Die AUTISMUS-EPIDEMIE beenden. J.B. Handley

Die AUTISMUS-EPIDEMIE beenden - J.B. Handley


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      Lassen Sie mich diese wichtige Entwicklung hervorheben: Der eine Artikel, der den mit der „diagnostischen Substitution“ unterstützte, war kurz nach seinem Erscheinen bereits obsolet. In der Zwischenzeit veröffentlichten Forscher des UC Davis MIND Institute 2003 einen Bericht mit dem Titel „Report to the Legislature on the Principal Findings from the Epidemiology of Autism in California“ (Bericht an die Legislative über die wichtigsten Ergebnisse der Epidemiologie des Autismus in Kalifornien), ihre Schlussfolgerungen ließen keinen Raum für Interpretationen:

      Vor 1985 ging man davon aus, dass Autismus eine seltene Erkrankung sei, von der Schätzungen zufolge 4 bis 5 von 10.000 Menschen betroffen sind … Einer der umstrittensten Aspekte des CDDS-Berichts ist, ob der signifikante Anstieg der Anzahl von Personen mit Autismus in den Bezirkszentren auf erhöhte Autismusquoten oder auf einen anderen Faktor zurückzuführen ist … Wurden die Kriterien, um Autismus zu diagnostizieren, gelockert, sodass mehr Kinder von den Dienstleistern der Bezirkszentren untersucht werden und die Anzahl der autistischen Kinder steigt? Wir konnten das nicht feststellen … Wurde die Zunahme der Autismusfälle künstlich herbeigeführt, indem man die Diagnose in der Vergangenheit „übersah“ und stattdessen autistische Kinder als „geistig zurückgeblieben“ gemeldet wurden? Diese Erklärung wurde durch unsere Daten nicht untermauert … Die Studie zur Epidemiologie des Autismus ergab keine Hinweise darauf, dass der Anstieg der Autismusfälle auf künstliche Faktoren zurückzuführen ist, z. B. auf eine Lockerung der diagnostischen Kriterien für Autismus, eine Zunahme falscher Klassifizierungen von Autismusfällen in der Vergangenheit, die als geistig zurückgeblieben eingestuft wurden, oder eine vermehrte Einwanderung autistischer Kinder in Kalifornien. Ohne Beweise für einen künstlich herbeigeführten Anstieg von Autismusfällen kommen wir zu dem Schluss, dass ein Teil, wenn nicht sogar die gesamte Zunahme eine echte erhöhte Anzahl autistischer Kinder in Kalifornien darstellt. Und die Zahl der Fälle, die dem Dienstleistungssystem der Regionalzentren vorgelegt wird, ist keine zu hoch angesetzte Schätzung der Zahl der Kinder, die in Kalifornien an Autismus leiden.50

      Es ist schockierend, diesen Bericht mehr als ein Dutzend Jahre später erneut zu lesen, denn das Fazit der Forscher des UC Davis Medical Center ist klar und deutlich: Die Zunahme der Autismusfälle ist nicht zu verleugnen und somit faktisch Realität, Punkt.

      Ebenfalls im Jahr 2003 analysierten Forscher der University of Minnesota staatliche Daten und veröffentlichten ihre Ergebnisse in einer Studie mit dem Titel „Analysis of Prevalence Trends of Autism Spectrum Disorder in Minnesota“ (Analyse der Prävalenzentwicklungen von Autismus-Spektrum-Störungen in Minnesota).51 Ihre Schlussfolgerungen waren ebenso eindeutig:

      Wir beobachteten einen dramatischen Anstieg der Prävalenz von Autismus-Spektrum-Störungen als eine vorrangige Behinderung, die eine sonderpädagogische Betreuung ab dem Schuljahr 1991–1992 erforderte, und die Trends zeigen keine Anzeichen einer Abnahme. Wir fanden keinen entsprechenden Rückgang in irgendeiner Kategorie von Behinderungen im sonderpädagogischen Bereich, der auf eine diagnostische Substitution als Erklärung für die Autismusentwicklung in Minnesota schließen lässt.

      Schließlich veröffentlichten Dr. Craig Newschaffer und Kollegen 2005 in der Zeitschrift Pediatrics eine Analyse der Autismusquoten unter Verwendung von Daten des US-Bildungsministeriums und kamen zu einem ähnlichen Schluss:

      Kohortenkurven deuten darauf hin, dass die Verbreitung von Autismus mit der Zeit zugenommen hat, was durch höhere Prävalenzen unter jüngeren Geburtskohorten belegt wird … Ein gleichzeitiger Rückgang in den Kategorien Geistige Retardierung oder Sprech-/Sprachstörungen wurde nicht festgestellt.52

      Drittes Argument zur Leugnung der Autismus-Epidemie: Die Erweiterung der Definition von Autismus

      Um einige möglicherweise komplizierte Ereignisse zu vereinfachen, lassen Sie uns das Endergebnis diskutieren. Das diagnostische und statistische Handbuch psychischer Störungen (DSM) hat in seiner vierten Ausgabe von 1994 das Asperger-Syndrom in die Liste der Autismus-Spektrum-Störungen aufgenommen. Dadurch wurde die Definition von Autismus erweitert und führte zu den sogenannten „DSM-IV“-Kriterien für Autismus. In der freizügigsten aller Analysen erhöhte die Erweiterung der Autismusdefinition um das Asperger-Syndrom im DSM-IV die Anzahl der autistischen Kinder um knapp 10 Prozent. Eine Änderung der Zahlen? Ja. Genug, um den Anstieg der Zahl der Kinder mit Autismus um das Achtzigfache oder mehr zu erklären? Nicht einmal annähernd. Blaxill und Olmsted sagen:

      Die Miteinbeziehung des Asperger-Syndroms erweiterte den effektiven diagnostischen Umfang des DSM-IV um etwa 10 Prozent – genug für einen arithmetischen Anstieg proportional zur Erweiterung der Kategorie, aber nicht für einen exponentiellen Anstieg um das Zehn-, Zwanzig- oder Einhundertfache, der jedes Jahr weiter zunahm … In jeder Hinsicht muss man, wenn man die Auswirkungen beurteilen will, die sich durch die Aufnahme des Asperger-Syndroms in die Autismusdefinition ergeben, nur darauf achten, ob die Asperger-Fälle zu den in Betracht gezogenen Zahlen addiert werden oder nicht. In den meisten Fällen werden die beängstigenden Autismuszahlen, die wir hören, nicht wesentlich von Asperger-Fällen beeinflusst.53

      Interessanterweise ist die „diagnostische Erweiterung“ die am wenigsten angeführte Erklärung für das Fehlen eines „echten“ Anstiegs der Autismusquote, obwohl sie eine gewisse Gültigkeit besitzt. Die Ergänzung durch das Asperger-Syndrom trug nicht dazu bei, dass sich die Anzahl der Autismusfälle wesentlich erhöhte. Im Jahr 2009 bestätigte eine Studie die begrenzten Auswirkungen, die sich durch die Aufnahme des Asperger-Syndroms in die Kriterien für eine Autismusdiagnose ergaben, und löste gleichzeitig einen weltweiten Alarm aus. Eine von Dr. Irva Hertz-Picciotto vom MIND Institute der UC Davis und ihren Kollegen durchgeführte Studie mit dem Titel „The Rise in Autism and the Role of Age at Diagnosis“ (Die Zunahme der Autismusfälle und die Rolle des Alters bei der Diagnose) machte deutlich, dass der Anstieg der Zahl autistischer Kinder sehr real war und dass diese Zunahme „nicht durch Veränderungen in der Art und Weise, wie die Krankheit diagnostiziert oder gezählt wird, erklärt werden kann“.4 In einem Interview wurde Hertz-Picciotto noch deutlicher:

      Es gibt keinen Hinweis darauf, dass eine Lockerung der diagnostischen Kriterien zu einer erhöhten Anzahl von Autismuspatienten beigetragen hat … Wir schließen daraus, dass ein Teil, wenn nicht sogar die gesamte beobachtete Zunahme einen echten Anstieg der Fälle von Autismus in Kalifornien darstellt … Ein rein genetischer Grund für Autismus liefert keine vollständige Erklärung für das vermehrte Auftreten von Autismus.

      Hertz-Picciotto forderte sogar, dass man sich erneut auf die Untersuchung von Umweltfaktoren konzentrieren solle, die möglicherweise eine Rolle bei Autismus spielen:

      Es ist an der Zeit, nach den Übeltätern in der Umwelt zu suchen, die für den beachtlichen Anstieg der Autismusquote in Kalifornien verantwortlich sind. Wir untersuchen die möglichen Auswirkungen von Metallen, Pestiziden und Infektionserregern auf die Entwicklung des Nervensystems. Wenn wir der steigenden Anzahl der Autismusfälle in Kalifornien Einhalt gebieten wollen, müssen wir diese Studien weiterführen und sie so weit wie möglich ausweiten … Derzeit werden etwa 10- bis 20-mal mehr Forschungsgelder für die Erforschung der genetischen Ursachen von Autismus ausgegeben als für Umweltstudien. Wir müssen zusehen, dass sich die Finanzierung einpendelt.55


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