Die psychoanalytische Ambulanz. Группа авторов
fragebogengestützten Patientendokumentation vorgestellt. Neue Forschungsperspektiven, die diese Dokumentationsform ermöglicht, werden diskutiert.
Eine Besonderheit der Ambulanz am Frankfurter Sigmund-Freud-Institut liegt gerade darin, dass sie die Aufgaben einer Versorgungsambulanz mit denjenigen einer Forschungsambulanz verbindet. Dazu gehört auch die Mitwirkung in der Ausbildung und Lehre. Durch die regelmäßige Teilnahme niedergelassener Kolleginnen und Kollegen an der Ambulanzkonferenz, der Kooperation mit klinischen Einrichtungen sowie anderen, am Haus angesiedelten Ambulanzen (des Frankfurter Psychoanalytischen Instituts, des Anna-Freud-Instituts für Kinder und Jugendliche sowie des Jüdischen Psychotherapeutischen Beratungszentrums) kommt eine enge Vernetzung mit dem ambulanten und stationären Versorgungssektor zustande. Diese Besonderheit spiegelt sich in den Beiträgen des vorliegenden Bandes wider.
Nach einer Einführung in die Geschichte des SFI geht Lothar Bayer den Besonderheiten der Institutsambulanz in ihrer Doppelfunktion als Forschungs- und Versorgungsambulanz nach (
Ralph J. Butzer stellt das Konzept des szenischen Verstehens bei Alfred Lorenzer vor (
Im Rahmen der von ihm entwickelten materialistischen Sozialisationstheorie versucht er zu zeigen, wie sich im Kind von Beginn an, schon vor der Spracheinführung, soziale Interaktionen als »sinnliches Praxisgefüge« niederschlagen. Diese sog. Theorie der Interaktionsformen bildet nach Lorenzer die Grundlage einer besonderen Form der Hermeneutik, einer »Hermeneutik des Leibes«, die ihrerseits das psychoanalytische Verstehen theoretisch fassbar und soziologisch anschlussfähig machen soll. Im deutschsprachigen Raum haben Lorenzers Entwürfe als »Tiefenhermeneutik« die sozialwissenschaftliche Anwendung der Psychoanalyse beeinflusst.
Der Aufsatz von Bernd Pütz behandelt die Frage der Einrichtung des sog. Behandlungsrahmens (
Felix Schoppmann beschreibt vor dem Hintergrund kleinianischer und postkleinianischer Konzepte typische Übertragungs-Gegenübertragungs-Konstellationen, die sich in Erstgesprächen mit schwerer gestörten Patienten einstellen (
Carla Messmann geht in ihrem Beitrag der Bedeutung des psychoanalytischen Zweitgesprächs nach (
Der Beitrag von Annabelle Starck »Die Choreografin – Klinisches Beispiel einer Diskussion in der Ambulanzkonferenz« vermittelt einen Eindruck von der Arbeitsweise der wöchentlich stattfindenden Ambulanzkonferenz (
Um die Herstellung eines ausreichend flexiblen und zugleich ausreichend haltgebenden Rahmens, durch den ein Raum für psychoanalytisches Arbeiten auch unter erschwerten Bedingungen entstehen kann, geht es im Aufsatz von Sigrid Scheifele. Sie berichtet aus der »Flüchtlingsambulanz«, die 2015 am SFI angesichts des stark erhöhten Bedarfs an psychotherapeutischer Hilfe für Geflüchtete und Asylsuchende ins Leben gerufen wurde (
Ausgehend von drei Fallbeispielen – einer schwer depressiven afghanischen Patientin, die mit ihrem Mann und den beiden jüngsten Kindern länger als ein Jahr in einer Sammelunterkunft lebt, einem afghanischen Mann, dessen Ehe in Deutschland zerbricht, und einem in der Heimatstadt in Sippenhaft genommenen und misshandelten Syrer im fortgeschrittenen Alter – geht die Autorin der Besonderheit der Konstitution des analytischen Raums in der Arbeit mit Geflüchteten nach. Wie lassen sich Behandlungsmöglichkeiten erkunden, wenn das Außen unsicher ist, und die Perspektive auf das subjektive Leiden festgehalten werden soll? Wie kann trotz Unsicherheit des Aufenthalts, ohne intimen Lebensraum, ohne – hinreichende – Kenntnis der Sprache, bei Erschütterung der Geschlechterkultur und der elterlichen Autorität ein analytischer Prozess in Gang kommen?
Annabelle Starck stellt die aktuelle »Studie zur psychodynamischen Therapie von Zwangserkrankungen« vor (