (1968). Der psychoanalytische Dialog. Psyche-Z Psychoanal., 22 (5), 325-339.
Argelander, H. (1968). Der psychoanalytische Befund. Psyche-Z Psychoanal., 22 (9-11), 748-753.
Argelander, H. (1970). Das Erstinterview in der Psychotherapie. Darmstadt: WBG.
Argelander, H. (1970a). Die szenische Funktion des Ichs und ihr Anteil an der Symptom- und Charakterbildung. Psyche-Z Psychoanal., 24, 325-345.
Argelander, H. (1981). Der Beginn des ärztlichen Gespräches als Erkenntnisquelle. In: Ehebald U. & Eickhoff, F.W. Humanität und Technik in der Psychoanalyse, Bern: Huber, 112-122.
Balint, M. (1973). Therapeutische Aspekte der Regression. Hamburg: Rowohlt.
Bayer, L. (1996). Wiederholung und Genießen. In: Riss. Zeitschrift für Psychoanalyse. Freud – Lacan, 33/34, 9-18.
Bohleber, W. (2007). Editorial. Psyche-Z Psychoanal., 61 (9-10), 831-836.
Bareuther, H. (1989). Forschen und Heilen. Frankfurt: Suhrkamp.
Eickhoff, F-W. (2005). Über Nachträglichkeit. Die Modernität eines alten Konzepts. In: Jahrbuch der Psychoanalyse (2005), 51, 139–161.
Eckstaedt, A. (1995). Die Kunst des Anfangs. Frankfurt: Suhrkamp.
Freud, S. (1900a). Die Traumdeutung. GW II/III.
Freud, S. (1904a, 1903). Die Freudsche psychoanalytische Methode. GW V, 3-10.
Freud, S. (1910d). Die zukünftigen Chancen der psychoanalytischen Therapie. GW VIII, 104-115.
Freud, S. (1912b). Zur Dynamik der Übertragung. GW VIII, 364-374.
Freud, S. (1913c). Zur Einleitung der Behandlung. Weitere Ratschläge zur Technik der Psychoanalyse GW VIII, 454-478.
Freud, S. (1914g). Erinnern, Wiederholen und Durcharbeiten. Weitere Ratschläge zur Technik der Psychoanalyse. GW X, 126-136.
Freud, S. (1926e). Die Frage der Laienanalyse. GW XIV, 207-286.
Freud, S. (1927a). Nachwort zur »Frage der Laienanalyse«. GW XIV, 287-296.
Freud, S. (1933a). Neue Folge der Vorlesung zur Einführung in die Psychoanalyse. GW XV.
Freud, S. (1940a, 1938). Abriß der Psychoanalyse. GW XVII, 63-123.
Heimann, P. (1950). On conter-transference. In: Int. J. Psycho-Anal. 31, 81-84.
Heimann, P. (1964). Bemerkungen zur Gegenübertragung. Psyche-Z Psychoanal. 18 (9), 483-493.
Haeberle, B. (2002). Die Ambulanz des Frankfurter Psychoanalytischen Instituts. In: Texte Zs. 22 (2), 70-89.
Hohage, R. u. a. (1981). Über die diagnostisch-therapeutische Funktion von Erstgesprächen in einer psychoanalytischen Ambulanz. Psyche-Z.Psychoanal. 59, 544-556.
Hoyer, T. (2008). Im Getümmel der Welt. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Kerz-Rühling, I. (2005). Wie beurteilen Patienten ihre Erfahrung in einer psychoanalytischen Ambulanz. Psyche-Z Psychoanal., 59 (7), 589-610.
Klüwer, R. (1995). Agieren Mitagieren – zehn Jahre später. In : Zeitschrift für psychoanalytische Theorie und Praxis. 10 (1), 45-70.
Lacan, J. (1980). Die vier Grundbegriffe der Psychoanalyse. Olten: Walter-Verlag.
Leuzinger-Bohleber, M. & Haubl, R. (2011). Psychoanalyse: interdisziplinär-international-intergenerationell. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Lorenzer, A. (1970). Sprachzerstörung und Rekonstruktion. Frankfurt: Suhrkamp.
Lorenzer, A. (1977). Zur Begründung einer Materialistischen Sozialisationstheorie. Frankfurt: Suhrkamp.
Lorenzer, A. (1983). Sprache, Lebenspraxis und szenisches Verstehen in der psychoanalytischen Therapie. Psyche-Z. Psychoanal., 37 (2), 97 – 115.
Lorenzer, A. (1984). Konzil der Buchmacher. Frankfurt: Fischer.
Lorenzer, A. (1984a). Intimität und soziales Leid. Frankfurt: Fischer.
Mertens, W. (2015). Psychoanalytische Behandlungstechnik. Stuttgart: Kohlhammer.
Mitscherlich, A. & Mielke, F. (1947). Diktat der Menschenverachtung. Heidelberg: Schneider.
Mitscherlich, A. & Mielke F. (1949). Wissenschaft ohne Menschlichkeit. Heidelberg: Schneider.
Plänkers, T. (2011). Fluctuat et mergitur. In: Leuzinger-Bohleber, M. & Haubl, R. Psychoanalyse: interdisziplinär-international-intergenerationell. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 81-99.
Weiß, H. (1988). Der Andere in der Übertragung. Stuttgart-Bad Cannstadt: frommann-holzboog.
3 Mit ihren wesentlichen Bestandteilen: dem Zusammenspiel von ›freier Assoziation‹ und ›gleichschwebender Aufmerksamkeit‹, der Bearbeitung des ›Widerstands‹ und der ›Übertragung/Gegenübertragung‹, sowie dem Ziel, Unbewusstes bewusst zu machen (Freud 1904a).
4 In Anlehnung an Alfred Lorenzer wies Argelander darauf hin, dass das szenisch-situative Verstehen aufgrund der »Teilhabe« des Analytikers »an der Situation des Patienten« die »Verankerung von Verstehen im Faktisch-Realen« (ebd. S. 60-61) zulasse. Ohne dies an dieser Stelle gebührend vertiefen zu können, möchte ich darauf hinweisen, dass bei dieser sogenannten »Verankerung« des Verstehensprozesses im »Faktisch-Realen«, der Eindruck erweckt werden könnte, dass mit Hilfe des szenischen Verstehens die Möglichkeit bestünde, die unbewussten Komplexe des Patienten direkt und unmittelbar zu erfassen. Eine solche Konzeptualisierung stünde jedoch in eklatantem Widerspruch zu einer wesentlichen Prämisse des psychoanalytischen Denkens, dass nämlich sein Gegenstand, das Unbewusste, nie direkt beobachtbar, sondern nur indirekt von der Oberfläche her (Freud 1940a) interpretativ zu erschließen ist. Argelander, der diese Prämisse teilt, betonte mehrfach: »Das direkte Verstehen aktueller unbewußter Phänomene ist auch dem erfahrensten Analytiker nicht gegeben« (Argelander 1970a, S. 328–329). Dieser epistemologische Grundsatz gilt selbstverständlich auch beim szenischen Verstehen: Denn das Szenische, an dem der Analytiker »teilhat«, ist zumindest für Argelander nicht das »Faktisch-Reale«, das »eigentliche« vorsprachliche Unbewusste, das hinter dem Sprachlichen als Urgrund des Subjekts auszumachen wäre. In eine solche reifizierende Richtung entwickelte Lorenzer das Konzept des Szenischen. In seiner »materialistischen Sozialisationstheorie« erklärte er das Szenische zum Konstitutionsbegriff, fragte sich, »wie das Szenische in den Menschen kommt« (Lorenzer 1981, S. 87) und deklarierte es zum Grundbaustein des Unbewussten. Das Es habe eine »szenische Struktur«, sei aus »szenischen Beziehungsformeln gebildet« (Lorenzer 1983, S. 112). Gestützt auf sein Konzept der Interaktionsformen postulierte Lorenzer einen gesellschaftlich hergestellten Subjektbereich »sinnlich-organismischer Praxisfiguren«, der als eigenständiges vorsprachliches Praxisgefüge im Subjekt zu gelten habe. An diesem