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über ihnen verschlossen. Nun waren die Engländer Herren des ganzen Schiffes mit Ausnahme der Kajütte, auf die sie jetzt losgingen. Unser Held versuchte, die Thür zu öffnen, fand sie aber geschlossen; Jacks Leute schlugen also dieselbe ein und wurden von einer Seite der Kajütte mit lautem Wehklagen, von der anderen mit zwei Pistolenschüssen, die glücklicherweise keinen Schaden anrichteten, begrüsst. Die zwei Personen, welche die Pistolen abgefeuert hatten, waren ein ältlicher Herr und ein junger Bursche, etwa im Alter unseres Helden. Sie wurden niedergeworfen und festgenommen. Man durchstöberte nun die Kajütte, fand aber niemand darin, als drei Damen, eine alte und zwei junge. Jack lüftete seinen Hut und machte ihnen mit seiner gewöhnlichen Höflichkeit eine sehr tiefe Verbeugung, während sie sich, da sie nur halb angekleidet waren, in eine Ecke flüchteten. Er sagte ihnen auf englisch, dass sie nichts zu fürchten hätten, und bat sie, ihre Toilette zu vollenden. Die Damen gaben keine Antwort, weil sie nicht verstanden, was Jack sagte, denn sie konnten nicht englisch sprechen.

      Mesty unterbrach unseren Jack in seinen Betrachtungen, indem er ihm auseinandersetzte, dass sie nun alle aufs Verdeck gehen müssten. Jack lüftete daher wieder seinen Hut, verbeugte sich und folgte seinen Leuten, welche die zwei in der Kajütte aufgegriffenen Gefangenen vorführten. Es war jetzt fünf Uhr morgens, und nun wurde es lebhaft an Bord der anderen Fahrzeuge, die nicht fern von dem Schiffe lagen.

      „Nun ja“, fragte Jack, „was wollen wir mit den Gefangenen machen? Könnten wir nicht das Boot abschicken, unser eigenes Fahrzeug an die Seite herbringen und sie alle, gebunden, wie sie sind, hineinwerfen? So würden wir sie doch los.“

      „Massa Freimut, Sie ein sehr tüchtiger Offizier werden eines Tages. Das verdammt guter Gedanke; — aber, angenommen, wir schicken unser eigen Boot, was denken die an Bord der anderen Fahrzeuge? Lieber hinunterlassen klein’ Boot am Stern — vier Mann hinein, und Fahrzeug seitlängs herbringen — so ist’s.“

      Dies geschah; der Kutter befand sich auf der Seewärtsseite des Schiffes, und da dieses am weitesten von den übrigen herauslag, so konnte er sowohl von der Mannschaft der anderen spanischen Fahrzeuge, als von der Batterie am Lande aus nicht gesehen werden. Sobald die Schebecke an der Seite war, wurden die bereits auf dem Verdeck geknebelten Spanier, sieben an der Zahl, hinübergebracht und auf die Bohnensäcke im Raum niedergelegt; somit alle, mit Ausnahme des Kapitäns der Kajüttengefangenen und des Kapitäns Bedienten. Dann gingen Jack und seine Leute wieder hinunter, öffneten eine der Luken und hiessen die Spanier aus dem Kielraum heraufkommen. Sobald diese das Verdeck betraten, wurden sie festgenommen und auf dieselbe Weise behandelt. Mesty begab sich mit der Mannschaft hinab, um zu untersuchen, ob nicht vielleicht noch irgend jemand verborgen sei; da sie aber fanden, dass niemand mehr da war, kehrten sie auf das Verdeck zurück. Jack befand sich nun im Besitz eines stattlichen Schiffes mit vierzehn Kanonen und dreissig männlichen und drei weiblichen Gefangenen.

      Nachdem man die gefangenen Spanier mit Beobachtung der gehörigen Vorsicht auf der Schebecke untergebracht hatte und Jacks Leute wieder auf das Schiff zurückkehrten, legten sie nach dem Rate Mestys die Jacken und Mützen der spanischen Seeleute an, von denen sich eine hinreichende Menge vorfand.

      „Was soll jetzt geschehen, Mesty?“ fragte Jack.

      „Jetzt, Sir, wir schicken ein paar Mann hinauf, Segel ganz bereit zu machen, und während sie dies thun, ich schneiden des Kapitäns Bedienten los und zwingen ihn ein Frühstück zu machen, denn er wissen, wo Sach zu finden.“

      „’n Kapitalgedanke von dir, Mesty, denn die Bohnensuppe ist mir schon längst zuwider; ich will hinuntergehen und den Damen meine Aufwartung machen.“

      „Ja, aber schnell, Massa — verdammt, die Weiber, sie wehen mit ihren Schnupftüchern in der Luft gegen die Mannschaft in der Batterie — schnell Massa Freimut.“

      Mesty hatte recht; die spanischen Mädchen schwenkten ihre Schnupftücher, um Hilfe herbeizuwinken; dies war freilich alles, was die armen Geschöpfe thun konnten. Jack eilte in die Kajütte hinab, fasste die beiden Dämchen am Arm, führte sie ganz artig auf die Hintergalerie heraus und bat sie, sich nicht so viel Mühe zu geben. Die jungen Damen sahen ganz verwirrt aus, und da sie ihre Schnupftücher nicht mehr länger schwenken konnten, hielten sie dieselben vor ihre Augen und fingen an zu weinen, während die ältliche Dame auf ihre Kniee sank und mit aufgehobenen Händen um Gnade flehte. Jack richtete sie auf und führte sie höflich zu einem der Koffer in der Kajütte.

      Unterdessen hatte Mesty mit seinem funkelnden Messer und bedeutungsvollem Blicke bei des Kapitäns Diener Wunder ausgerichtet; ein Frühstück aus Schokolade, Salzfleisch, Schinken, Würsten, Weissbrot und rotem Wein bestehend, wurde auf dem Hinterdeck aufgetragen. Die Leute waren schon von oben herabgekommen, und Jack wurde nun aufs Verdeck berufen. Er reichte den zwei jungen Damen die Hand und lud die ältliche ein, ihm zu folgen. Diese mochte es nicht für ratsam halten, sein höfliches Benehmen zurückzuweisen, und ging deshalb mit ihm hinauf.

      Als die Damen das Verdeck betraten und daselbst die zwei Kajüttengefangenen antrafen, eilten sie auf dieselben zu und umarmten sie mit Thränen. Jacks Herz wurde weich; da jetzt nichts mehr zu fürchten war, so liess er sich von Mesty das Messer geben, schnitt die beiden Spanier los, deutete auf das Frühstück und lud sie ein, mitzuspeisen. Die Herren verbeugten sich, und die Damen dankten Jack mit einem Lächeln. Jack und die Seeleute machten sich über das Frühstück und assen, da die Damen und Gefangenen keinen Appetit zu haben schienen, nicht nur ihren eigenen Anteil, sondern auch den der Spanier; während dessen fragte der ältliche Herr unseren Helden, ob er französisch sprechen könne.

      Jack, der den Mund gerade voll hatte, erwiderte, er könne dies, und nun begann ein Gespräch, aus welchem Jack folgendes erfuhr:

      Der ältliche Herr war mit dem jungen Manne, seinem Sohne und den Damen, seiner Frau und seinen zwei Töchtern, als Passagier auf dem Schiffe und wollte nach Tarragona fahren. Jack machte eine Verbeugung und dankte ihm; der ältliche Herr, der den Namen Don Cordova di Rimarosa führte, fragte, was Jack mit ihm und seiner Familie anzufangen gedenke, indem er zugleich die Hoffnung aussprach, er werde sie mit ihren Effekten wieder ans Land schicken, da sie ja nicht zu der kriegführenden Mannschaft gehörten. Jack setzte dies alles Mesty und seinen Leuten auseinander und liess sich dann seine Würstchen vollends schmecken. Die Leute, denen der genossene Wein ein wenig in den Kopf gestiegen war, schlugen vor, die Damen einen Kreuzzug mitmachen zu lassen, und unserem Jack missfiel auch zuerst ein derartiger Gedanke durchaus nicht, doch äusserte er sich nicht darüber. Mesty hingegen widersetzte sich, indem er sagte, Damen richteten nur Spektakel auf einem Schiffe an; er wurde hierin vom Beischiffsführer unterstützt. Hierauf zog Jack seine Kriegsartikel hervor und sagte seiner Mannschaft, es stehe in diesen nichts von Frauen, das Mitnehmen derselben sei also unmöglich.

      Die nächste Frage war nun, ob man ihnen erlauben wolle, ihre Effekten mitzunehmen, und auch dies wurde endlich zugestanden. Jack beauftragte den Steward, seinem Herrn, dem Kapitän, Speise zu reichen, und teilte sodann dem spanischen Don das Ergebnis der Beratung mit. Er sagte ihm ferner, sobald es dunkel sei, wolle er sie alle an Bord des kleinen Fahrzeuges bringen, wo sie dann die spanische Mannschaft von den Stricken befreien und thun könnten, was sie wollten. Der Don und die Damen dankten vielmals und gingen in die Passagierkajütte hinab, um ihr Gepäck zu ordnen; Mesty beauftragte zwei Mann, ihnen dabei an die Hand zu gehen.

      Die Mannschaft war den Tag hindurch beschäftigt, Zurüstungen zur Abfahrt zu treffen. Der Beischiffsführer hatte die Vorräte auf dem Schiffe untersucht und gefunden, dass Wasser, Wein und Lebensmittel wenigstens auf drei Monate da seien, die Leckereien in der Offizierskajütte gar nicht mit eingerechnet. Jeder Gedanke an Wegnahme weiterer Fahrzeuge wurde nun aufgegeben, denn die Zahl von Jacks Leuten war fast zu klein, das eine, das sie in Besitz genommen hatten, zu bedienen. Eine schöne Brise sprang auf, und sie liessen nun ihre Vordermarssegel herab, gerade in dem Augenblicke, als ein Boot vom Ufer abstiess; als dies jedoch sah, dass die Vordermarssegel gelöst wurden, fuhr es wieder dem Lande zu. Dies war ein Glück, denn sonst wären sie entdeckt worden. Auch die anderen Fahrzeuge banden die Segel los, und die Schiffsmannschaft war überall beschäftigt, die Anker zu lichten.

      Aber die „Nostra Senora del Carmen“, wie Jacks Prise hiess, rührte sich nicht. Endlich sank die Sonne hinab, das Gepäck wurde in den Kutter gebracht und die


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