Systemische Interventionen. Jochen Schweitzer
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Arist von Schlippe / Jochen Schweitzer
Systemische
Interventionen
4. Auflage
Mit 7 Abbildungen
Vandenhoeck & Ruprecht
Prof. Dr. phil. Arist von Schlippe ist Diplom-Psychologe, Inhaber des Lehrstuhls »Führung und Dynamik von Familienunternehmen« am Wittener Institut für Familienunternehmen (WIFU) an der Universität Witten/Herdecke und lehrender Supervisor, Coach und Lehrtherapeut für Systemische Therapie.
Prof. Dr. rer. soc. Jochen Schweitzer ist Diplom-Psychologe, leitet die Sektion Medizinische Organisationspsychologie im Universitätsklinikum Heidelberg und lehrt Systemische Therapie sowie Coaching und Organisationsentwicklung am Helm-Stierlin-Institut, Heidelberg.
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© 2019, 2009 Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, D-37073 Göttingen
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Reihenkonzept und Umschlagentwurf: Alexandra Brand
Umschlagumsetzung: Atelier Reichert, Stuttgart
Satz: Ruhrstadt Medien, Castrop-Rauxel
EPUB-Produktion: Lumina Datamatics, Griesheim
Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com
UTB-Band-Nr. 3313
ISBN 978-3-8463-5230-4 (UTB-Bestellnummer)
Inhalt
Der Sinn systemischer Interventionen
Systemische Interventionen im Profil
1 Der Beginn der Beratung: zwei Fundamente
2 Unfreiwilligkeit und Dreieckskontrakte
3 Ein systemisches Verständnis von »Problemen«
4 Genogramm, Organigramm, Systemzeichnungen
5 Systemisches Fragen
6 Skulptur, Aufstellung und andere metaphorische Techniken
7 Reframing: »Stroh zu Gold spinnen«
8 Reflektierendes Team und Reflektierende Positionen
9 Interventionen im Coaching
10 Interventionen in der systemischen Team- und Organisationsberatung
Serviceteil
Glossar
Weiterführende Literatur
Der Sinn systemischer Interventionen
Als »systemisch« wird heute ein Ansatz bezeichnet, der sich ab Mitte des vorigen Jahrhunderts zunächst als »Familientherapie« etablierte, dann aber zunehmend unabhängig vom Familien-Setting spezifische Konzepte und Methoden entwickelte. Heute findet man dieses Modell im psychotherapeutischen Bereich auch als Einzel-, Paar-, Familien-, Gruppen- und Multifamiliengruppentherapie (Ludewig 1992, 2002; von Schlippe / Schweitzer 1996; Boscolo / Bertrando 1997, Schiepek 1999; Kriz 2001; Schindler 2005) – im Jahr 2008 erfolgte nach langen Auseinandersetzungen die Anerkennung der systemischen Therapie als wissenschaftliches Verfahren (von Sydow / Beher / Retzlaff / Schweitzer 2007). Man findet das Modell im Erziehungs- und Sozialwesen als systemische Pädagogik (Voss 2005), in der Kindertherapie (Retzlaff 2008) bzw. in der sozialen Arbeit (Ritscher 2002). Besonders stark hat es sich in Profit- und Nonprofit-Unternehmen als systemisches Management und als systemische Führungskräfte-, Team- und Organisationsberatung (Trebesch 2000, Königswieser / Hillebrand 2004, Wimmer 2004) etabliert. Zudem ist eine Vielzahl von Methoden und Interventionsformen entstanden (z.B. Königswieser / Exner 2002; Schwing / Fryszer 2006; Hansen 2007; Caby / Caby 2009; Klein / Kannicht 2009).
Schlagwortartig lässt sich der Ansatz dabei mit folgenden Aspekten skizzieren:
1. Ein Problem – wie das psychosomatische Symptom eines erkrankten Menschen, die schlechten Noten eines Schülers, der Leistungsabfall eines Mitarbeiters oder die Korruptheit einer Behörde – wird als Geschehen gesehen, an dem viele verschiedene miteinander interagierende Menschen beteiligt sind, nicht als ein »Wesensmerkmal«, das eine Person oder ein soziales System »hat«. Es wird nach einem kontextuellen Verständnis von Störungen, Problemen und Interventionsanlässen gesucht (Nicolai et al. 2001). Der Fokus verschiebt sich damit von der Frage: Wer hat das Problem, seit wann und warum?« zu den Fragen: »Wer ist als bedeutsames Mitglied des jeweiligen sozialen Kontextes zu sehen und wer beschreibt das Problem wie?« und »Wer beschreibt das Problem und die damit verbundenen Interaktionen in welcher Weise?«
2. Eine besondere Rolle spielen dabei die Kommunikation und die von den verschiedenen Menschen erzählten Geschichten: »Wirklichkeit« wird als Ergebnis sozialer Konstruktion angesehen, nicht als etwas, das objektiv ist und ein für allemal Gültigkeit besitzt. Jede Beschreibung eines Gesprächspartners ist gleichermaßen bedeutsam. Ein wesentlicher Aspekt der systemischen Beratung unterstützt Menschen darin, zu ihrer Art zu kommunizieren und zu den von ihnen selbst erzählten Geschichten selbstreferente Positionen einzunehmen. Selbstreferenz bedeutet hier, dass jemand sozusagen der eigene Beobachter werden kann und so über mehr Wahlmöglichkeiten verfügt, indem er oder sie ein Bewusstsein dafür entwickelt, selbst für den eigenen Anteil am Kommunikationsmuster, für die eigene Tradition der Geschichtenerzählung verantwortlich