Das Hatschepsut-Puzzle. Группа авторов

Das Hatschepsut-Puzzle - Группа авторов


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entlockt hat; Dr. Donald P. Ryan (Tacoma, Washington), der 1989 die mutmaßliche letzte Ruhestätte der Hatschepsut erneut lokalisiert hat, nachdem sie über 80 Jahre lang verschollen gewesen ist; und Dr. Zahi Hawass (Kairo), der das Forschungsteam leitete, das 2007 die noch in dieser Grabanlage befindliche Mumie als die der Hatschepsut identifizierte und danach untersuchte. Sie alle haben dieses Buch durch die Preisgabe ihrer Forschungsergebnisse bereichert und erheblich zum Zusammensetzen der Puzzlesteine beigetragen.

      Ohne den heutigen Eigentümer des Flakons der Hatschepsut, einem privaten Sammler aus Deutschland, hätten wir alle nichts zu forschen und zu schreiben gehabt. Mein tief empfundener Dank gilt deshalb ihm und seiner Familie für die Publikationserlaubnis und das Vertrauen, das sie alle in mich gesetzt haben.

      Wertvolle Hinweise zu Hatschepsuts Krankheiten, der Untersuchung ihrer Mumie und zu ihrer letzten Ruhestätte im Grab ihrer Amme verdanke ich Dr. Carsten Pusch (Tübingen), Dr. Yehia Gad (Kairo) und Dr. Donald P. Ryan (Tacoma, Washington). Karlheinz Weiler (Hemsbach/​Bergstraße) sei für die Übersetzung des Beitrags von Zahi Hawass gedankt und für tapferes Korrekturlesen bin ich wieder meiner lieben Frau Nadine Höveler, die ebenfalls eine große Verantwortung bei der Bildauswahl übernommen hat, zu großem Dank verpflichtet.

      Ihnen – und vielen weiteren Personen, die hier gar nicht alle einzeln aufgeführt werden können –

!

      Michael Höveler-Müller

       www.faszination-hieroglyphen.de

      Der ehemalige Direktor des Ägyptischen Museums Berlin, Prof. Dr. Dietrich Wildung, sagte einmal während eines Vortrags: „Vielleicht ist schon alles einmal geschrieben worden, aber noch längst nicht von jedem.“

      Das in dieser Aussage indirekt formulierte Recht nehme ich mir für das vorliegende Buch augenzwinkernd ebenfalls heraus. Es ist aber keine reine Biografie der Hatschepsut – dazu liegen tatsächlich bereits etliche vor. Es ist eine Annäherung an den Menschen Hatschepsut.

      An die Persönlichkeiten der meisten Pharaonen kommen wir heute nicht mehr heran, weil sie sich hinter dem Ornat, dem Protokoll, den Konventionen und Reglements ihres Amtes verstecken. Sie sind wenig individuelle Bausteine in der beeindruckenden Kontinuität des ägyptischen Pharaonentums. Nur einige Persönlichkeiten waren derart stark, dass das königliche Korsett sie nicht einzuengen vermochte – zu diesen zählten Amenophis IV., der sich Echnaton nannte, Ramses II. und eben Hatschepsut. Doch während Abhandlungen über die beiden Erstgenannten ganze Bücherwände füllen (etwa ein Drittel der gesamten ägyptologischen Literatur über die mehr als 3.000 Jahre währende pharaonische Kultur befasst sich mit der lediglich 17-jährigen Herrschaft des Echnaton, der sog. Amarnazeit), ist die Literatur über Hatschepsut noch durchaus überschaubar.

      Die jüngere Vergangenheit war reich an Entdeckungen zum Thema „Hatschepsut“: 2007 konnte in Ägypten überraschend eine seit über 100 Jahren bekannte Mumie als die sterbliche Hülle der großen Pharaonin identifiziert werden, nachdem man lange Zeit der Meinung gewesen war, dass ihre Leiche nicht mehr existiere. Und in Bonn war es mir als ehemaligem Leiter des dortigen Ägyptischen Museums vergönnt, die Untersuchung eines einzigartigen Flakons (Abb. 1) mit dem Namen der Hatschepsut in Gang zu setzen, die uns ein großes Stück näher an den Menschen Hatschepsut herangebracht hat.

      Wie ein Puzzle setzen sich die einzelnen Analysen zu Hatschepsut zusammen und es stellte sich heraus, dass der Flakon sogar einer der zentralen Puzzlesteine ist, denn er schließt an viele andere an und hilft dabei, ein klareres, deutlicheres, intensiveres, sensibleres und unmittelbareres Bild der berühmten Königin zu zeichnen, als es zuvor möglich war. Heute können wir Hatschepsut sehr realistisch und menschlich erkennen, wir können einen Blick hinter die ansonsten stereotype Fassade der ägyptischen Pharaonen werfen und begegnen einer Frau, die an der Macht zerbrach.

       Abb. 1 Der Flakon mit der Namenskartusche der Pharaonin Hatschepsut befand sich zwischen 1998 und 2012 unter der Inventar-Nr. L 943 im Ägyptischen Museum der Universität Bonn. Er war durch einen Lehmverschluss, der als „Dreck“ missinterpretiert worden war, original verschlossen. In seinem Innern befanden sich Reste des ursprünglichen Inhalts, die zwischen 2009 und 2011 naturwissenschaftlich untersucht wurden. Höhe: 11,8 cm; maximale Breite: 3,3 cm.

      Ich habe mit diesem Buch versucht, die Palasttore aufzustoßen und Hatschepsut ohne Make-up in ihren Privatgemächern aufzusuchen. Mit viel Empathie bin ich der berühmten Pharaonin von ägyptologischer Seite nahegekommen und hatte dabei unschätzbare Unterstützung von naturwissenschaftlicher Seite. Und plötzlich zeigte sich Hatschepsut als verletzlicher und sogar verletzter Mensch. Hatschepsut ungeschminkt. Hatschepsut hautnah. Eine Frau, die – nicht grundlos! – einen Schritt weiter gegangen war als jede Frau vor ihr, und die dafür einen extrem hohen Preis zu bezahlen hatte.

      Neue Betrachtungen, neue Ideen und neue Fragestellungen lassen auch die bislang als bekannt geltenden Fakten vielfach in einem völlig neuen Licht erscheinen. Die Auslotung neuer Möglichkeiten bietet eine ganz persönliche Sicht auf die Frau unter der Doppelkrone.

      War sie tatsächlich machtbesessen? Eine Despotin? Ich muss zugeben, dass ich sie früher für eine solche hielt, und auch die Meinung teilte, die einmal ein ägyptischer Inspektor auf der Grabung in Qantir, an der ich teilgenommen hatte, schnörkellos zusammengefasst hat: „She was a bitch!“ Heute sehe ich das anders, denn ein kleiner Flakon, der damals im Ägyptischen Museum in Bonn ausgestellt war, brachte mich dazu, sehr nahe an diese besondere Frau herankommen zu wollen.

      Jahrelang habe ich mich mit Hatschepsut beschäftigt, ihre Hinterlassenschaften studiert, über schwer interpretierbaren Inschriften gebrütet und bin zu den Schauplätzen ihres Wirkens gereist. Inzwischen bin ich zu einer gegensätzlichen Überzeugung gelangt, denn ich habe sie als einen völlig anderen Menschen kennengelernt, als der, der die Geschichtsbücher beherrscht.

      Ich zitiere immer wieder gerne eine Aussage von Leonard Cohen: „Es gibt keine Heiligen. Wir sind alle nur Pfadfinder.“ Es gibt keine absolute Wahrheit in Bezug auf das alte Ägypten, es gibt nur ägyptologische Pfadfinder, die Ihnen das Konzept von der Wahrheit anbieten, das ihnen selbst am sinnvollsten erscheint. In diesem Sinne lade ich Sie ein, mich auf den Weg zu begleiten, den ich zu Hatschepsut, der „Edelsten von allen“, gefunden habe.

      Einiges war über sie bekannt, aber offenbar nicht genug, um sie als sog. erste Riege der heute gefeierten Herrscherpersönlichkeiten des Alten Ägypten zu zählen. Noch immer laufen ihr Echnaton, Nofretete und Tutanchamun – aus ihrer eigenen Familie – diesen Rang ab: Hatschepsut wird nicht wie Echnaton, einer ihrer Nachkommen, (übrigens völlig zu Unrecht!) mit der Durchsetzung eines monotheistischen Glaubens in Verbindung gebracht. Von Hatschepsut existiert keine bunte Büste wie von Nofretete, die ein völlig ebenmäßiges und zeitloses Schönheitsideal verkörpert. Auch wurde Hatschepsuts Grab nicht wie das des Tutanchamun fast völlig unberührt vorgefunden und blendete die Welt auch nicht mit seinem Goldglanz.

      Hatschepsuts Leben und Schicksal unterscheiden sich vollkommen von denen der genannten Persönlichkeiten: Ihre Reformen setzen sie nicht (fälschlicherweise) in eine Reihe mit den großen Stiftern der Weltreligionen, ihre Darstellungen rauben der Welt nicht den Atem, ihre Schätze blenden die Menschen keinesfalls. Aber was wir von Hatschepsut besitzen, ist eine Kostbarkeit, die die Schätze des Tutanchamun und die konstruierte Schönheit der Nofretete zu blassen Schatten werden lässt: In der Gestalt eines auf den ersten Blick vielleicht unscheinbar wirkenden Gefäßes (vgl. Abb. 1) hat ein Objekt aus ihrem Besitz die Zeiten überdauert. Nach interdisziplinären Untersuchungen von Ägyptologie, Anthropologie, Archäometrie, Genforschung, Pharmazie


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