Für das Herz und die große Liebe: Arztroman Sammelband 5 Romane. A. F. Morland

Für das Herz und die große Liebe: Arztroman Sammelband 5 Romane - A. F. Morland


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„Cäcilie, was gibt es zu essen?“, fragte Julian die Haushälterin.

      „Leute, die nicht grüßen können, bekommen von mir prinzipiell nichts“, entgegnete die alte Wirtschafterin.

      „Oh, Entschuldigung. Ich muss meine guten Manieren draußen im Auto vergessen haben.“

      „Scheint so.“

      Julian schnappte die Wirtschafterin blitzschnell mit beiden Händen, zog sie zu sich und drückte ihr einen schmatzenden Kuss auf die Wange. „Guten Abend, Cäcilie.“

      Die Haushälterin lachte. „Verrückter Kerl.“ Sie hatte ein so großartiges Verhältnis zu allen vier Krautmann-Kindern, als wären es ihre eigenen.

      „Was gibt’s zu essen?“, wiederholte Julian seine Frage.

      „Geschmorten Kalbsbraten mit pikanter Füllung.“

      „Großartig.“ Julian rieb sich begeistert die Hände. „Und wann?“

      „Sobald euer Vater nach Hause kommt“, antwortete Cäcilie.

      Julian legte die Hand auf seinen Magen und verzog schmerzlich das Gesicht. „Das erlebe ich nicht“, stöhnte er. „Ich sterbe vor Hunger.“

      „Dann nimm dir einstweilen ein Stück Brot“, riet die Wirtschafterin ihm.

      „Der Mensch lebt nicht von Brot allein“, versuchte Julian sie zu belehren.

      Cäcilie schmunzelte. „Den Rest bekommt der Mensch in etwa einer halben Stunde.“

      3. Kapitel

      Nach dem Abendessen gab es eine Neuauflage der ewigen Kabbelei zwischen der zehnjährigen Kim und dem vierzehnjährigen Christoph. Diesmal ging es um einen neuen Popstar. Kim schwärmte für ihn, während Christoph ihn total ablehnte.

      „Er ist hässlich“, behauptete Christoph.

      „Ist er nicht“, widersprach ihm Kim gereizt.

      „Klar ist er das.“

      „Du bist auch hässlich.“

      „Und du erst“, konterte Christoph. „Außerdem kann der Typ überhaupt nicht singen.“

      „Er singt besser als diese vier Schreihälse, von denen du jede Scheibe haben musst.“

      „Pah, ich lach’ mich gleich kaputt.“

      „Könnt ihr nicht einmal vernünftig miteinander reden?“, fragte Melanie Krautmann vorwurfsvoll.

      „Warum siehst du mich an?“, protestierte ihre jüngste Tochter. „Sag Christoph, er soll mich nicht immer ärgern.“

      „Ich ärgere dich nicht, ich sage bloß die Wahrheit“, behauptete Christoph. „Fett ist das Antitalent, das du so anhimmelst, übrigens auch. Eine richtige Speckschwarte ist er. Ein Nilpferd. Wenn ich ihn ansehe, brauche ich drei Tage nichts zu essen.“

      „Zum Glück ist nicht jeder so ein Beistrich wie du. Bei dir muss man ja zweimal hingucken, damit man dich einmal sieht.“

      Florian Krautmann, der sich auf einen ruhigen, friedlichen Abend im Kreise seiner Lieben gefreut hatte, sagte streng: „Ihr hört jetzt entweder auf damit, oder ihr setzt euer Streitgespräch anderswo fort.“

      Kim und Christoph schwiegen. Sie attackierten. einander nur noch mit feindseligen Blicken. Aber das brauchte man nicht weiter ernst zu nehmen.

      Wenn es darauf ankam, hielten die beiden zusammen wie Pech und Schwefel. Sie waren nicht besser oder schlechter als andere Geschwister.

      Auch Lisa und Julian waren nicht immer ein Herz und eine Seele gewesen, doch mit zunehmendem Alter vertrugen sie sich immer besser.

      Florian Krautmann erzählte den Zwillingen, wie Sandra Falkenberg sich über ihre Heilung gefreut hatte.

      „Also ich fand ihre Akne gar nicht so schlimm“, sagte Julian.

      „Aber sie hat darunter gelitten“, bemerkte Lisa.

      „Und nun ist sie überglücklich, dass ihre Haut wieder glatt und sauber ist“, fügte der Klinikchef hinzu.

      Lisa warf Julian einen nachdenklichen Blick zu. „Oliver behauptete immer, ihn würde Sandras Akne nicht stören. Ob er gelogen hat?“ Sie wandte sich an ihren Vater: „Wir haben heute Dotty Simonis hinter Oliver Wiechert auf seinem Motorroller sitzen gesehen.“

      „Dotty ist eine falsche Schlange“, erklärte Julian, damit Florian Krautmann sich auskannte. „Der macht es großen Spaß, intakte Beziehungen kaputtzumachen.“

      „Und da gehört sie noch immer zur Clique?“, wunderte sich Melanie Krautmann.

      Florian Krautmann nickte. „Wieso hat man sie noch nicht in die Wüste geschickt?“

      Julian hob die Schultern. „Offenbar kann sich keiner dazu entschließen.“

      „Eine wie sie muss in der Clique doch ständig für Ärger und böses Blut sorgen“, meinte Melanie Krautmann.

      „Es hat ihretwegen schon einige schwere Zerwürfnisse gegeben“, gab Lisa zu. „Aber da gehörten wir noch nicht dazu, das war vor unserer Zeit.“

      „Leider sind wir noch ziemlich neu“, bemerkte Julian, „zudem sind alle andern älter als wir, deshalb hat unser Wort auch nicht allzu viel Gewicht. Auf gut Deutsch gesagt: Wir haben in der Clique noch nichts zu melden, müssen da erst mal hineinwachsen und besser Fuß fassen, damit man auf uns hört.“

      „Vielleicht sehen wir auch bloß Gespenster“, meinte Lisa. „Das hoffe ich jedenfalls für Sandra und Oliver. Ich kann die beiden nämlich sehr gut leiden.“

      „Ich auch“, nickte Julian.

      4. Kapitel

      „Es freut mich, dich so glücklich zu sehen“, sagte Anette Falkenberg zu ihrer Enkelin. Liebevoll strich sie über Sandras aschblondes Haar.

      „Ach, Oma, ich fühle mich großartig. Einfach himmlisch.“ Sandra drehte eine Pirouette. „Ich könnte die ganze Welt umarmen.“

      Anette Falkenberg lachte. „Es genügt, wenn du mich umarmst. Aber nicht zu fest drücken. Ich bin eine alte Frau.“

      „Mit vierundsechzig ist man heute doch noch nicht alt. Ich habe gelesen, dass Frauen deines Alters eigentlich zwanzig Jahre jünger sind als die Generation davor. Weil sie sich besser gepflegt und gesünder ernährt haben.“

      Anette Falkenberg war tatsächlich noch sehr attraktiv. Ihr Gesicht hatte kaum Falten, und da sie jede Woche zum Friseur ging, war ihr brünett gefärbtes Haar immer tadellos.

      Sandra sah auf ihre Armbanduhr, ein Geschenk von Oliver – kratzfestes Glas, wasserdicht. Sie konnte damit sogar schwimmen gehen.

      „Oliver wird gleich hier sein“, sagte sie innerlich angespannt.

      „Ihr hättet auch hier was essen können“, bemerkte Anette Falkenberg. „Es ist alles da. Schinken, Salami, Käse …“

      „Wir freuen uns aber auf eine Pizza bei Luigi, Oma.“

      Anette Falkenberg schüttelte verständnislos den Kopf. „Was alle Welt an so ’ner Pizza findet. Ich kann mich dafür nicht erwärmen.“

      Sandra lachte. „Du brauchst sie auch nicht zu essen. Oliver und mir schmeckt sie.“

      „Ein bisschen Teig und fast nichts drauf. Dafür acht Euro und mehr zu verlangen, ist eine Frechheit.“

      „Oma, Oma …“

      „Ich habe altmodische Ansichten, entschuldige.“ Anette Falkenberg machte eine wegwerfende Handbewegung. „Hör nicht auf mein dummes Geschwätz.


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