Frostsklave. Regina Mars

Frostsklave - Regina Mars


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vor ihm, die seltsame Art, wie er sich einen Moment lang nicht gewehrt hatte, wie er einfach unter Gal gelegen hatte. Wie Gal seine Schenkel auseinandergedrückt hatte. Er stellte sich vor, Lukacs sei nackt, dass die Sonne und die Birkenblätter ein Lichtmuster auf seine helle Haut zeichneten. Dass er die Augen schloss und stöhnte. Dass seine Lippen sich öffneten, dass Gal die Kälte am Bauch spürte, als Lukacs sich aufbäumte und schrie.

      Gal schrie nicht. Als der Blitz in ihn fuhr, als sein Reiben immer hektischer wurde, biss er sich auf die Lippen und grub die Zähne hinein, bis er Blut schmeckte. Nur ein dumpfes Stöhnen drang hervor, obwohl ihm schwindlig wurde vor Erlösung. Obwohl er in die Knie ging, seine Milch verströmte und helle Lichter vor seinen Augen tanzten. Das Beben in seinem Inneren ließ nach und wich wohliger Entspannung. Er betrachtete die Sauerei auf seinen Händen, auf seinen Schenkeln, im Gras, und fühlte sich tonnenschwer.

      Sünder, dachte er. Biest.

      Er wischte sich die Hände ab. Bat den Ewigen um Vergebung und als er sicher war, dass man ihm nichts mehr ansehen konnte, trat er hervor.

      Lukacs wartete auf ihn.

      »Was hat so lange gedauert?«, fragte er und seine Zähne blitzten.

      »Nichts.« Gal konnte ihn nicht ansehen. Er ging zwischen den Birken hindurch und schnappte sich seine Kleidung. Streifte das Hemd über, das glücklicherweise frisch roch. Gut, dass er es die ganze Zeit um die Hüfte gebunden hatte.

      »Du warst ja ewig weg. Hast du dir noch einen gerubbelt?«, fragte Lukacs.

      »Ja, und dabei hab ich an deine Mutter gedacht.«

      Ein Würgen. »Du bist heute echt widerlich.«

      »Und du echt pervers.« Gal knotete seine Hose zu. Schaffte es immer noch nicht, Lukacs anzusehen, ohne dessen erhitztes, stöhnendes Gesicht zu sehen. Die Kälte auf seiner Haut zu spüren.

       Es ist wie Schnee.

      »Äh.« Er setzte sich, um seine Stiefel anzuziehen. »Also. Danke noch mal.«

      »Bitte.« Lukacs wippte vor und zurück, Ferse, Ballen, Ferse, Ballen. »Also. He, vielleicht, also … Wenn wir jetzt echt lange zusammen sind, du als mein Diener und so … Ich meine.« Er seufzte. »Mann, lach mich nicht aus, ja? Aber vielleicht müssen wir uns gar nicht immer streiten.«

      »Was?« Gal lachte. Wie ein Trottel lächelte er zu Lukacs hoch. »He, du weißt, wie ich es meine, wenn ich dich einen perversen Weichling nenne, oder?«

      »Nein. Wie?«

      Gals Herz trommelte wie wild. »Na, du weißt schon.«

      »Nein, weiß ich nicht.« Lukacs legte den Kopf schief. »Meinst du, dass du eigentlich sagst: Mein Freund, ohne dich wäre mein Leben arm?«

      »Ja.« Gal rieb sich über die breite Nase. »Genau das.«

      »Oh.« Das Wippen hörte auf. »Ich, also. Ich auch.«

      »Das weiß ich doch, Lukacs.« Mist, er wurde rührselig. »Äh. Schönling.«

      »Biest.« Es lag so viel Wärme in Lukacs' Stimme, als hätte er »Liebster« gesagt. Zumindest bildete Gal sich das ein.

      Du musst aufpassen, dachte er. Verrat dich nicht. Genieße und schweig und sei kein Volltrottel.

      Doch sein Mund wurde nass, wenn er daran dachte, wie salzig Lukacs' Haut schmecken würde. Seine Finger zuckten vor Verlangen, ihn zu packen, wieder ins Gras zu werfen, diesmal nicht aufzuhören, ihn zu nehmen, egal …

      Egal, wie sehr Lukacs ihn danach hassen würde.

      Nein. Nein, das durfte er nicht tun. Nicht mit seinem einzigen Freund. Lukacs Andon, der ihn davor gerettet hatte, ein Söldner zu werden.

      Trotz des Tumults in seinem Inneren lächelte Gal. »He. Ich kann's noch gar nicht kapieren. Ich werd nicht im Krieg gegen den alten Drachenbaron verrecken. Ich werd in 'nem gemütlichen Stall liegen und den Pferden beim Furzen zuhören. Und dir Tee servieren und den Arsch abputzen und was du sonst so brauchst.«

      »Ich sehe schon, du wirst der beste Diener aller Zeiten.« Lukacs verdrehte die Augen.

      »Werd ich.« Gal erhob sich. »Nein, echt. Du sagst was und ich mach's. Versprochen.«

      »Das glaube ich, wenn ich es erlebe.«

      »Glaub's ruhig. Na los, gib mir einen Befehl.«

      Lukacs legte den Kopf schief. »Lass mich deine Hörner anfassen.«

      Gal zuckte zurück. »Sie sind verflucht. Mach das lieber nicht.«

      »Das war ein Befehl.«

      Gal seufzte. Er senkte den Kopf, damit seine verdammten Hörner auf Lukacs' Augenhöhe waren. Spürte den Druck von dessen Fingern. Nicht auf den Hörnern, die Dinger waren taub. Auf der Stirn, ganz sacht, weil die Haut dort spannte.

      »Du sägst sie ab, oder?« Lukacs klang interessiert. »Ich sehe die Kanten.«

      »Ja. So kurz, wie ich kann.« Die Hörner waren gerade nur Stumpen. »Wenn ich sie wachsen lasse, dann … na, dann wachsen die richtig. Ich glaube, die würden einmal rund gehen und die Spitzen wären hier.« Er deutete auf seine Wangen.

      »Ah.« Lukacs trat zurück. Er wirkte äußerst interessiert. »Es war ein Brandstifter, der dich verflucht hat, oder?«

      »Ja. Der hatte einen ganzen Bauernhof niedergeflämmt, weil sie ihn weggejagt haben. Er hätte geerbt, wenn er kein Monster gewesen wäre. War der älteste Sohn.« Gal kratzte sich im Nacken. »Das hat ihn echt sauer gemacht. Als sie ihm die Schlinge um den Hals gelegt haben, da hat er mit den Verwünschungen angefangen, sagt Mutter. Du da, du wirst von einem Stier gefickt werden und dran verrecken. Du da, du wirst von deinem eigenen Pflug überrollt. Und du, du wirst ein Monster gebären.«

      »Aber das bist du nicht. Das Monster bin ich.« Lukacs sagte es so leicht, aber Gal wusste, dass er sich sorgte. »Du bist nur verflucht.«

      »Ist doch alles das Gleiche. Nur mir sieht man es an.«

      »Ja.« Lukacs zögerte. »Ist irgendwas davon eingetroffen? Von den anderen Flüchen?«

      Darüber hatte Gal nicht groß nachgedacht. »Keine Ahnung. Glaub nicht. Brigitta Onnig läuft jedenfalls immer noch rum, ohne von 'nem Stier gefickt worden zu sein.«

      »Ganz schön fies.« Lukacs reckte sich. »Ich könnte ein Bier vertragen. Was ist mit dir?«

      »Zwei. He, wenn du mir 'ne Anzahlung gibst, kann ich dir eins ausgeben.«

      »Der Lohn kommt am Monatsende.« Lukacs band sein Pferd los. Der Sonnenbrand war besser geworden. Viel besser. Seine Wangen waren nur noch ganz leicht gerötet. Lag vielleicht daran, dass er ein Kalter war. »Bis dahin spendiere ich dir alles.«

      »Oh.« Gal steckte die Hände in die Hosentaschen. »Gut. Aber ich will dir echt nicht auf der Tasche liegen. Sobald Zahltag war, geht's in die nächste Kneipe, klar?«

      »Klar.« Ein Lächeln, so strahlend wie die Sommersonne. So hell, dass es schmerzte. »Ich freu mich drauf.«

      »Ich auch.«

      Einträchtig und fast ohne sich zu streiten gingen sie nebeneinander her. Über den Trampelpfad, an leeren Feldern entlang und über Wiesen, auf denen die Äste der Birnbäume sich vor Früchten bogen. Leichter Wind kühlte Gals Stirn und er konnte nicht glauben, dass Lukacs ihn gerettet hatte. Dass Lukacs ihm vertraute.

      Er würde ihn nicht enttäuschen. Gleich morgen würde er herausfinden, wie man Tee richtig eingoss. Das mit dem Ankleiden war ein Witz gewesen, oder?

      Was, wenn nicht?

      7. Erntefest

      Die Luft war schwer von Bratenfett und in Honig gerösteter Äpfel. Gespräche schwirrten über den Marktplatz, Lachen hallte von den krummen Hauswänden


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