German Cop. Dieter Jandt

German Cop - Dieter Jandt


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      Jandt

      German Cop

      Thailand-Krimi mit Rezepten

      Dieter Jandt

      German Cop

      Thailand-Krimi mit Rezepten

      Haftungsausschluss: Die Rezepte dieses Buchs wurden von Verlag und Herausgeber sorgfältig erwogen und geprüft. Dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Die Haftung des Verlags bzw. des Herausgebers für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.

      © 2015 Oktober Verlag, Münster

      Der Oktober Verlag ist eine Unternehmung der

      Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat OHG, Münster

       www.oktoberverlag.de

      Alle Rechte vorbehalten

      Satz: Kathrin Schwär

      Umschlag: Thorsten Hartmann

      unter Verwendung eines Fotos von Jason Lugo / iStockphoto

      und von Deejpilot / iStockphoto

      Rezepte: Dieter Jandt und Roland Tauber

      ISBN: 978-3-944-36953-2

      eBook-Herstellung und Auslieferung:

       readbox publishing, Dortmund

       www.readbox.net

      1.

      Wagner war schweißgebadet und er fragte sich, warum? Gründe dafür gab es sicherlich genug. Es war heiß und stickig im Seitenflügel des Gefängnisses, in diesem engen, niedrigen Raum. Die Sonne schien gnadenlos in Streifen durch die Gitter der Fenster. Die Ventilatoren an der Decke waren ausgeschaltet. Vermutlich absichtlich, um Häftlinge zu quälen, dachte Wagner. Oder schwitzte er, weil er nach Jahren endlich Nok gegenübersaß, die mit ihren kurz geschnittenen Haaren fast noch hübscher aussah als damals und selbst in ihrer schäbig-grauen Häftlingskleidung seinen Blutdruck in die Höhe trieb? Oder war es die Tatsache, dass er hier als falscher, deutscher Polizist angeblich diese Thailänderin verhörte, um sie gleich irgendwie nach draußen zu lotsen?

      Die ehemals weiß gestrichenen Wände des Raumes waren angestoßen, schmutzig und verschmiert. Offenbar war das hier der Besucherraum, in dem gelangweilte Kinder von Häftlingen mit ihren Fingern Schokoladenreste an der Wand abstreiften, Delinquenten vor Wut gegen selbige traten und Stühle dagegen gerückt wurden, wenn jemand aufstand und sich verabschiedete. Wagner und Nok waren allein. Nur ein Wachmann in schwarzer Uniform stand an der geschlossenen Tür. Er redete überlaut in sein Handy, das Gespräch war privater Natur, vermutete Wagner. Der Mann lachte und lärmte.

      »Pass auf, Nok. Der Typ hier ist sowieso nicht bei der Sache. Wir stehen jetzt einfach auf und verlassen den Raum, als ob wir gerade in einem Restaurant gut gegessen und bereits gezahlt hätten.«

      »Wie soll das gehen? Ich habe noch nie ein Restaurant in Handschellen verlassen, Jens.«

      »Hat der eigentlich die Schlüssel davon?«

      »Vom Restaurant?«

      »Na erst mal von den Handschellen, und dann sehen wir weiter.«

      Wagner drehte sich im Stuhl um. »Hey you, Mister! – Key?« Wagner deutete auf Noks Handgelenke.

      »Luuk kundjä heißt das«, assistierte Nok und schüttelte unwillig den Kopf. »Glaubst du im Ernst –?«

      »Lukudschä, Lukudschä«, schrie Wagner den Wachmann an, um dessen Stimme, mit der der seinen Gesprächspartner penetrierte, zu übertönen.

      »Moment please.« Der Mann lärmte weiter in sein Handy hinein, während er mit der linken Hand in seiner Hosentasche kramte.

      »Was redet der da?«, fragte Wagner.

      »Er ist gerade Vater geworden. Ein Junge. Drei Kilo.« Nok schaute ungläubig zu, wie der Wachmann Wagner den Schlüssel hinhielt, ihn anlächelte und sich dann mit dem Gesicht zur Wand drehte, um weiter ungestört telefonieren zu können.

      Wagner starrte einen Moment auf das klobige Ding in seiner Hand, das aussah wie ein überdimensionaler Kellerschlüssel. Wie war das zu deuten? War das Ausdruck überzogenen Respekts gegenüber Westlern, Menschen der »Ersten Welt«, von denen Asiaten annahmen, dass alles, was sie taten und sagten, seine Richtigkeit hatte? Und dazu noch ein deutscher Polizist, der sicherlich im Auftrag höchster Stellen agierte. Sonst wäre er ja nicht hier, im Sicherheitstrakt für auszuliefernde Häftlinge.

      Nok schaute nervös zu, wie Wagner die linke Handschelle aufschloss, sie abzog und sich um sein rechtes Handgelenk legte. Dann ließ er sie wieder zuschnappen. Den Schlüssel versenkte er in der Brusttasche seines Jacketts. Allein, dass man hier in Schlips und Kragen auflaufen musste, bei dieser Hitze! Als BKA-Mann konnte man ja schlecht Shorts und Plastiklatschen tragen. Wagner schulterte seinen Rucksack, zog Nok vom Stuhl hoch und ging mit ihr zur Tür.

      »Frag ihn, wie das Kind heißt!« Nok wechselte auf Thailändisch ein paar Worte mit dem Wachmann, der die schwere Eisentür öffnete und mit ausgestrecktem Arm den Gang hinunterwies, während er weiter ins Handy palaverte. Wie lang kann ein solcher Gang sein! Und wie laut können Schritte hallen, dachte Wagner, als er mit Nok, die er an den Handschellen hinter sich herzog, endlich an der Sicherherheitsschleuse ankam. Draußen lockte die Freiheit durch die getönten Scheiben.

      »Allright then«, versicherte Wagner den Beamten, die zu dritt unter zwei Monitoren am Pult saßen, und nickte zum Ausgang hin, während er mit der freien Hand nach seinem Dienstausweis in der Brusttasche fingerte, um ihn hervorzuziehen.

      »Ah, no problem. German Cop, German Cop!« Die drei lachten Wagner an.

      »Tu einfach so, als wäre das hier eine Rezeption.«

      Nok nickte. Die beiden Türflügel sprangen summend auf und Wagner ruckte an der Handschelle.

      »Moment please, we take picture.« Einer der Männer hatte einen Fotoapparat aus einer Schublade gezogen und richtete ihn auf die beiden.

      »Oh no, no«, rief Wagner, während Nok abwehrend mit der freien Hand herumwedelte.

      »Cheese, please.« Zwei Schnappschüsse, Erinnerungsfotos innerhalb von wenigen Sekunden, in denen Nok sich immerhin ein gequältes Lächeln abringen konnte, während Wagner sich wieder gefangen hatte und breit grinste. Er war sicher, wenn das hier aufflog, und das konnte nicht lange dauern, würden die den Teufel tun, und irgendwem von den Fotos erzählen, die sie geschossen hatten, anstatt eine Mörderin in Auslieferungshaft daran zu hindern, hier einfach hinauszuspazieren.

      Wagner zog Nok dem Ausgang entgegen, es waren nur noch drei Schritte, als einer der Beamten hinter ihm herrief: »Oh wait, wait!« Wagner lief es eiskalt den Rücken herunter. Er drehte sich um. »Her Passport and documents, please.« Der Mann schob einen braunen Din-A-4-Umschlag mit großen, Ehrfurcht gebietenden Stempeln über den breiten Tisch. Wagner langte zu, nickte freundlich und zog Nok nach draußen in die Nachmittagshitze. Er steuerte auf das vorderste der grün-gelb lackierten Taxis zu, die in einer langen Reihe vor der Haftanstalt standen.

      Auf der Rückbank öffnete Wagner kichernd die Handschellen, zog eine himmelblaue Bluse und eine weiße Hose aus dem Rucksack und reichte sie Nok, während der Fahrer den Wagen startete, Gas gab und neugierig in den Rückspiegel starrte, anstatt auf den Verkehr zu achten. Nok zog sich um, die Kleidung, die Wagner im nächstbesten Department Store gekauft hatte, war zwar farbenfroher, aber noch sackartiger als die Anstaltskleidung.

      »Watthana Mansion, you know? Hotel«, rief Wagner nach vorn und machte es sich auf dem Sitz gemütlich. »Und? Wie heißt das Kind?«

      »Habe ich vergessen.« Nok wirkte irgendwie abwesend.

      2.

      Wagner


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