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      Council in Auschwitz

      Nach Auschwitz zu fahren und Zeugnis abzulegen hat vielen von Bernies Schülern und Kollegen die seltene Gelegenheit gegeben, tiefes Zuhören an einen Ort zu bringen, der buchstäblich für Millionen mit den entsetzlichsten Formen menschlichen Leidens verbunden war. Auschwitz ist ein Ort, an dem tiefes Zuhören entschieden gefehlt hat.

      Roshi Bernie wusste, dass sich an Auschwitz zu erinnern, sich an jene zu erinnern, die hier starben, und sich an die Verursacher des Leidens zu erinnern, uns auch darüber würde belehren können, was wir in unserem eigenen Leben zurückwiesen, hassten, verachteten, verurteilten und wogegen wir wüteten. Und was wir im Leben anderer verabscheuten und unausstehlich fanden. Diese Art der Entfremdung, ob sanft oder heftig, wurde bei dem BearingWitness-Retreat in Auschwitz von allen empfunden. Bernie ermutigte uns wieder und wieder, uns selbst zu fragen: Wie konnte dies geschehen? Man kann dieser Frage in Auschwitz nicht entfliehen – so wenig, wie es möglich gewesen war, Auschwitz zu entkommen.

      Das Leiden, das wir im Laufe unseres Retreats bisweilen berührten, führte uns in die Dunkelheit und verwandelte sich manchmal in Freude und Heilung, während wir zusammen saßen und praktizierten und einander hörten. Ich erinnere mich daran, wie Bernies alter Freund Peter Matthiessen fragte: Wie kann man an so einem Ort Freude verspüren? Beim Zeugnisablegen geht es nicht nur darum, das eigene Leben zu bezeugen, sondern alles Leben. Und hier in Auschwitz nun legten wir von dem Leiden anderer Zeugnis ab, von dem Leiden der Vorfahren, von unserem eigenen Leiden und von der Möglichkeit, Leiden zu transformieren. Peter war höchst erstaunt über die Befreiung, die er in Auschwitz erlebte, und so ging es uns allen.

      Eine der Arten, Zeugnisablegen zu praktizieren, war für mich die Erfahrung des Council, eine Praxis, bei der Menschen miteinander im Kreis sitzen, wahrhaftig sprechen und intensiv zuhören. In Auschwitz redeten wir im Council über die tiefsten Fragen unseres Lebens, einschließlich Tod und Trauer, Sinn, Heilung und Freude. Es war gewiss einer der tiefgreifendsten Wege, die wir miteinander während des Retreats gegangen sind.

      Council ist weltweit bei vielen Kulturen und Traditionen anzutreffen. Es wird in Homers Ilias erwähnt. Man findet es in der Stammeswelt erdverbundener Völker. Und es spielt eine zentrale Rolle bei den Versammlungen und in der Kommunikation der Quäker, die die Bürgerrechtsbewegung der Sechzigerjahre in den USA stark beeinflusst hatten. In den Siebzigerjahren haben ich und andere das, was wir in der Bürgerrechts- und der Antikriegsbewegung gelernt hatten, eingebracht in unser Leben als Lehrende und als Menschen, die sich sozial und spirituell engagierten. Council – oder der Kreis der Wahrheit oder wie immer wir es damals genannt haben – wurde für uns eine Methode, demokratische und spirituelle Werte in unser gemeinschaftliches und persönliches Leben einfließen zu lassen. Mitte der Neunzigerjahre stellte ich Bernie und Jishu Holmes den Weg des Council vor. Er passte sehr gut zu ihrer Arbeit als Friedensstifter, und sie nahmen ihn an viele Orte mit, auch nach Polen. Für Bernie und Jishu schien Council eine Praxis zu sein, die in den Drei Grundsätzen Nicht-Wissen, Zeugnisablegen und heilsames Handeln ihre natürliche Basis hatte. Und diese Praxis sollte dazu beitragen, dass wir unsere Zeit in Auschwitz tiefer erlebten.

      In Auschwitz führte die Council-Praxis nicht notwendigerweise dazu, dass wir dieselbe Sicht der Dinge entwickelten. Es handelt sich keineswegs um einen Prozess des Herstellens von Einigkeit. Für die Beteiligten war die Praxis vielmehr ein Mittel zu erkennen, dass jede Person im Kreis ihre eigenen Erfahrungen, eigene Herangehensweisen und ihre eigene Weisheit hatte. Wenn im Kreis unterschiedliche Anschauungen und Erfahrungen geäußert wurden, schien die Tiefenschärfe größer zu werden. Hier begannen wir die Relevanz und den Reichtum von Unterschieden zu entdecken. Council ermöglichte es uns, Wertschätzung für Unterschiede zu entwickeln und die verschiedenen Betrachtungsweisen zu achten, die Deutsche und Juden, Männer und Frauen, Alte und Junge, Reiche und Arme sowie die Fröhlichen und die Verängstigten unter uns hatten. Wir konnten deutlich sehen, dass die Intoleranz gegenüber Unterschieden etwas wie Auschwitz erst ermöglicht hatte.

      Die gleiche Intoleranz findet sich heutzutage in vielen Zonen unseres Planeten, und wir haben entdeckt, dass diese Intoleranz ebenfalls in unseren Herzen existiert. Viele von uns haben verstanden, dass wir aufgerufen sind, ohne Scham von dieser Balkanisierung des Geistes Zeugnis abzulegen. Wir mussten die hungrigen Geister hereinbitten und ihnen gestatten, unsere Herzen auszuscheuern, damit sich unsere Praxis und unsere Entschlossenheit, Frieden zu schließen, vertiefen konnte.

      Council war ein Weg, diesen Prozess geschehen zu lassen. Es war unser Heilmittel und unser Spiegel, und es spiegelte Roshi Bernies Geist und Vision.

      USA (1996)

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