ok ist eh ok. Klaus Nüchtern

ok ist eh ok - Klaus Nüchtern


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Aufführungsorten peinigender Insubordination organischer und anorganischer Materie zählen des Weiteren noch Herd, Kühlschrank, Geschirrspüler, alles, was spiegelt, und die Lade – insbesondere dann, wenn sie die Lieblingsnahrung von Speisemotten enthält (Schokolade, Semmelbrösel, Studentenfutter). Einen gefährlich weiten Wutwinkel zwischen den Füßen erzeugen frei flottierende Flüssigkeiten im Frigidaire, die daher rühren, dass eine schlecht veschraubte Flasche leckt, ein Stück Wurstpapier das Kondenswasserabflusslöchlein verlegt hat oder es endlich jemandem gelungen ist, die Tasse mit den seit Wochen aufbewahrten Eiklaren umzukippen. Man kann dann gleich das frischbezogene Bett flächendeckend mit lauwarmer Powidlmarmelade bestreichen.

      Umweltschutzkrippenspiele, nicht mit mir!

      Meine Geneigtheit, mich fürs eigen Fleisch und Blut zum Deppen zu machen, geht fraglos weit, ist aber auch nicht grenzenlos. Zwar halte ich die schleichende Umrüstung von Erziehungs- und Bestrafungsinstitutionen wie Schule und Elternhaus zu pädagogischen Dienstleistungszentren für ein ausgesprochen fragwürdiges Unterfangen, aber selbstverständlich erfülle ich nach kleinen cholerischen oder selbstmitleidigen Ausbrüchen zur Aufrechterhaltung eines letzten Rests von Selbstachtung fast jeden Wunsch auf dem Cateringsektor. Gerne trage ich also den mit Mandarinenschalen und Konfektstanniol überhäuften Teller in die Küche, reinige ihn dort mit einem Spülmittel der präferierten Duftnote (Ingwer-Lemongrass oder Bratapfel-Zimt) und serviere darauf den bestellten TV-Snack: diesfalls ein granatapfelkerngefülltes Bugles-Nacho-Käse-Stanitzel auf Mascarpone-Erdbeermarkfruchtspiegel mit Esterházy-Muster.

      Auch zu persönlichen Verzichtsleistungen bin ich bereit, wenn sie nur der Umwelt, dem Weltfrieden und der Beruhigung des töchterlichen Gewissens dienen. Zwar habe ich mir schon als Sechsjähriger einen Philishave gewünscht, aber angesichts eines Bartwuchses, der locker von jeder unblonden 16-Jährigen überboten wird, die südlich von Treibach-Althofen auf die Welt gekommen ist, tut’s ein Nassrasierer mit Dreifachklinge auch. Gewiss, das Leben verliert an Geschmack und Glamour, wenn man der walfleischspeckgefüllten Klappstulle jäh entraten muss und zu Fuß oder mit dem Rad zur Arbeit soll, anstatt den Miniscooter oder die Igeleskorte zu nehmen, aber wird man durch das ökologisch selbstgefällige Glänzen von Kinderaugen nicht reichlich entschädigt? Ja, von mir aus. Aber am Sonntag um fünf nach acht sämtliche Lichter ausmachen – nein, das ist mir jetzt echt zu blöd! Das lass ich mir nicht von meiner Tochter und schon gar nicht von irgendwelchen popeligen Boulevardzeitungen anschaffen, die sich nach mitteleuropäischen Binnenländern benennen. Es ist für die Umwelt?! Die Umwelt kann mich mal!! Ich habe monatelang mit schimmelndem Biomüll in einer Küche gelebt, während die sauberen Sudelredakteure des erwähnten Bumsblattes mit ihren SUVs großohrige Landwirbeltiere plattgefahren und bei hochwattiger Festbeleuchtung ungeschützten Geschlechtsverkehr mit Dronten gehabt haben. Die sollen mir mit ihren tränendrüsendrückenden Umweltschutzkrippen-spielen vom Leib bleiben – bigotte Saubande!

      Im Winter werden die Kühlschränke kleiner

      Meinen bislang letzten Winterurlaub hatte ich Anfang der Achtzigerjahre mit Eltern und Geschwistern im Pinzgau verbracht. Ich habe währenddessen irgendeinen unfassbar faden Klassiker der Pädagogik für die Uni zu lesen versucht und orangegelbe BASF-Kassetten mit Musik von Thelonious Monk gehört. Auf der Rückfahrt erlitt ich im bayerischen Bad Reichenhall eine Panikattacke. Vielleicht ist das der Grund, warum ich auf Winterurlaube nicht so gut zu sprechen bin. Darunter wird ja gemeinhin nicht der Urlaub vom, sondern der Urlaub im Winter verstanden. So sehr ich meteorologische Schreckhaftigkeit verachte, die Menschen Flugreisen buchen macht, sobald man nach 22 Uhr nicht mehr im Ruderleiberl rumlaufen kann, so wenig verstehe ich, warum man dem Winter unbedingt nachreisen muss. Man kann den doch auch in der Stadt genießen und sich daran erfreuen, wie ein paar Dutzend Flocken den Verkehr zum Erliegen bringen.

      Das Problem mit dem Winterurlaub ist, dass dieser in sogenannten Wintersportorten stattfindet. In Wintersportorten benehmen sich die Menschen aber so unwürdig wie ehemalige Finanzminister, und es gibt keine Kinos. Die Landschaft ist selbstverständlich atemberaubend, aber andererseits ist dieses ganze Gebirge doch auch von stark übertriebener Heroik – Geologie gewordener Tschaikowsky. Die Hotelzimmer hingegen sind meist eher klein. Und selbst wenn man das Geld für eine ganze Suite hätte, würde man feststellen, dass auch in dieser immer nur ein kleiner Kühlschrank steht. Da muss man dann erst die zwergenhaften Gläschen und Fläschchen rausnehmen, damit man eine normale Flasche Bier oder einen halben Liter Tonic reinstellen kann. Und weil man natürlich ein bissl anankastisch veranlagt ist, macht man das erst, nachdem die Zimmerreinigungstruppe Polsterkarate betrieben und das Ende des Toilettenpapiers umgeknickt hat. Am nächsten Tag stellt man dann den ganzen diminutiven Getränkekrempel wieder in den Babykühlschrank und versteckt die leeren Bierflaschen hinter der Schmutzwäsche im Kasten.

      Das macht man aber alles gerne, weil die Tochter bei einem Holländer mit dem freundlichen Phlegma von Balu, dem Bären, nach der dritten Tüte Snowboardunterricht nehmen will. Drei Tage und 270 Euro später kann sie im Flachen relativ souverän neben dem Board liegen und beherrscht den englischen Fachterminus für diese Tätigkeit. Ich kann nur hoffen, dass ihr Balu nichts von seinen Substanzen überlassen hat.

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