Qualitative Medienforschung. Группа авторов

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als die in der Untersuchungshypothese enthaltenen Variablen den beobachteten Zusammenhang bestimmen (z. B. Bortz/Döring 2001, S. 53). In diesem Verständnis liegen bereits die Probleme bei der Übertragung auf qualitative Forschung begründet: Die interne Validität soll durch eine möglichst umfassende Kontrolle der Kontextbedingungen in der Untersuchung erhöht werden. Dazu dient die weitgehende Standardisierung der Erhebungs- bzw. Auswertungssituation. Der dafür notwendige Grad an Standardisierung ist jedoch mit dem größten Teil der gängigen qualitativen Methoden nicht kompatibel bzw. stellt ihre eigentlichen Stärken in Frage. Ähnlich lässt sich für die anderen Formen der Validität aufzeigen, warum sie nicht direkt auf qualitative Forschung übertragen werden können (vgl. hierzu Steinke 1999).

      Insgesamt betrachtet wird der Anspruch formuliert, qualitative Forschung müsse sich zumindest den Fragen stellen, die mit Konzepten wie Reliabilität und Validität (z. B. bei Morse 1999, S. 717) oder Objektivität (Madill u. a. 2000) verknüpft sind (vgl. hierzu Flick 2018b). In der Umsetzung überwiegt jedoch die Modifikation oder Reformulierung der Konzepte.2 Generell stellt sich bei der Übertragung der klassischen Kriterien quantitativer Forschung das Problem, dass deren Umsetzung dort wesentlich auf der Standardisierung (des Vorgehens, der Methoden und ihrer Anwendung) beruht, was sich auf qualitative (bzw. nicht-standardisierte) Forschung aufgrund ihres expliziten Verzichts auf Standardisierung nicht übertragen lässt.

      Reformulierung der Validität

      Daher wird Validität in verschiedener Hinsicht neu gefasst. Legewie (1987) schlägt eine spezifische Validierung der Interviewsituation (zur Methode des Interviews → Keuneke, S. 302 ff.) ausgehend von den verschiedenen Geltungsansprüchen in Habermas’ »Theorie des kommunikativen Handelns« (1981) vor. Demnach sind als Geltungsansprüche, die ein Sprecher im Interview erhebt, zu differenzieren (und damit differenziert zu überprüfen), »(a) dass der Inhalt des Gesagten zutrifft […]; (b) dass das Gesagte in seinem Beziehungsaspekt sozial angemessen ist […]; (c) dass das Gesagte in seinem Selbstdarstellungsaspekt aufrichtig ist.« Ansatzpunkt für die Validierung biographischer Äußerungen ist die Untersuchung der Interviewsituation daraufhin, inwieweit »die Voraussetzungen nicht-strategischer Kommunikation« gegeben waren und »Ziele und Besonderheiten des Interviews […] in Form eines mehr oder weniger expliziten […] ›Arbeitsbündnisses‹ […] ausgehandelt werden« (Legewie 1987, S. 145 ff.).

      Zur zentralen Frage wird hier, ob Interviewpartner in der Interviewsituation einen Anlass hatten, bewusst oder unbewusst eine spezifische, d. h. verfälschende Version ihrer Erfahrungen zu konstruieren, die sich nicht (oder nur begrenzt) mit ihren Sichtweisen bzw. dem erzählten Geschehen deckt. Die Interviewsituation wird nach Hinweisen für solche Verzerrungen untersucht. Dies soll Anhaltspunkte dafür liefern, welche systematischen Verzerrungen oder Täuschungen Bestandteil des aus dem Interview entstandenen Textes sind und inwieweit und wie genau diese bei der Interpretation zu berücksichtigen sind. Dieser prüfende Ansatz des Forschers lässt sich durch die Einbeziehung der Interviewpartner weiter ausbauen.

      Kommunikative Validierung in einem zweiten Termin nach Abschluss des Interviews und der Transkription (→ Ayaß, S. 421 ff.) ist hier ein entsprechender Ansatz (vgl. Scheele/Groeben 1988). Gelegentlich wird die kommunikative Validierung auch in Bezug auf die Ergebnisse der Interpretation von Texten bzw. Daten diskutiert (vgl. Heinze 1987). Aufgrund der bei der Konfrontation mit Interpretationen auftretenden ethischen Probleme (vgl. hierzu Köckeis-Stangl 1982) hat dieses Verständnis kommunikativer Validierung an Bedeutung verloren. Baumeler (2003) greift diese Verwendungsweise der kommunikativen Validierung im Kontext einer ethnographischen Studie wieder auf und demonstriert die Probleme, die sich dabei ergeben. Vor einer allgemeineren Anwendung solcher Strategien sollten Antworten auf zwei Fragen gesucht werden:

      1) Wie sollte das methodische Vorgehen bei der kommunikativen Validierung gestaltet werden, damit es den untersuchten Sachverhalten und der Sicht der Subjekte tatsächlich gerecht wird?

      2) Wie lässt sich die Frage der Geltungsbegründung jenseits der Zustimmung der Subjekte weitergehend beantworten? Hierzu sind andere Qualitätsprüfungen notwendig, die eine kommunikative Validierung ergänzen (vgl. als Überblick Flick 1987 und 2010).

      Mit dem Konzept der Prozeduralen Validierung in der Reformulierung des Konzepts der Validität geht Mishler (1990) einen Schritt weiter. Sein Vorschlag fokussiert den Prozess der Validierung und nicht den Zustand der Validität. Mishler definiert Validierung als »soziale Konstruktion von Wissen« (1990, S. 417), durch die wir »Behauptungen über die ›Vertrauenswürdigkeit‹ berichteter Beobachtungen, Interpretationen und Verallgemeinerungen aufstellen und diese bewerten« (ebd., S. 419). Schließlich lassen sich durch »Validierung, verstanden als der soziale Diskurs, durch den Vertrauenswürdigkeit hergestellt wird, solche vertrauten Konventionen wie Reliabilität, Falsifikation und Objektivität« umgehen. Als empirische Basis für diesen Diskurs und die Konstruktion von Vertrauenswürdigkeit erörtert Mishler die Verwendung von Beispielen aus narrativen Studien.

      Wolcott (1990, S. 127 f.) formuliert für den Prozess ethnographischer Forschung neun Punkte, deren Realisierung der Sicherung von Validität dienen sollen:

      (1) Der Forscher soll im Feld weniger selbst reden, sondern möglichst viel zuhören. Er soll (2) möglichst genaue Aufzeichnungen erstellen und (3) frühzeitig zu schreiben beginnen, und zwar (4) in einer Form, die es dem Leser seiner Aufzeichnungen und Berichte ermöglicht, selbst zu sehen, d. h. soviel an Daten mitzuliefern, dass Leser ihre eigenen Schlüsse ziehen und die des Forschers nachvollziehen können. Der Bericht soll möglichst (5) vollständig und (6) offen sein. Der Forscher soll im Feld oder bei seinen Kollegen (7) Feedback zu seinen Ergebnissen und Darstellungen suchen. Darstellungen sollen eine Balance (8) zwischen den verschiedenen Aspekten aufweisen und (9) durch Genauigkeit im Schreiben gekennzeichnet sein.

      Diese Schritte zur Sicherstellung der Validität im Forschungsprozess lassen sich einerseits als Versuch des sensiblen Agierens im Feld und andererseits als Verlagerung des Problems der Validität in der Forschung in den Bereich des Schreibens über Forschung sehen.

      Altheide und Johnson (2011, S. 586 f.) formulieren das Konzept der »Validität-als-reflexive-Erklärung«. Darin setzen sie die Forscher, den Gegenstand und den Prozess der Sinnfindung in Beziehung und machen Validität am Prozess der Forschung und den verschiedenen Beziehungen fest:

      1) der Beziehung zwischen dem, was beobachtet wird (Verhaltensweisen, Rituale, Bedeutungen), und den größeren kulturellen, historischen und organisatorischen Kontexten, innerhalb derer die Beobachtungen durchgeführt werden (die Materie);

      2) den Beziehungen zwischen dem Beobachter, dem bzw. den Beobachteten und dem Setting (der Beobachter);

      3) der Frage der Perspektive oder der Sichtweise, ob diejenige des Beobachters oder die der Mitglieder des Feldes verwendet werden, um eine Interpretation der ethnographischen Daten anzufertigen (die Interpretation);

      4) der Rolle des Lesers im Endprodukt (die Leserschaft);

      5) der Frage des darstellenden rhetorischen oder schriftstellerischen Stiles, der von dem oder den Autoren verwendet wird, um eine Beschreibung und/oder Interpretation anzufertigen (der Stil) (ebd., S. 586 f.).

      Validierung wird hier unter der Perspektive des gesamten Forschungsprozesses und der beteiligten Faktoren behandelt. Die Vorschläge bleiben dabei jedoch eher auf der Ebene der Programmatik, als dass konkrete Kriterien oder Anhaltspunkte formuliert werden, anhand derer sich einzelne Studien oder Bestandteile davon beurteilen lassen. Versuche, Validität und Validierung in der qualitativen Forschung zu verwenden oder zu reformulieren, haben insgesamt betrachtet mit verschiedenen Problemen zu kämpfen: Formale Analysen des Zustandekommens von Daten in der Interviewsituation beispielsweise können noch nichts über Inhalte und ihre angemessene Behandlung im weiteren Verlauf der Forschung aussagen. Das Konzept der kommunikativen Validierung (oder auch: Member Checks; vgl. Lincoln/Guba 1985) ist mit dem Problem konfrontiert, dass die Zustimmung dort als Kriterium schwierig ist, wo die Sicht des Subjekts systematisch überschritten wird – in Interpretationen, die ins soziale


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