Privatdetektiv Joe Barry - Stirb, Schnüffler. Joe Barry

Privatdetektiv Joe Barry - Stirb, Schnüffler - Joe Barry


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      „Ich verlange eine Erklärung“, schnaufte der Überfallene empört.

      „Halt den Schnabel!“ brummte Al. Er nahm den Revolver in die andere Hand und tastete den Gefangenen nach Waffen ab. Er fand nichts.

      „Was sagst du dazu?“ wandte er sich an Georges. „Er hat nicht mal ’ne Kanone.“

      „Ich sagte dir ja, er ist ein ganz gewöhnlicher Asphaltfritze“, kicherte Georges und beschleunigte das Tempo. „Für uns überhaupt kein Problem!“

      „Das ist Kidnapping“, keuchte der junge Mann. „Lassen Sie mich sofort ’raus!“

      „Immer hübsch mit der Ruhe“, blies Al ihn von der Seite an. „Wir machen jetzt eine hübsche kleine Spazierfahrt zusammen. Dabei wirst du lernen, deine Nase nicht mehr in anderer Leute Angelegenheiten zu stecken.“

      „Ich verstehe kein Wort.“

      Al beugte sich vor und stieß ihm den Revolver schmerzhaft in die Seite.

      „Halt jetzt den Schnabel, oder ich werde verdammt ungemütlich“, fauchte er.

      Schließlich bog Georges nach links ab und fuhr die Auffahrt für Lastwagen empor. Der Gestank war bestialisch. Ringsum sie türmte sich Müll und Unrat.

      Georges stoppte, und die Türen klappten auf.

      „Aussteigen!“ Ad zerrte den Mann heraus. Der sah ihn verstört an.

      „Was habt ihr vor?“ stammelte er.

      „Wirst du gleich sehen!“ Al stieß ihn rückwärts vor sich her, bis er am Rande der Müllkippe stand. Der Schuttberg fiel hier steil ab, mindestens fünfzig Meter tief.

      „Du bist gewarnt worden, Barry“, zischle Al. „Aber du hast nicht hören wollen. Also müssen wir dir einen Denkzettel verpassen, damit du endlich begreifst, daß du deine Nase aus unseren Angelegenheiten heraushalten sollst.“

      Das Gesicht des jungen Mannes verzerrte sich.

      „Ihr irrt euch!“ schrie er. „Ich schwöre euch, daß es ein Irrtum ist. Ich bin nicht …“

      Eine Faust schoß vor. Es gab einen kurzen, trockenen Laut. Der Getroffene wurde nach rückwärts geschleudert. Er verlor das Gleichgewicht, taumelte, ruderte mit den Armen und versuchte, sich zu fangen. Aber er war zu dicht am Abhang. Er segelte durch die Luft, schlug hart auf und glitt ab. Mit ihm setzte sich eine Lawine von leeren Büchsen, Flaschen und sonstigem Müll in Bewegung.

      Al beugte sich vor und sah grinsend zu, wie der andere den Hang hinunterrutschte und sich dabei immer wieder überschlug. Endlich blieb er unten liegen. Ein paar Brocken rollten noch hinterher, dann war Stille. Ein widerlicher Gestank stieg empor.

      Angeekelt rümpfte der Gangster die Nase.

      „Das soll nun der berühmte Gangsterschreck sein! Diese Flasche! Der dürfte seine Lektion gelernt haben.“

      Bei Lieutenant Antony Starr, dem Chef der Mordkommission Manhattan, klingelte das Telefon.

      „Hier spricht Mac“, meldete sich der Hausmeister aus der Kings Point Avenue. „Mr. Starr, wissen Sie zufällig, wo Joe steckt?“

      „Bei uns hat er schon vor zehn Jahren gekündigt. Warum fragen Sie?“

      „Eben hat hier einer angerufen. Er sprach mit stark französischem Akzent und hauchte mir folgendes ins Ohr: Ich sollte Barrys Freunden ausrichten, wenn sie ihren Helden vermissen, könnten sie ihn auf dem Müllabladeplatz von Twin Oaks abholen. Ich weiß nicht, was ich damit anfangen soll. Der Bursche hat gleich wieder aufgelegt. Ich dachte mir, idi frage mal bei Ihnen nach. Hat sein neuester Fall vielleicht was mit Müllabfuhr zu tun?“

      „Joe auf dem Schuttplatz – das soll wohl ein Witz sein?“ knurrte der Lieutenant in die Muschel, ohne auf die geistreidie Frage des Dicken einzugehen.

      „So kam mir’s auch vor. Aber vielleicht ist doch etwas dran. Joe ist schon den ganzen Tag weg. Das hangt bestimmt mit der Flocke zusammen, die ihn heute früh um sechs Uhr schon heimgesucht hat.“

      „Wir können der Sache ja mal nachgehen.“

      „Tun Sie das“, sagte Mac. „Vielleicht hat sich nur jemand einen schlechten Scherz erlaubt. Es gibt in unserer Branche ja die merkwürdigsten Scherzbolde.“

      Der Lieutenant veranlaßte, daß ein Patrol Car nach Twin Oaks hinausgeschickt wurde. Dann wandte er sich wieder seiner Arbeit zu. Er glaubte nicht, daß man auf der Schutthalde etwas anderes finden würde als stinkenden Unrat.

      Eine halbe Stunde später wurde ein Funkspruch aus Twin Oaks zu ihm durchgestellt.

      „Lieutenant!“ Die Stimme des Sergeant, der die Streife führte, klang aufgeregt. „Wir haben ihn gefunden.“

      „Wen – Barry?“

      „Ob es Barry ist, weiß ich nicht. Ich bin noch nicht lange bei der Polizei und kenne KX nicht persönlich. Aber er könnte es sein. Er ist bewußtlos und wurde ziemlich übel zugerichtet. Jemand scheint ihn über die Müllkippe geworfen zu haben.“

      „Habt ihr keine Papiere gefunden?“

      „No, Lieutenant, nichts. Wir bringen ihn jetzt ins Hospital von Twin Oaks. Schikken Sie jemand heraus, der ihn identifizieren könnte?“

      Antony hatte sich schon den Hut vom Haken geangelt.

      „Ich komme selbst“, knurrte er und stürmte los.

      Mit Rotlicht und Sirene wühlte er sich durch den zähflüssigen New Yorker Nachmittagsverkehr. Er schaffte die Strecke bis Twin Oaks in einer halben Stunde. Die Streifenbeamten erwarteten ihn vor dem Hospitaleingang.

      „Wie geht es ihm?“ fragte der Lieutenant besorgt.

      „Besser als wir dachten. Die Ärzte haben unzählige Prellungen und eine Gehirnerschütterung festgestellt, aber nichts Ernstliches. Er ist allerdings noch nicht wieder bei Bewußtsein.“

      „Möchte wissen“, murmelte Antony, „in welchen Fettnapf er da wieder getreten ist.“

      Der Stationsarzt trat ihm vor dem Krankenzimmer entgegen.

      „Eine Minute, Lieutenant“, sagte er streng. „Sie dürfen ihn nur ansehen. Versuchen Sie nicht, ihm Fragen zu stellen. Dazu ist später noch Zeit.“

      Leise öffnete Antony die Tür und näherte sich dem Krankenbett. Von dem Verletzten im Bett war nur noch das Gesicht zu sehen, alles andere war dick bandagiert.

      Der Lieutenant beugte sich über die lebende Mumie.

      „Nun?“ fragte der Polizist, der ihn hergebracht hatte.

      Antony Starr schüttelte den Kopf.

      „Das ist nicht Barry“, sagte er.

      „Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr! Wenn das nicht Barry ist, wo ist er dann?“

      „Hier!“ sagte eine Stimme hinter ihnen.

      Sie fuhren herum. In der offenen Tür stand Joe.

      „Du machst mir vielleicht Freude!“

      „Das da auch“, sagte Joe trocken und wies auf den Patienten.

      Er packte den Freund am Arm und zog ihn aus dem Krankenzimmer.

      „Eine schlichte, aber für den armen Teufel da höchst schmerzhafte Verwechslung“, erklärte er. „Die Schläger, die den Jungen so zugerichtet haben, hielten ihn für mich. Das ist alles.“

      „Und wie kommst du hierher?“

      „Ich rief im Headquarters an und wollte dich sprechen. Leutnant Myers schickte mich hierher.“

      „Wie ich dich kenne, hast du auch eine Erklärung parat, wie diese Verwechslung zustande kam.“

      „Allerdings.“ Joe berichtete von Pats Besuch. „Sie wollte,


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