Die bekanntesten Theaterstücke. Heinrich von Kleist

Die bekanntesten Theaterstücke - Heinrich von Kleist


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Heda! Ist niemand hier zu Hause?

      MERKUR:

       Philippus! Charmion! Wo steckt ihr denn!

      AMPHITRYON:

       Der Niederträchtige!

      MERKUR:

       Man muß dich doch bedienen.

       Doch harrst du in Geduld nicht, bis sie kommen,

       Und rührst mir noch ein einzigs Mal

       Den Klöpfel an, so schick ich von hier oben

       Dir eine sausende Gesandtschaft zu.

      AMPHITRYON:

       Der Freche! Der Schamlose, der! Ein Kerl,

       Den ich mit Füßen oft getreten; ich,

       Wenn mir die Lust kommt, kreuz'gen lassen könnte. –

      MERKUR:

       Nun? bist du fertig? Hast du mich besehen?

       Hast du mit deinen stieren Augen bald

       Mich ausgemessen? Wie er auf sie reißt!

       Wenn man mit Blicken um sich beißen könnte,

       Er hätte mich bereits zerrissen hier.

      AMPHITRYON:

       Ich zittre selbst, Sosias, wenn ich denke,

       Was du mit diesen Reden dir bereitest.

       Wie viele Schläg entsetzlich warten dein!

       – Komm, steig herab, und öffne mir.

      MERKUR:

       Nun endlich!

      AMPHITRYON:

       Laß mich nicht länger warten, ich bin dringend.

      MERKUR:

       Erfährt man doch, was dein Begehren ist.

       Ich soll die Pforte unten öffnen?

      AMPHITRYON:

       Ja.

      MERKUR:

       Nun gut. Das kann man auch mit Gutem sagen.

       Wen suchst du?

      AMPHITRYON:

       Wen ich suche?

      MERKUR:

       Wen du suchst,

       Zum Teufel! bist du taub? Wen willst du sprechen?

      AMPHITRYON:

       Wen ich will sprechen? Hund! ich trete alle Knochen

       Dir ein, wenn sich das Haus mir öffnet.

      MERKUR:

       Freund, weißt du was? Ich rat dir, daß du gehst.

       Du reizest mir die Galle. Geh, geh, sag ich.

      AMPHITRYON:

       Du sollst, du Niederträchtiger, erfahren,

       Wie man mit einem Knecht verfährt,

       Der seines Herren spottet.

      MERKUR:

       Seines Herrn?

       Ich spotte meines Herrn? Du wärst mein Herr? –

      AMPHITRYON:

       Jetzt hör ich noch, daß er's mir leugnet.

      MERKUR:

       Ich kenne

       Nur einen, und das ist Amphitryon.

      AMPHITRYON:

       Und wer ist außer mir Amphitryon,

       Triefäug'ger Schuft, der Tag und Nacht verwechselt?

      MERKUR:

       Amphitryon?

      AMPHITRYON:

       Amphitryon, sag ich.

      MERKUR:

       Ha, ha! O ihr Thebaner, kommt doch her.

      AMPHITRYON:

       Daß mich die Erd entrafft'! Solch eine Schmach!

      MERKUR:

       Hör, guter Freund dort! Nenn mir doch die Kneipe

       Wo du so selig dich gezecht?

      AMPHITRYON:

       O Himmel!

      MERKUR:

       War's junger oder alter Wein?

      AMPHITRYON:

       Ihr Götter!

      MERKUR:

       Warum nicht noch ein Gläschen mehr? Du hättest

       Zum König von Ägypten dich getrunken!

      AMPHITRYON:

       Jetzt ist es aus mit mir.

      MERKUR:

       Geh, lieber Junge,

       Du tust mir leid. Geh, lege dich aufs Ohr.

       Hier wohnt Amphitryon, Thebanerfeldherr,

       Geh, störe seine Ruhe nicht.

      AMPHITRYON:

       Was? dort im Hause wär Amphitryon?

      MERKUR:

       Hier in dem Hause ja, er und Alkmene.

       Geh, sag ich noch einmal, und hüte dich

       Das Glück der beiden Liebenden zu stören,

       Willst du nicht, daß er selber dir erscheine,

       Und deine Unverschämtheit strafen soll.

      Ab.

      Dritte Szene

       Inhaltsverzeichnis

      AMPHITRYON:

       Was für ein Schlag fällt dir, Unglücklicher!

       Vernichtend ist er, es ist aus mit mir.

       Begraben bin ich schon, und meine Witwe

       Schon einem andern Ehgemahl verbunden.

       Welch ein Entschluß ist jetzo zu ergreifen?

       Soll ich die Schande, die mein Haus getroffen,

       Der Welt erklären, soll ich sie verschweigen?

       Was! Hier ist nichts zu schonen. Hier ist nichts

       In dieser Ratsversammlung laut, als die

       Empfindung nur, die glühende, der Rache,

       Und meine einz'ge zarte Sorgfalt sei,

       Daß der Verräter lebend nicht entkomme.

      Vierte Szene

       Inhaltsverzeichnis

       Sosias. Feldherren. Amphitryon.

      SOSIAS:

       Hier seht Ihr alles Herr, was ich an Gästen

       In solcher Eil zusammenbringen konnte.

       Mein Seel, speis ich auch nicht an Eurer Tafel,

       Das Essen hab ich doch verdient.

      AMPHITRYON:

       Ah sieh! da bist du.

      SOSIAS:

       Nun?

      AMPHITRYON:

       Hund! Jetzo stirbst du.

      SOSIAS:

       Ich? Sterben?

      AMPHITRYON:

       Jetzt erfährst du, wer ich bin.

      SOSIAS:

      


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