Mika und Co. Band 5: "Voll krass, ey!" (Die Klassenfahrt). Jürgen Stahlbock

Mika und Co. Band 5:


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Jungs gehen am darauffolgenden Tag in der großen Pause zu Lehrer Illert und überbringen ihm die Einladung der Klasse. Nach einem kurzen Kopfschütteln fragt er, worum es denn da gehen würde. Merle antwortet:

      „Um eine Klassenfahrt in den Harz und ob Ihre Klasse uns dorthin begleiten soll.“

      Darauf gibt der ungeliebte Lehrer seine Zusage: „Ich muss nur noch die Vertretung regeln, denn normalerweise bin ich donnerstags in der 6. Stunde in meiner Klasse! Aber ich werde zu euch kommen!“

      Lehrer Illert zu Gast beim Klassenrat

      Erwartungsvoll sitzt die Klasse am folgenden Donnerstag im Kreis: Es ist die 6. Stunde, es ist Klassenrat. Die heutige Leitung hat Rieke. Sie hat das Klassenratsbuch in ihren Händen und wartet darauf, das Protokoll der letzten Sitzung vorlesen zu können. Der eingeladene Klassenlehrer Illert von der 3a ist noch nicht da. Alle schweigen. Auch Lehrer Weiß sitzt im Kreis und schaut nur in die Runde. Er sagt nichts. Gerade als Rieke aufstehen möchte, um Herrn Illert zu holen, wird die Tür aufgerissen und der Erwartete kommt herein. Nach einem kurzen Blick entdeckt der Lehrer den einzigen freien Stuhl im Kreis. Dort nimmt er dann Platz. Rieke ist über dieses Verhalten schon etwas erstaunt. Sie sagt aber nichts dazu. Stattdessen begrüßt sie den Gast freundlich und eröffnet die heutige Klassenratssitzung mit der Verlesung des Protokolls.

      „Gibt es irgendetwas zum Protokoll zu sagen?“

      Niemand meldet sich.

      „Also ist das Protokoll so angenommen?“

      „Ja, okay, ja!“

      „Gut, dann der Reihe nach, “ erklärt Rieke, „was ist aus eurem Streit geworden Bo und Kevin? Ihr wolltet euch einigen!“

      „Ja, das haben wir auch getan!“, versichern beide übereinstimmend.

      „Prima! Fast hätte ich es vergessen: Wer möchte denn heute das Protokoll schreiben und dann die nächste Sitzung leiten?“, möchte Rieke wissen.

      Nick meldet sich mit den Worten: „Ich bin sowieso dran, glaube ich! Wir haben ja heute nicht so viel zu besprechen. Im Klassenratsbuch steht nicht viel. Ich mach das!“

      „Gut!“, sagt die Sitzungsleiterin, „dann beginne ich mit den Eintragungen. Es sind heute nur drei. Die erste stammt von Shari, die sich beschwert, dass ihr immer der Radiergummi gemopst wird. Shari, möchtest du etwas dazu sagen?“

      „Nö, eigentlich ist es so wie du eben gesagt hast. Immer, wenn ich draußen im Forum arbeite, kommt Daniel an, schnappt sich mein Ratzel und schmeißt es in die Gegend. Manchmal liegt es dann auch im Jungenklo!“

      „Daniel, was hast du dazu zu sagen?“

      „Ja, ja … das stimmt, was Shari sagt. Ich habe mich neulich so über sie geärgert. Da hat sie mit ein paar Mädchen immer über mich getuschelt. Ich war sauer!“

      Rieke möchte von der Klasse jetzt wissen, ob jemand etwas zur Aufklärung beitragen möchte. Aber Shari meldet sich vorher zu Wort und erklärt, dass die Mädchen nicht schlecht über Daniel geredet haben.

      „ … ist in dich verknallt! Das solltest du nicht hören“, erklärt sie mit rotem Kopf.

      Auch Daniel errötet jetzt leicht.

      „Wer ist in Daniel verknallt? Los, sag es uns!“, fordert Kevin Shari auf.

      Einige Kinder müssen lachen, aber Rieke lässt gar nicht erst große Unruhe aufkommen. Sie ermahnt Kevin für seinen Zwischenruf:

      „Du darfst dich auch ruhig melden, Kevin!“

      Dann wendet sie sich an Daniel und Shari: „Glaubt ihr, dass ihr das gleich kurz zusammen klären könnt? - Ja! - Dann geht doch eben mal raus! Der nächste Punkt ist auch schnell abgehakt.“

      Shari und Daniel schauen sich an, stehen dann auf und verlassen den Klassenraum. Während dieser ganzen kurzen Diskussion sitzt Lehrer Illert stumm auf seinem Platz und schüttelt nur ab und zu seinen Kopf. Rieke lässt über die beiden anderen Eintragungen diskutieren, Shari und Daniel kommen zurück und erklären kurz und knapp, alles geregelt zu haben.

      „Die haben bestimmt geknutscht draußen!“, ruft erneut Kevin dazwischen.

      Rieke wendet sich zornig an ihn: „Ich werde das jetzt ins Klassenratsbuch schreiben und dann besprechen wir dein dauerndes Stören nächste Woche! So geht das nicht! Du solltest mal selbst ’ne Sitzung leiten! Dann weißt du, wie das ist!“

      „Herr Illert, wir haben Sie zur heutigen Sitzung eingeladen, weil wir mit ihnen über unsere Klassenfahrt in den Harz sprechen möchten. Herr Weiß hat uns erklärt, dass ihre Klasse gerne mit uns nach Braunlage kommen möchte. Viele meiner Mitschülerinnen und Mitschüler haben aber ein großes Problem damit. Im Namen meiner Klasse bitte ich Sie, sich das jetzt einmal anzuhören.“

      „Wie, was für ein Problem? Was gibt es da überhaupt zu diskutieren? Rektor Hanig wird das so entscheiden und damit ist es dann gut!“, wundert sich Lehrer Illert.

      Rieke blickt Hilfe suchend zu ihrem Lehrer, der aber nickt ihr mit einem Lächeln zu und gibt ihr so zu verstehen, dass sie alles gut macht und dass sie diese schwere Hürde auch schaffen wird. Rieke atmet einmal tief durch, dann sagt sie:

      „Herr Illert, es gibt immer mal wieder Probleme mit Ihnen, wenn Sie bei uns Vertretung machen. Sie lassen nur Ihre Ansichten zu, was wir sagen, zählt nicht. Wir sind es aber gewohnt, dass man uns ernst nimmt. Bei Herrn Weiß werden wir ernst genommen. Außerdem brüllen Sie einige von uns manchmal an. Wir möchten das gerne mit Ihnen besprechen, denn wir wollen eine schöne Klassenfahrt machen und uns darauf freuen. Wir machen ja auch die ganzen Vorbereitungen schon. Können Sie das verstehen?“

      Lehrer Illert errötet leicht, räuspert sich kurz, dann antwortet er leicht zögernd:

      „Ja, das mag ja sein, dass ich manchmal etwas laut werde, das will ich dann aber meistens gar nicht! Ich mache das, weil mal wieder nicht auf meine Anweisungen gehört wurde! Aber sonst, nee, sonst muss doch klar sein, dass ich der Lehrer bin und ihr die Schüler! Ich habe das so gelernt und so lange bin ich noch nicht im Beruf wie euer Klassenlehrer.“

      Und nach einer etwas längeren Pause fügt er hinzu:

      „Ich gebe aber gerne zu, dass mich eure Sitzung hier sehr stark beeindruckt!“

      Über die Gesichter vieler Mitschülerinnen und Mitschüler von Rieke huscht ein Lächeln.

      Dann fügt er noch hinzu: „Das hätte ich nicht für möglich gehalten, dass Drittklässler Probleme so besprechen können und sie auch lösen. Alle Achtung! Ehrlich! Ich glaube heute habe ich in knapp 15 Minuten sehr viel gelernt. Und ich bin mir sehr sicher, dass es auf der Klassenfahrt keine Probleme zwischen mir und euch geben wird. Das verspreche ich! Muss ich noch mehr dazu sagen, Rieke?“

      Die Angesprochene blickt erneut kurz zu ihrem Lehrer, der leicht den Kopf schüttelt.

      „Nein, Herr Illert! Ich freue mich. Wir werden das jetzt noch klären. Morgen sagen wir Ihnen dann Bescheid! Ist das okay für Sie?“

      Mit einem Kopfnicken verabschiedet sich Lehrer Illert von der Klasse.

      „Mensch Rieke, super! – Toll!“

      Von überall hört Rieke Zustimmung ihrer Klasse. Auch Lehrer Weiß stimmt in das Lob mit ein:

      „Besser hätte ich das auch nicht hinbekommen, Rieke! Ich habe es auch so vermutet. Ein bisschen kenne ich den Kollegen Illert ja doch. Der möchte nämlich auch sehr gerne anders sein, er traut sich nur nicht!“

      Mit einem strahlenden Lächeln schließt Rieke die Sitzung. Lehrer Weiß und seine Klasse stehen im Kreis, halten sich an den Händen und drücken ihre Verabschiedungsrunde. Rieke beginnt, sie drückt die Hand ihres Nachbarn, der drückt weiter bis der Händedruck wieder bei Rieke angekommen ist.


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