Mord in Key West. C.S. Poe

Mord in Key West - C.S. Poe


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mit der Hand. „Ich weiß ja, dass du heute früher gehen musst, aber wenn du schon eine halbe Stunde nach dem Öffnen schließt, warum habe ich dann überhaupt meinen alten Hintern herbemüht?“

      Kurz starrte ich ihn ungläubig an. „Herb In meiner Abstellkammer ist ein toter Typ!“

      Er lehnte sich wieder auf seinem Stuhl zurück. „Hast du getrunken, Aubs?“

      „Nein“, schrie ich, vielleicht etwas lauter als nötig.

      „Du bist ja angespannter als ein Flitzebogen. Gut, dass dieser Mann von dir heute landet. Wirklich, wir sagen das schon den ganzen Monat: Du brauchst Urlaub.“

      Mit dem Gefühl, kurz vor einem Schlaganfall zu stehen, hob ich die Hände. Denn auch wenn ich Herb mochte, würde ich ihn gleich erwürgen. „Das Haus ist jetzt geschlossen. Ich muss telefonieren.“

      „Mhm.“ Er schloss die Augen und schaukelte mit seinem Stuhl.

      Ich sprang die Verandastufen hinunter und rannte durch den Garten. Dieser Mittwoch war tropenparadiesperfekt. Mit dem zu einem Strandbesuch einladenden Sonnenschein, der milden Brise und der bunten Schönheit der Blumen, die alle in voller Blüte standen, war es beinahe möglich, den im Schrank herumhängenden Skelli zu vergessen, der sich dort mit den billigen Reinigungsmitteln anfreundete.

      Beinahe.

      Ein Schauer aus Ih, Igitt, Brr und Oh mein Gott lief mir über den Rücken und ich rannte etwas schneller auf das Gebäude zu, das uns als Kasse und Souvenirladen diente. Durch die Hintertür trat ich ein und bewegte mich durch die chaotischen Korridore, die ausschließlich aus Lagerbestand errichtet worden waren, weil Adam Love, der sich um den Laden kümmerte, entweder nicht in der Lage oder nicht gewillt war, jemals etwas wegzuräumen.

      „Heute keine Eintrittskarten“, rief ich in den Verkaufsraum stürzend.

      Adam wandte sich überrascht von der Kasse ab und sah mich an. Er war ein gewaltiger Kerl. Wie ein Football-Spieler. Ein echter Elefant im Porzellanladen, dem man jedoch zugestehen musste, dass er bisher niemals etwas von den kitschigen Kleinigkeiten in den Regalen zerbrochen hatte. Er war der neueste Mitarbeiter, seit etwa vier Monaten dabei. Und jung – vermutlich höchstens fünfundzwanzig. Der Junge war auf die Keys gekommen, um ein Abenteuer zu beginnen. Ob er den Verkauf von Fünfzehn-Dollar-Eintrittskarten für ein altes Haus als besonders aufregend betrachtete, konnte ich nicht beurteilen, aber na ja – man muss nehmen, was man kriegt.

      „Warum nicht?“, fragte er.

      „Ich habe ein … Lange Geschichte. Aber keine Besucher für das Haus, in Ordnung? Nur Gartenführungen.“

      „In Ordnung“, sagte er langsam.

      Ich begab mich in den chaotischen hinteren Teil und zu der Nische, die mir als Büro diente. Die um meinen Schreibtisch herum errichteten Wände bestanden lediglich aus Kartons mit Weihnachtsdekoration, altem Lagerbestand, für den nirgendwo Platz war und verschiedenen Antiquitäten, die ins Wohnhaus kamen und gingen. Ich ließ mich auf meinem Stuhl nieder, atmete noch einige Male tief durch und hob den Hörer des Festnetztelefons ab. Um einen Fall für den Notruf schien es sich nicht zu handeln. Skelli sah eindeutig so aus, als hätte er sich schon eine Weile dort befunden. Wäre er das nicht gewesen, hätten wir alle eine verwesende Leiche gerochen.

      Hinter der Wand meiner Wohnung damals in New York City hatte ich einmal ein totes Opossum gehabt. Was zum Teufel ein Opossum in Brooklyn vorhatte, ganz zu schweigen in der Wand meiner Wohnung, war mir ein Rätsel. Doch es hatte gestunken und der Hausmeister hatte die Gipskartonwand einreißen müssen, um es herauszufischen. Also ja, Skelli war Schnee von gestern. Unangenehmer Schnee, um den sich umgehend jemand kümmern musste, aber nicht vielleicht-atmet-er-noch-dringend.

      Also wählte ich stattdessen die Hauptnummer des örtlichen Polizeireviers. „Ja, hallo. Mein Name ist Aubrey Grant. Ich bin der Verwalter des Smith-Haus an der Whitehead Street. Es geht um eine ungewöhnliche Situation … Nein, nein. Keine Betrunkenen auf unserer Veranda, aber danke, dass sie letzte Woche einen Beamten geschickt haben.“

      Touristen neigten dazu, sich auf der Duval Street zu betrinken, um sich dann mitten in der Nacht auf der Suche nach ihrem Ferienhaus oder ihrer Frühstückspension zu verlaufen und am Ende auf meiner Türschwelle umzukippen. So ist das Leben.

      „In meiner Abstellkammer ist ein sehr toter Mensch.“

      „Was ist da?“, rief Adam.

      Als ich zusammenzuckte und mich umdrehte, sah ich ihn mit Glupschaugen im Durchgang stehen. Ich wedelte mit der Hand, doch er ließ sich nicht vertreiben. „Wie bitte? … Ja. Ein toter … ja. Es handelt sich um ein Skelett. Ich habe es in einer versteckten Nische in der Wand gefunden.“

      „Scheiße, was?“, fragte Adam.

      Ich verzog das Gesicht. „Entschuldigung?“, fragte ich die Person am anderen Ende der Leitung. „Ich wurde von einem Mitarbeiter unterbrochen, könnten Sie das wiederholen?“ Dann schüttelte ich seufzend den Kopf. „Nein, Ma’am, ich bin vollkommen nüchtern. Danke, dass Sie fragen.“

      „AUBS.“

      „Ich möchte nicht darüber reden, bevor die Polizei hier ist“, antwortete ich.

      Nachdem ich den Anruf beendet und mich im Toilettenraum kurz gefasst hatte, war mir Adam durch die Hintertür gefolgt und hatte den Souvenirladen abgeschlossen. Nun lief er an mir vorbei, presste eine kräftige Hand auf meine Brust und bremste mich wie eine Steinmauer.

      Ich bezeichnete meine Größe gern als mini. So wie diese Mini-Schokoriegel, die man in Tüten kauft. Adam war King-Size. Und mein supercooler Nicht-ganz-Freund, der gegen zehn ankommen sollte, weil er mich besuchen wollte, bewegte sich im Bereich eines Riegels, den man teilen konnte.

      Ich war sehr auf Süßigkeiten fixiert.

      Vor einem Monat hatte ich das Rauchen aufgegeben. Es brachte mich praktisch um.

      Jedenfalls war ich einen Meter sechzig groß, wenn ich geradestand und wog vielleicht sechzig Kilo mit Kleidung und Schuhen, weshalb Adam mich leicht mit einem Finger aufhalten konnte. Manchmal fragte ich mich, ob es ihn störte, dass ich sein Vorgesetzter war. Ja, er war jünger, aber ich bemühte mich kein bisschen darum, wie eine Führungskraft auszusehen. Adam kleidete sich … Es ist schwer zu beschreiben. Wie ein guter Junge. Und ich? Ich ging auf die vierzig zu und trug noch immer dreckige Chucks, Skinny-Jeans und gelegentlich geschmackvoll beleidigende T-Shirts. Mein Haar war beinahe weiß gebleicht, ich besaß Tunnelohrringe und einen Nasenring – aber: Key West. Die Leute, die es störte, hätte ich an einer Hand abzählen können.

      „Ist wirklich ein toter Mann im Haus?“, fragte Adam laut flüsternd.

      Ich stemmte die Hände in die Hüften. „Nein, es ist nur ein Werbegag“, flüsterte ich zurück.

      Adam verschränkte seine riesigen, massigen Arme.

      „Tut mir leid, tut mir leid. Aber es hat mich echt fertiggemacht. Ich weiß nicht, ob ich dich um eine Zigarette oder Valium bitten soll.“

      „Du wirkst wirklich ziemlich gestresst“, stellte er nach einem kurzen Moment fest.

      „Dann setz noch einen Blowjob auf die Liste mit Dingen, die ich brauche.“

      „Eins der drei Dinge kann ich anbieten, aber du musst raten, welches.“

      Ich winkte kopfschüttelnd ab. „Ich habe einen ganzen Monat ohne Zigaretten durchgehalten. Da will ich mir nicht wenige Stunden vor Juns Ankunft eine anzünden.“

      „Ich habe keine Zigarette angeboten.“ Adam grinste.

      Ich lachte. „Pass bloß auf, Junge.“

      Er trat zur Seite, sodass er mir nicht mehr den Weg versperrte. „Ein hinter der Wand verstecktes Skelett?“

      Ich ging auf die Veranda des Hauses zu. Herb schlief noch immer auf seinem Stuhl. „Genau.“

      „War es alt?“

      „Hm?“


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