Die bekanntesten Werke von Robert Louis Stevenson. Robert Louis Stevenson

Die bekanntesten Werke von Robert Louis Stevenson - Robert Louis Stevenson


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bin ich so gut wie geliefert – das weiß ich. Aber was meinst du wohl, was ich mit dir machen werde?«

      Ich hatte mich im Nu entschlossen und erzählte ihm, anstatt seine Frage zu beantworten, die ganze Geschichte unserer Reise und die schwierige Lage, in der wir uns befänden. Er hörte mich mit gespannter Aufmerksamkeit an, und als ich fertig war, tätschelte er mir die Backe und sagte:

      »Du bist ein guter Junge, Jim! Und ihr seid alle in der Klemme, nicht wahr? Na, setzt nur euer Vertrauen auf Ben Gunn – Ben Gunn ist der Mann, dies zu machen. Nun sage mal: Würdest du es für wahrscheinlich halten, daß Euer Squire sich anständig bezeigen würde, wenn er Hilfe bekäme, da er doch in der Klemme ist, wie du bemerkst?«

      Ich sagte ihm, der Squire sei der anständigste und freigebigste Mann von der Welt.

      »Ei ja, aber siehst du,« antwortete Ben Gunn, »ich meinte damit nicht, daß er mich zum Torwächter machen und mir eine Livree geben sollte und so weiter; daran liegt mir nichts, Jim. Was ich meine, ist dies: Würde er wohl von dem Gelde, das jetzt schon so gut wie mein ist, mir was abgeben – sagen wir: vielleicht eintausend Pfund Sterling?«

      »Ich bin überzeugt, das wird er tun. Es war überhaupt schon bestimmt, daß alle Leute einen Anteil bekommen sollten.«

      »Und freie Überfahrt nach Hause?« fügte er hinzu, indem er ein ganz besonders pfiffiges Gesicht machte.

      »Oh!« rief ich; »der Squire ist ein Gentleman. Außerdem – wenn wir die andern loswerden, brauchen wir dich ja, damit wir das Schiff nach Hause bringen können.«

      »Richtig – dazu hättet ihr mich nötig!«

      Und er schien sich sehr erleichtert zu fühlen. Nach einer kurzen Pause fuhr er fort:

      »Nun, Jim, ich will dir was sagen. So viel will ich dir sagen, und nicht mehr: Ich war auf Flints Schiff, als er den Schatz vergrub; er und sechs Mann – sechs starke Seeleute. Sie waren nahezu eine Woche an Land, und wir lagen die ganze Zeit vor Anker, das alte ›Walroß‹. Eines schönen Tages geht das Signal hoch, und da kommt Flint, ganz allein in einem kleinen Boot, und um den Kopf ein blaues Tuch gebunden. Die Sonne ging gerade auf, und totenblaß sah er aus, Käpp’n Flint. Aber, er war da, verstehst du – und alle sechs waren tot – tot und begraben. Wie er’s gemacht hatte, das konnte keiner bei uns an Bord herausbringen. Er hatte gefochten und gemordet und plötzlich zugeschlagen wahrscheinlich – er allein gegen sechs. Billy Bones war der Steuermann; Long John, der war Schiemann; sie fragten ihn, wo der Schatz wäre. ›Oh‹, rief er, ›ihr könnt ja an Land gehen, wenn ihr Lust habt, und könnt da bleiben,‹ sagte er; ›aber das Schiff, das segelt gleich wieder aus, um mehr zu holen, beim Donner nochmal!‹ Ja, das sagte er.

      »Na, vor drei Jahren war ich auf einem anderen Schiff, und wir kriegten diese Insel in Sicht. ›Jungens,‹ sag’ ich, ›da ist Flints Schatz! Laßt uns landen und ihn suchen!‹ Dem Käpp’n gefiel das nicht; aber meine Meßmaate waren alle miteinander dafür, und wir landeten. Zwölf Tage lang suchten sie darnach, und jeden Tag schimpften sie fürchterlich auf mich, bis eines schönen Morgens alle miteinander wieder an Bord gingen. ›Du, Benjamin Gunn,‹ sagen sie, ›kriegst eine Muskete,‹ sagen sie, ›und einen Spaten und eine Hacke. Du kannst hier bleiben und für dich alleine Flints Geld finden!‹ sagen sie.

      »Na, Jim – drei Jahre bin ich hier gewesen, und von dem Tage an bis heute habe ich keinen Mundvoll christliches Essen gehabt. Aber trotz alledem – sieh mich mal an. Sehe ich aus wie ein gewöhnlicher Matrose? Nein, sagst du. Und ich war es auch nicht, sage ich.«

      Und bei diesen Worten zwinkerte er mir zu und drückte mir das Handgelenk zusammen. Dann fuhr er fort:

      »Sage bloß diese Worte zu deinem Squire, Jim: ›er war es auch nicht‹ – das sind genau die Worte, die du sagen mußt. ›Drei Jahre war er der Herr auf dieser Insel, bei Tag und Nacht, in Regen und Sonnenschein; und manchmal dachte er vielleicht an ein Gebet (sagst du) und manchmal dachte er vielleicht an seine alte Mutter (sagst du), ob sie wohl noch am Leben wäre; aber der größte Teil von Gunns Zeit (so mußt du sagen) – der größte Teil von seiner Zeit ging auf was anderes drauf‹. Und dann gibst du ihm einen kleinen Wink, wie ich jetzt dir.«

      Und dabei zwinkerte er mir wieder sehr vertraulich zu.

      »Und dann,« fuhr er fort, »dann kommt die Hauptsache; dann sagst du dies: ›Gunn ist ein guter Mensch – so mußt du sagen –, und er hat viel mehr Zuvertrauen – viel mehr, vergiß nicht, das zu sagen! – zu einem Gentleman, der als Gentleman geboren ist, als zu diesen Glücks-Gentlemen, wie er selber einer gewesen ist.«

      »Höre,« sagte ich, »ich verstehe kein Wort von dem, was du da gesagt hast. Aber das ist ja auch ganz einerlei – denn wie soll ich an Bord kommen?«

      »Hm – da liegt der Hund begraben; da hast du recht. Aber na, ich habe da ein Boot, das ich mit meinen eigenen zwei Händen mir gemacht habe, ich habe es unter der weißen Klippe. Wenn es zum Allerschlimmsten kommt, könnten wir es damit versuchen, sobald es dunkel geworden ist. Oho!« rief er plötzlich: »Was ist das?«

      Denn gerade in diesem Augenblick, obgleich bis zum Sonnenuntergang noch mindestens eine Stunde war, donnerte ein Kanonenschuß, der alle Echos der Insel erweckte.

      »Das Gefecht hat begonnen!« rief ich. »Komm mit!«

      Und ich begann nach dem Ankerplatz hinunterzulaufen; alle meine Ängste waren vergessen. Dicht an meiner Seite trabte leichtfüßig der ausgesetzte Matrose in seinem Ziegenfell.

      »Links! Links!« sagte er; »halte dich links, Maat Jim. Fix unter die Bäume! Da schoß ich meine erste Ziege. Sie kommen jetzt nicht mehr hier herunter; sitzen alle oben auf den Bergen, aus Angst vor Benjamin Gunn. Ah! und da ist der Friedhof! siehst du die Grabhügel? Hierher kam ich ab und zu und betete, wenn ich dachte, es könnte wohl wieder ein Sonntag sein. Es ist ja eigentlich keine Kirche, aber es kam mir doch feierlicher vor; und dann, nicht wahr? – Ben Gunn hatte es ja ein bißchen knapp; keinen Paster, nicht mal eine Bibel und eine Flagge, verstehst du!«

      So plapperte er immerzu, während ich rannte, so schnell ich konnte; natürlich bekam er keine Antworten, aber er erwartete auch keine.

      Dem Kanonenschuß folgte nach einem ziemlich langen Zeitraum eine Salve Kleingewehrfeuer.

      Wieder gab es eine Pause, und dann sah ich, eine Viertelmeile von mir entfernt, die englische Flagge über einem Walde hoch in der Luft flattern.

       Der Doktor setzt die Erzählung fort: Wie das Schiff aufgegeben wurde

       Inhaltsverzeichnis

      Es war ungefähr halb zwei Uhr – drei Glasen, wie die Schiffer sagen –, als die beiden Boote von der Hispaniola an Land fuhren. Der Kapitän, der Squire und ich besprachen den Stand der Dinge in der Kajüte. Wäre nur eine Mütze voll Wind dagewesen, so wären wir über die sechs Meuterer hergefallen, die man bei uns an Bord gelassen hatte, hätten die Kabel gekappt und wären in See gegangen. Aber es fehlte uns gänzlich an Wind, und um unsere Hilflosigkeit noch zu vermehren, kam Hunter in die Kajüte herunter und brachte die Nachricht, Jim Hawkins sei heimlich in eins der Boote geschlüpft und mit den übrigen an Land gefahren.

      Wir zweifelten keinen Augenblick an Jim Hawkins; aber wir waren wegen seiner Sicherheit besorgt. Bei der Gemütsverfassung, in der die Leute sich befanden, war es ziemlich wahrscheinlich, daß wir den Jungen niemals wiedersehen würden. Wir liefen auf Deck. Das Pech war in den Fugen geschmolzen und warf Blasen; der faulige Geruch in der Luft machte mir übel; wenn es jemals irgendwo nach Fieber und Ruhr gerochen hatte, so war es auf diesem schrecklichen Ankerplatz. Die sechs Schurken saßen auf dem Vorderdeck unter einem Segel und schimpften; am Land sahen wir die Gigs festmachen; dicht an der Stelle, wo der Fluß mündet. In jedem Boot saß ein Mann; der eine pfiff den »Lillabullero«.

      Dieses tatenlose Warten fiel auf die Nerven, und es wurde


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