Tiefraumphasen. Группа авторов
Ihre Augen wurden groß, so groß, dass Buster meinte, darin zu versinken. Es war ein schönes Gefühl. Losgelöst, sicher, geborgen. Treiben ins Gute.
»Dein Touchless-Contact ist hin«, stellte sie fest, nachdem sie vorsichtig an der wunden Stelle in seinem Nacken herumgetastet hatte.
Ein Poltern drang von draußen durch die Löcher und Risse der Schiffswand.
»Er kommt«, stammelte Buster. »Lauf.«
Doch statt zu fliehen, presste sie ihr Auge auf seins. Die Netzhautdisplays berührten sich, bildeten feuchte Schnittstellen und verbanden sich.
»Siehst du meinen Soul-Container? Buster? Siehst du ihn?«
Es tat weh. Alles tat weh, doch es gelang Buster, sich zu konzentrieren. Die Verbindung war stabil. Die Contact-Treiber meldeten sechs Updates, doch er ignorierte die warnenden Pop-ups.
Speicherkapazität: neunundvierzig Prozent.
Soulbank anlegen?
Buster bestätigte und spürte einen eisigen Strom, der sich in seinem Inneren zusammenzog. Ein Strudel aus seinem reinsten, puren Selbst. Eingefangen, verarbeitet, konvertiert, zwischengespeichert, wie ein Klumpen Schnodder wieder ausgespuckt.
Soulsave übertragen?
Buster nickte gedanklich.
Übertragung komplett.
Ein Stiefel wischte wie ein nachtschwarzer Blitz in seine Augen. Der harte Absatz traf ihn am Schädel, riss ihn herum. Er hörte Fay schreien, sah ihren Schemen zurück in den qualmenden Raum fliegen. Schreie. Ein weiterer Tritt. Mitten ins Gesicht. Buster spürte etwas Loses in seinem Mund. Es war weich und seltsam nachgiebig. Meine Zunge?
Riss.
Buster schlug zu, direkt auf die Nase. Er spürte Knochen brechen. Blut und Rotze verteilten sich im Gesicht des Mannes. Rasch trat er ihm fest in den Unterleib und lächelte so bitterböse, dass es an den Ausdruck verzückter Freude erinnerte.
Riss.
Buster sah sich selbst in den Raum gehen. Eine ruhige, beinahe ängstliche Bewegung. Im Hintergrund krümmte sich der Zuhälter auf dem Boden, fluchte, spuckte, verwünschte ihn. Die enge Kammer begrüßte ihn mit abgestandener Luft und dem Geruch von Schmieröl. Die Maschinen standen still. Ruhten für den nächsten, bohrenden Arbeitseinsatz. Fay lag zusammengerollt auf den schmierigen Bodenfliesen, blinzelte ihn irritiert an. »Mitkommen«, hörte er sich sagen.
Riss.
Das Gesicht flimmerte in tausend Aufnahmen vor ihm.
Dreckiger Zuhälter. Pornoproduzent. Glücklicher Vater. Schläge in der Nacht, Fäuste trommelten auf ein Kinderbett ein. Familienausflug, kurzes Glück. Die Bestattung in Bremen. Ein Tüftler, der seltsame Maschinen in seinem Keller entwarf. Schulveranstaltung mit Hemd und dünner Krawatte. Schwache Erinnerungen an erste Gehversuche, die in seinen Armen landeten. Kaltherziges Erklären seiner Maschinen. »Jammer nicht!«, schrie seine Stimme.
Ein Wort. Ein Wort tauchte immer wieder auf, wiederholte sich, mal liebevoll geflüstert, mal voller Angst hervorgepresst. Papi.
Riss.
Der Soulsave und die Übertragung waren komplett. Buster blickte aus Fays Augen auf seinen eigenen, geschundenen, sterbenden Körper. Flache Atmung, verrenkte Glieder. Der Stiefeltritt hatte sein Gesicht ruiniert. Drohend stand der Vater über ihm, zog eine Waffe aus der Tasche. Zielte.
Riss.
Weiße Leere. Ruhe. Das gute Gefühl von Unendlichkeit. Frieden.
Riss.
Metall sauste durch dichter werdenden Rauch, klatschte dumpf gegen einen Schädel. Fay atmete schwer, ließ die Stange fallen und taumelte ein paar Schritte vorwärts. Da lagen sie, in Asche, Schutt und Ruß begraben. Zwei Männer, der eine tot, der andere im Sterben. Sie kniete sich nieder, kämpfte gegen den beißenden Qualm, gegen die Tränen. Ihre Finger berührten das Gesicht des Toten, streichelten seine Haut, schlossen seine Augen.
»Danke Buster.«
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.