Sechs Romane Die Raumflotte von Axarabor - Der unendliche Ozean. W. A. Hary

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ihnen vielleicht mit Gewalt zu versuchen. Nein, sie waren seine Freunde, und er vermied es sogar, ihre Gedanken zu lesen. Zumal sie ziemlich schnell gelernt hatten, sie vor ihm abzuschirmen.

       Irgendwie waren beide so wie Posh, obwohl keine echten Esper mit echten PSI-Fähigkeiten, aber doch mit Kräften, die sie gegen PSI praktisch immun machten.

       »Jetzt verstehe ich, wieso sie sich nicht so verhalten wie sie eigentlich sollen!«, hörte er die Stimme direkt in seinem Kopf.

       Poshs Antennen zitterten. Er wusste schon länger, dass er diesen Antennen seine PSI-Fähigkeiten verdankte. Obwohl er damit der einzige seiner Art innerhalb der eigenen Rasse war. Über die Antennen hatte er direkten Kontakt mit dem selbsternannten Herrn aller Dinge.

       »Du glaubst also immer noch, du hättest uns drei erschaffen?«

       »Ja, natürlich, weil es halt so ist. Obwohl ich mich andererseits selbst wundere, warum ihr so anders seid als alle anderen, die ich vorher einfing.«

       »Moment mal, soll das heißen, all die Raumschiffe, die hier verschollen, wurden von dir eingefangen? Du hast also die Besatzung entführt und nicht getötet?«

       »Aber warum hätte ich sie denn töten sollen? Zugegeben, anfangs sind sie durchgedreht und haben sich gegenseitig umgebracht. Ich war wohl nicht vorsichtig genug gewesen, als ich mich ihnen als ihr Schöpfer zu erkennen gegeben hatte. Aber danach ging ich vorsichtiger zu Werk.

       Ich habe sie zwar irgendwie doch getötet, aber nicht damit sie tot bleiben, sondern um sie hier, in meinem inneren Universum, dort, wo ich den unendlichen Ozean erschaffen habe, zu neuem Leben entstehen zu lassen.

       Da waren nicht nur Menschen mit dabei, sondern seltsame Wesen, also Nichtmenschen. Wohl beim Erschaffen irgendwie misslungen, wie ich annehme. So wie du und dieser befellte Geselle, der sich selbst Per-nat nennt. Aber ich habe aus ihnen natürlich hier wieder Menschen werden lassen. Um den Fehler zu korrigieren.«

       »Und wieso sehe ich, Posh, nach wie vor aus wie eben... Posh?«

       »Du hast wie ein Mensch ausgesehen, weil ich einen Menschen aus dir gemacht habe, genauso wie dieser Per-nat. Aber irgendwie ist mir das entglitten. Bei all meiner unbestrittenen Allmacht, mir unterlaufen dennoch Fehler. Zwar selten, aber immerhin...«

       »Weil du verdammter Narr uns überhaupt nicht erschaffen hast! Weder außerhalb dieser anscheinend künstlichen Sphäre noch innerhalb.«

       »Aber ich sagte dir doch gerade, dass du ein Mensch warst, weil ich dich als solcher hier habe neu entstehen lassen!«, beharrte Ad-Aberitsch.

       »Und wieso bin ich jetzt wieder der Alte?«, blieb auch Posh stur.

       »Das – das weiß ich nicht. Obwohl, eigentlich spielt es gar keine Rolle. Ihr seid hier. Das zählt. Zwar stört ihr die ewige Harmonie, aber genauer betrachtet kann ich eigentlich gar nicht sagen, dass mir das sonderlich missfällt.«

       »Wahnsinnig, ja, genau das bist du. Ein Wahnsinniger mit ungeheurer Macht, angesichts dessen, was ich hier sehe und was sich verdammt real anfühlt. Wahrscheinlich könntest du mich einfach so töten, wenn du wolltest.«

       »Aber warum sollte ich denn das tun wollen?«, wunderte sich der Herr aller Dinge.

       »Oh, jetzt nur nicht auf dumme Gedanken kommen. Ich habe ja nur gemeint...«

       »Dumme Gedanken? Was meinst du damit?«

       »Ach was, gar nichts. Du hast ja völlig Recht. Du hast uns erschaffen, dann aufgelöst und hierher gebracht... äh, uns hier wieder neu entstehen lassen. Das ist zwar absoluter Quatsch, aber sagen wir mal, ich glaube dir das ab sofort vorbehaltlos. Zufrieden?«

       »Ja, natürlich, weil es wirklich so ist.«

       »Und wie geht es meinen beiden Freunden?«

       »Soweit ich das beurteilen kann, müsste es ihnen eigentlich gut gehen, auch wenn sie sich selber nicht danach fühlen.«

       Posh widmete sich wieder den Menschen in dem Boot, die immer noch unter der Schockstarre litten. Sie taten ihm ehrlich leid. Deshalb wagte er den Versuch, sie zu beeinflussen, um ihnen die Angst und den Ekel zu nehmen.

       »He, was wagst du es, meine Freunde zu beeinflussen?«, regte sich Ad-Aberitsch prompt auf.

       »Was beschwerst du dich denn, Addi? Kannst es ja einfach unterbinden.«

       »Nein, ich verbiete es dir ein für alle Mal!«

       »Tun dir denn diese Menschen nicht leid? Siehst du denn nicht, wie sehr sie leiden?«

       Für einen Moment war es ruhig in seinem Kopf. Dann:

       »Du – du hast recht. Sie leiden. Aber wieso leiden sie? Kein Mensch muss hier leiden. Das ist doch das Paradies, das ich extra für sie erschaffen habe.

       Äh, nein, ich muss mich korrigieren. Meine Erinnerung funktioniert manchmal nicht so wie sie soll. Ich habe den unendlichen Ozean schon vorher erschaffen. Für mich allein. Für sehr lange Zeit. Bis ich auf die Idee kam, im äußeren Universum Wesen zu erschaffen, einzufangen und hierher zu transferieren.«

       »Transferieren? Das klingt schon besser wie auflösen und hier neu erschaffen.«

       »Ist das denn nicht dasselbe?«

       Posh gab gar keine Antwort. Er hatte gesehen, dass sich die Menschen in dem Boot tatsächlich beruhigt hatten. Nicht durch ihn, sondern durch Addi, wie er diesen Herrn aller Dinge künftighin nennen wollte. Ob es dem nun passte oder nicht. Sollte er ihn halt mit dem Tode bestrafen dafür. Immer noch besser, als sich ihm unterzuordnen. Einem Wahnsinnigen.

       Nie im Leben würde Posh das tun. Selbst wenn Addi die Raumverschlinger persönlich auf ihn hetzen würde.

       Das nahm er sich in diesem Moment jedenfalls fest vor.

       Und er dachte besorgt an seine beiden Freunde. Wie es denen denn so erging? Befanden sie sich ebenfalls auf solchen Inseln? Immerhin zu weit weg, als dass er sie sehen konnte.

      15

       »Sei gegrüßt, edler Fremder!«, sagte der Typ, der sich herausgeputzt hatte wie der Königsdarsteller auf einer Heldenbühne für Nachwuchsschauspieler. Dabei musterte er Per-nat von Kopf bis Fuß. »Interessantes Kostüm!«, fügte er noch hinzu.

       »Kostüm?«, wunderte sich Per-nat. Dann verstand er erst. »Ach was, das ist mein natürliches Fell. Ich bin schließlich ein waschechter Raumbär. Noch nie von uns gehört?«

       »Nein, habe ich nicht. Noch nie.«

       »Und wer bist du? Und was sind das für Begleiter?«

       »Na, ich bin Finis Terre, Herrscher der Home Terre, und das hier, das sind natürlich meine engsten Homies.«

       »Finis Terre? Home Terre? Willst du mich verarschen oder was?«

       »Aber edler Fremder«, tat der Aufgeplusterte erschrocken. »Es ist die Wahrheit. Du befindest dich im Königreich Home Terre. Seine Bewohner sind die Homies und ich der Finis Terre, ihr rechtmäßiger Herrscher oder König, wie auch immer du es nennen willst.«

       Per-nat hob wie abwehrend beide Hände.

       »Moment mal, das ist wirklich dein voller Ernst?« Er musterte den angeblichen König. Dann seine Begleiter, die sich unter seinem forschenden Blick duckten, als würden sie Hiebe von ihm erwarten. »Tatsächlich, dein voller Ernst!«, stellte er selber fest. »Und hast du eine Ahnung, wie ich hierhergekommen bin?«

       »Wie alle natürlich, nämlich durch die Gnade unseres Herrn aller Dinge!«

       »Herr aller Dinge? Das wird ja immer toller. Und wer ist dieser Herr aller Dinge?«

       »Ad-Aberitsch!«, war die lapidare Auskunft.


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