Elbkiller: 7 Hamburg Krimis. Alfred Bekker
bringen. Fragen Sie morgen bei der Spurensicherung nach, ob sie etwas gefunden haben. Fischer wird dann hoffentlich auch die Obduktion von Schmitz erledigt haben.“
Brock drehte sich zur Wand und betrachtete die Tafel, auf der sie ihren Fall ausgebreitet hatten. „Die Fotos von den beiden Typen sollten auch mit drauf. Es wird Zeit, dass wir ein paar Verbindungsstriche ziehen.“
Er sah auf seine Uhr. „Es ist schon spät, machen wir Schluss für heute. Bringen Sie morgen die Mordakte auf Vordermann, und ich werde noch einmal in die Holler-Villa fahren. Ich muss dringend mit dem kleinen Bruder reden. Ich habe den Eindruck, dass er mehr weiß, als er bisher zugegeben hat.“
Er stand auf und tippte auf das Foto von Markus Holler auf der Tafel.
„Wir haben Kokainschmuggel, ein Lagerhaus mit Verdächtigen und deren Verbindung zu einem Russenclan, der wiederum die Vertriebsstellen wie die Elbklause kontrolliert. Wie passt unser erstes Opfer in die Gleichung?“
7. Kapitel
Cornelius Brock studierte die Mordakte, während Spengler am Steuer saß. Ihr Ziel war Anton Hollers Villa, denn Brock wollte unbedingt mit dem jüngsten Sohn Daniel reden. Durch den Diebstahl des indischen Dolches steckte auch er irgendwie in diesem vertrackten Fall.
Die Akte war um einige Berichte ergänzt worden.
Inzwischen hatte die Spurensicherung den Wagen von Dieter Schmitz untersucht, der in der Garage der Elbphilharmonie geparkt war. Markus Holler war tatsächlich mit diesem Fahrzeug transportiert worden. Die Spurenlage im Kofferraum war eindeutig. Im Inneren des Autos waren alle glatten Flächen abgewischt worden. Man hatte keine verwertbaren Spuren gefunden, die sich bestimmten Personen zuordnen ließen.
Allerdings gab es einen sauberen Abdruck auf der Haube des Kofferraums, den jemand offenbar mit der Hand zugedrückt hatte. Er war nicht im System gewesen, doch Cornelius Brock hatte sofort einen Verdacht, wem er gehören könnte. Sie brauchten nur noch einen Vergleichsabdruck.
Die Obduktion von Markus Holler hatte keine weiteren Überraschungen ergeben. Ebenso wenig die Untersuchung seiner Wohnung. Sie war vorher von Unbekannten gründlich durchsucht worden, die ihrerseits allerdings keine Spuren hinterlassen hatten.
„Dort vorn!“, sagte Brock plötzlich. „Die Einfahrt links. Da müssen wir hin.“
Spengler steuerte ihr Fahrzeug gehorsam auf den Weg zum Haus und bog zu den Garagen ab. Er parkte hinter dem Jaguar, den Brock bereits kannte.
„Ich frage mich, wem der teure Wagen gehört“, murmelte Brock. „Er steht die ganze Zeit hier und ist auch nicht bewegt worden, soweit ich das sehen kann.“
Sie stiegen aus und gingen zum Haus hinüber. Spengler klingelte, und Elisabeth Holler öffnete persönlich. Sie trug einen Morgenmantel und war nicht geschminkt. Ihr Gesichtsausdruck war von Trauer gezeichnet.
„Sie erinnern sich an mich?“, fragte Brock.
Sie nickte langsam. „Mein Mann ist im Kontor.“
„Das ist mein Assistent Horst Spengler. Dürfen wir hereinkommen?“
Frau Holler öffnete die Tür, und sie betraten einen Vorraum.
„Ist das Ihr Wagen da draußen?“, erkundigte sich Spengler.
Sie sah ihn erstaunt an. „Der Jaguar? Nein, ich habe noch nicht mal einen Führerschein. Der Wagen gehört Markus. Er steht seit letztem Freitag hier.“
„Haben Sie einen Schlüssel dafür?“
„Ich denke, schon.“
Sie zog eine Schublade eines Schränkchens auf, das Teil einer größeren Garderobe war, und zog einen Autoschlüssel heraus, den sie Brock reichte.
„Markus lässt seinen Schlüssel immer hier, wenn er den Wagen bei uns parkt.“ In ihren Augen erschienen Tränen.
„Wir sehen uns das Fahrzeug kurz an und kommen gleich zurück.“
Sie nickte und ließ die Tür angelehnt. „Kommen Sie einfach herein, wenn Sie fertig sind.“
Brock öffnete als Erstes den Kofferraum. Beide starrten völlig überrascht auf das, was darin lag.
Zwei große schwarze Sporttaschen!
Brock zupfte Einweghandschuhe aus seiner Jacke, zog sie über seine Finger und griff nach der ersten Tasche. Der Reißverschluss war nicht zugezogen. Er klappte die Seiten der Tasche zurück. Sie blickten auf ein Durcheinander von Plastikhüllen, Packpapier und Klebestreifen. Überall waren Reste von weißem Pulver zu sehen.
Das Innere der zweiten Tasche sah ebenso aus.
„Das sind die Taschen, von denen Stefan im Lagerhaus gesprochen hat, und die Markus Holler mitgenommen hat“, erläuterte Spengler.
„Doch wo ist das Kokain, das angeblich in den Taschen war? Hier haben wir nur die Verpackung. Die Ware ist weg“, stellte Brock fest.
„Das haben die Russen in seiner Wohnung gesucht“, sagte Brock. „Ich denke, sie haben ihn auch im Schuppen der Elbklause mit Foltermethoden danach gefragt. Vermutlich haben sie ihn aus lauter Wut ermordet, bevor er ihnen die Wahrheit sagen konnte – oder sie haben ihm nicht geglaubt.“
Er schloss den Kofferraum des Jaguars. „Das muss sich die Spurensicherung ansehen. Informieren Sie die Kollegen.“
Spengler nickte und griff zu seinem Handy, während sie wieder zur Villa gingen.
Elisabeth Holler war nicht zu sehen.
„Suchen Sie Frau Holler und reden Sie mit ihr“, ordnete Brock an. „Ich möchte nicht, dass sie stört, wenn ich mit Daniel rede.“
Brock ging die Treppe hinauf. Diesmal war keine laute Musik aus dem Zimmer zu hören. Er klopfte kurz und trat ein, ohne auf eine Einladung zu warten.
Daniel hockte vor seinen Monitoren inmitten seiner Techniksammlung. Auf seinen Ohren saßen wuchtige Kopfhörer.
Brock zog ihren Stecker aus einem der Computer, und Daniel fuhr erschrocken herum. „Sie schon wieder!“
Brock zog einen Stuhl heran und setzte sich neben den jungen Mann.
„Wir müssen noch einmal reden. Diesmal ist es jedoch sehr viel ernster. Du hast den indischen Dolch deines Vaters geklaut. Damit wurde dein Bruder umgebracht.“
Daniel begann zu schluchzen. „Das ist alles meine Schuld! Hätte ich diesen blöden Dolch nicht in die Elbklause gebracht, würde Markus noch leben.“
Brock legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. „Das stimmt nicht. Es war ein Zufall, dass die Gangster deinen Bruder ausgerechnet mit dieser Waffe ermordeten. Es hätte auch irgendetwas anderes sein können. Sie haben diesen Dolch nur genommen, weil er gerade dort lag. Du hättest dieses Ding zwar nicht stehlen dürfen, aber du bist nicht schuld an seinem Tod. Dass du den Dolch zurückgebracht hast, hat uns sogar geholfen, denn damit konnten wir die Mordwaffe identifizieren.“
Daniel wischte sich über die Wangen, als die Tränen auf beiden Seiten herunterliefen. „Es tut mir so leid.“
„Ich schlage vor, dass du mir jetzt die ganze Wahrheit erzählst, von Anfang an. Wenn du mir jetzt hilfst, werde ich auch dir helfen. Ich nehme an, dass dein Vater keine Anzeige wegen des Diebstahls erstatten wird. Wir können es dann dabei belassen, dass du den Dolch nur einem Freund der Familie gezeigt hast. Verstehen wir uns?“
Daniel nickte langsam. „Was wollen Sie wissen?“
„Fangen wir mit dem letzten Freitag an. Was hast du an dem Tag gemacht?“
„Ich war ein paar Stunden im Kontor, weil ich noch ein paar Aufgaben erledigen wollte, die liegen geblieben waren.“
Brock kommentierte diese Ausrede nicht, da er wusste, dass Daniel