Was hast DU zu verlieren?. John Valcone

Was hast DU zu verlieren? - John Valcone


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Mal wirken wir hart, weil wir dem entsprechend wahrgenommen werden wollen und zumal wirken wir hart, weil wir jegliche Gefühle bereits abgeschaltet haben. Aber letzten Endes offenbart sich, wie hart man tatsächlich ist, kein Stück weit. Bei vielen von uns bricht ab diesem Zeitpunkt pure Panik aus, man fühlt sich missverstanden und zugleich setzen wir uns in den Kopf, dass wir uns niemanden mitteilen könnten. Die Psyche eines Spielers wird in Laufe der Jahre sehr komplexe Züge annehmen. Wir wollen uns mitteilen, anderen Menschen gegenüber öffnen, aber finden keine Worte, um unser Leben auch nur ansatzweise beschreiben zu können. Wir verstummen und hoffen gleichzeitig darauf, dass uns geholfen wird. Ich kenne das Gefühl der Machtlosigkeit, ich kenne das Gefühl nur zu gut, wie es ist, wenn die ganze Welt zusammenbricht. Doch ich versichere Ihnen, dass Sie diese Zeit überstehen werden. Wenn Sie den Entschluss gefasst haben, dass sich nun etwas ändern muss. Ich war nie redegewandt und noch heute denke ich oft darüber nach, wieso es so kommen musste. Doch letzten Endes machte alles einen Sinn, ich fand die richtigen Worte, die richtige Denkweise und ging genau diesen Weg aus der Sucht. Ich ging ihn mit Entschlossenheit, Wissen und vielen neuen Erkenntnissen. Wir sind mehr als »Sucht«, wir sind wir. Sie sind der Mensch, der sich aus diesen Fängen befreien kann und befreien wird. Ich sage das nicht, damit ich Ihnen das Paradies schönreden kann, ich sage Ihnen all das, weil ich fest davon überzeugt bin, dass Sie den Weg aus der Sucht gehen werden. Ich habe die Sucht besiegt und es vergeht kein Tag, an dem ich es jemals auch nur ansatzweise bereut habe. Tausende Spieler gehen den Weg aus der Sucht und niemand bereut die Zeit, in der man spielfrei durchs Leben gehen darf. Warten Sie nicht mehr länger, zögern Sie das einzig Richtige nicht mehr länger hinaus, hören Sie auf zu spielen. Sie werden diese Entscheidung niemals bereuen.

      Der Entschluss, das Spielen an den Nagel zu hängen, ist mehr als nur eine »Entscheidung«, es ist der direkte Entschluss mit dem bisherigen Leben abzuschließen. Es ist eine 180-Grad-Drehung, selbstverständlich im positiven Sinne. Der Ausstieg aus der Sucht ist in Worten schwer zu beschreiben, denn der Ausstieg mischt die Karten völlig neu. Alles, was man sich im Leben jemals erhofft hatte, rückt plötzlich wieder in Reichweite. Alles wird wieder zum Greifen nahe sein. Als Spieler wollte man über Jahre hinweg jemand anderes sein, und durch den Ausstieg erkennt man, dass man alles und jeder sein kann, wenn man sich ein relevantes Ziel setzt. Scheitern wird plötzlich nicht mehr akzeptiert, man startet instinktiv eine Fehleranalyse und beginnt erneut. Ohne Sucht und ohne Zwang. Als Spieler hat man sich leider die negative Eigenschaft zu eigen gemacht, dass wir viel zu selten einen Fehler einsehen, geschweige denn ihn als Fehler wahrhaben wollen. Die Spielsucht ist eine Krankheit, das gezielte Verharmlosen ist ein schwerwiegender Fehler und genau das, muss man sich eingestehen. Man kann sich als Spieler nicht in Ausreden flüchten, denn genau das hat man jahrelang als Spieler getan. Man ist nicht Deutschland, man ist keine Arbeit, man ist mehr als das, denn man ist ein Mensch. Ein Mensch mit Gefühlen, mit Stärken und mit den dazugehörigen Schwächen. Wenn Sie damit aufhören, sich zu schämen für das, was Sie sind, dann können Sie die Gegenwart bzw. Zukunft in Angriff nehmen. Ziehen Sie aus Ihren begangenen Taten die negativen- aber auch die positiven Schlüsse, Spielsucht darf auf keinen Fall verharmlost werden. Die Probleme begannen mit der Spielsucht und sie enden auch damit.

      DIE SPIELAUTOMATENSUCHT, sie lauert nicht auf Bahnhofstoiletten, nicht der Dealer ermöglicht die Selbstzerstörung, sondern der Spieler selbst. Die Schwäche wird zum Alltag, der Alltag wird zur Sucht, die Sucht wird eine unaufhaltbare Seuche, die nachweislich jeden infiziert, der es wagt, mit dem Feuer zu spielen. Die Sucht an Automaten wird besonders anfangs nicht erkannt, weil sie nicht erkannt werden soll. Sie benötigt eine einzige Tarnung; Verharmlosung. Solange der Spieler seine Sucht durch Lügen verheimlichen kann, wird sie nicht erkannt. Erst am Ende, wenn das Minus nicht mehr zu begleichen ist, zerfällt die Fassade in sich und die Tarnung fliegt auf. Als Spieler kann man den Tag des Jüngsten Gerichts etwas hinauszögern, indem man sich von jedem Menschen im Umkreis so viel Geld leiht, wie möglich. Die Versprechen, man würde das Geld zurückzahlen, basieren ebenfalls auf einer Lüge und ist wohl eher Glücksspiel. Auch die Ausrede, warum man das Geld benötigt, basiert zu meist auf einer Lüge. Des Spielers Spiel basiert auf einer Lüge, des Spielers Leben basiert letzten Endes auf einer Lüge und diese Tatsache, ist sehr schwer zu akzeptieren. Ich wäre daran fast zugrunde gegangen, weil ich es nicht wahrhaben wollte. Ich habe mich bis zum bitteren Ende selbst belogen, nur weil ich es nicht akzeptieren konnte. Dieses Buch soll Ihnen keine Vorwürfe an den Kopf werfen, aber nur wenn wir die Tatsachen bzw. Gegebenheiten ansprechen, wird sich auf längere Sicht der Schalter endgültig umlegen lassen. Die Spielsucht beenden können viele, nicht rückfällig werden ist die Herausforderung, vor der sich selbst Berater gerne herausreden. Ein Rückfall wird mittlerweile anders beschrieben, bevor ich in meinen Büchern betonte, dass der Rückfall therapiert werden müsse, lebten Berater in dem Glauben, er könne zum Teil zur Vergangenheit gezählt werden. Negativ, der Rückfall ist es, was tatsächlich therapiert werden muss, denn nur der Rückfall bestätigt die Gefährlichkeit einer Sucht. Jeder Spieler möchte ins Geheim aufhören zu spielen, jeder – selbst die jenen, die das Gegenteil behaupten, trotz dessen schaffen es die Wenigsten. Ganz einfach deshalb, weil der Rückfall sie auf den Boden der Tatsachen zurückholen wird. Das Aufhören wird definitiv nicht einfach, aber es ist möglich. Ich habe es geschafft und ich weiß, dass Sie es ebenfalls schaffen, wenn Sie mir ein wenig Glauben schenken und an sich arbeiten werden. Sie müssen sich nicht völlig verändern, aber ihr Horizont sollte sich etwas erweitern, damit Sie die alternativen Wege besser, leichter und schneller erkennen können. Aber bitte tun Sie mir ab jetzt einen Gefallen, vergessen Sie festgefahrene Verhaltensanalysen. Sie müssen keine Statistiken auswendig lernen, die Zahlen bringen Ihnen nichts. Allgemeinbildung ist natürlich Positiv zu betrachten, aber ich bin der Meinung, dass die genannte Zahl von 200.000 – 400.000 pathologischen Spielern in Deutschland definitiv nicht der Wahrheit entspricht und darum sage ich es in aller Deutlichkeit, man kann den Medien bei diesem Thema keinen Glauben schenken. Lassen Sie sich nicht vom Weg abbringen, der Ausstieg muss fokussiert werden, nichts anderes. Die dargestellten Zahlen und auch die Verharmlosung der Sucht, dürfen deshalb nicht mehr gutgeheißen werden. Nur so, können wir einen Weg aus der Sucht meistern, durch Isolieren, Fokussieren und Analysieren.

      Studien offenbaren, dass die Sucht unaufhaltsam voranschreitet. Die Spielsucht ist mitten in der Gesellschaft angekommen und es nimmt kein Ende. Hier eine kleine Studie von der Universität Lübeck im Rahmen der Page-Studie (Projekt Pathologisches Glücksspielen und Epidemiologie) bei der Untersuchung von 15.000 Menschen.

      (Quelle: http://www.spiegel.de/​gesundheit/​psychologie/​gluecksspiele-machen-suechtig-vor-allem-geldspielautomaten-a-814173.html)

       90 Prozent sind Männer.

       85 Prozent sind unter 30 Jahre alt.

       80 Prozent sind starke Raucher.

       65 Prozent haben einen Migrationshintergrund.

       50 Prozent sind Alkoholiker.

       50 Prozent haben eine Depression.

       20 Prozent sind arbeitslos.

      Geht es Ihnen nun besser, oder schlechter, weil Sie eine Statistik über Ihr eigenes Spielverhalten erfahren haben? Im Grunde ändert eine Statistik rein gar nichts, genau deshalb halte ich sehr wenig von Statistiken. Das Denken muss sich um 180-Grad wandeln, Sie müssen einen Weg finden, die Sucht bewusst zu akzeptieren. Aber Sie dürfen trotz dessen auf keinen Fall weiterspielen, akzeptieren bedeutet nicht, dass Sie das gewohnte Leben weiter gedeihen lassen sollen. Ich meine damit, dass Sie die Krankheit, als Krankheit akzeptieren müssen, denn nur dadurch können Sie eine Gesundung zulassen. Ich kann Sie nicht durch Magie vom Automaten fernhalten, das kann und werde ich nicht tun. Sie müssen erkennen, dass jeder Euro, jeder falsche Gedanke und jeder unüberlegte Zug, das Ende bedeuten wird, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.

      Rondo; der von Merkur »Rondo-Automat«, war in meinen Augen »der« Automat schlechthin. Diesen Automaten drückte ich an einem Tag bis zu 10 Mal hoch. Gewinne im oberen dreistelligen


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