Für das Herz und die große Liebe: Arztroman Sammelband 5 Romane. A. F. Morland
„Wir hatten ein höchst unerfreuliches Gespräch.“
„Das kann ich mir vorstellen. Was hat Dotty gesagt? Was für Lügen hat diese Hexe dir erzählt?“ Zorn ließ Olivers Wangen zucken.
„Lügen?“ Das klang skeptisch und ironisch zugleich.
„Ja, Lügen.“
„Stimmt es etwa nicht, dass du dich mit ihr getroffen hast, während ich in der Wiesenhain-Klinik war?“
„Schon, aber …“
„Ohne mein Wissen.“ Sandras Stimme klang anklagend, böse, gekränkt.
Er wand sich wie ein getretener Wurm, schien nach einer überzeugenden Erklärung zu suchen. „Sandra, ich …“
„Hinter meinem Rücken“, fiel sie ihm streng ins Wort.
„Hinter deinem Rücken.“ Er ächzte und verdrehte die Augen. „Wie das klingt.“
„Kino. Disco. Fahrten ins Grüne …“
„Naja …“
„Sieh mir in die Augen und sag mir, dass das Lügen sind, Oliver!“, verlangte Sandra hart. Er sah ihr in die Augen, sagte aber nichts. Sie nickte aufgewühlt. „Danke, diese Antwort reicht mir.“ Sie drehte sich um und wollte gehen.
Er griff blitzschnell nach ihrem Handgelenk und hielt sie zurück. „Merkst du nicht, was Dotty beabsichtigt? Sie will uns entzweien. Wir dürfen das nicht zulassen.“
„Sie ist scharf auf dich. Sie kann dich haben.“
„Sandra!“
Sie wollte sich aus seinem Griff befreien, doch es gelang ihr nicht. „Lass mich los.“
„Nein, Sandra.“
Ihr hübsches Gesicht verzerrte sich schmerzlich. Sie hätte ihm am liebsten einen Tritt vors Schienbein gegeben. „Du tust mir weh.“
„Du tust mir auch weh, weil du so wenig Vertrauen zu mir hast.“
„Ich habe dir vertraut, und was hast du getan? Du hast dich mit Dorothee Simonis vergnügt.“
„Ich habe mich nicht mit ihr vergnügt.“ Er atmete schwer aus. „Na schön, ich habe mich ein paarmal mit ihr getroffen, aber es war immer ganz harmlos.“
„Harmlos! Mit Dotty! Für wie blöd hältst du mich eigentlich?“
„Ich schwöre es.“
„Du begehst also auch noch einen Meineid.“
„Herrgott noch mal, kann man denn kein vernünftiges Wort mehr mit dir reden?“ Er ließ endlich ihr Handgelenk los.
Sandra stürmte aber nicht davon. „Wenn die Sache wirklich so harmlos war, wie du mir weismachen möchtest – warum hast du mir dann nichts davon erzählt?“, fragte sie.
„Ich wollte nicht, dass du irgendwelche falschen Schlüsse daraus ziehst.“
„Da hast du es mir lieber verschwiegen.“ Sie rieb sich ihr gerötetes Handgelenk.
„Ich weiß doch, was du von Dotty hältst.“
„Warum hast du dich ausgerechnet mit ihr getroffen?“
Oliver zuckte die Schultern. „Es hat sich so ergeben.“
„Hast du im Ernst geglaubt, ich würde nie davon erfahren?“
„Na schön, ich habe einen Fehler gemacht …“
„Sie gefällt dir, gib’s zu!“, verlangte Sandra.
„Sie ist nicht hässlich, aber …“
„Sie ist stolz darauf, dass sie jeden Mann herumkriegt.“
„Sandra, ich versichere dir, es war nichts zwischen Dotty und mir. Das musst du mir glauben.“
Ihre Lippen wurden so schmal wie zwei aufeinandergelegte Messerklingen. „Sie sagte: ‚Du kannst sicher sein, dass es mir gelungen ist, ihn auf andere Gedanken zu bringen.‘ Wie würdest du das an meiner Stelle auslegen?“
„Wahrscheinlich genauso falsch wie du“, gab Oliver Wiechert zerknirscht zu.
Sie senkte den Blick, und ihre Augen glänzten feucht, als sie sagte: „Ich kann dir nicht mehr vertrauen, Oliver. Es tut mir leid.“
Er wurde blass und musterte sie nervös. „Und was nun?“
Sie schüttelte verzweifelt den Kopf. „Ich weiß es nicht.“
„Willst du nichts mehr von mir wissen? Lässt du mich stehen? Ist unsere Beziehung zu Ende?“
Ihr tat das Herz entsetzlich weh. „Ich weiß es nicht“, wiederholte sie.
„Wer soll es sonst wissen, wenn nicht du?“
„Ich – ich bin so schrecklich durcheinander, Oliver. Ich bin so wahnsinnig enttäuscht von dir.“
„Ich kann dir nur noch einmal versichern: Ich habe nichts getan.“
„Du warst nicht ehrlich zu mir, hast mir etwas verschwiegen“, sagte Sandra tonlos. „Ich komm’ da nicht drüber hinweg.“
„Liebst du mich denn nicht mehr?“
Sie sah ihn an. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Ich würde nicht so leiden, wenn ich dich nicht liebte.“
Er machte einen Schritt auf sie zu. „Dann lass uns doch …“
Sie hob abwehrend die Hände und schüttelte heftig den Kopf. „Nein. Nein, Oliver. Bitte tu das jetzt nicht. Damit machst du alles nur noch schlimmer.“
„Was schlägst du also vor? Eine Beziehungspause? Ist es das, was du willst?“
„Ich glaube ja.“
„Darüber wird sich Dotty mächtig freuen“, knurrte Oliver grimmig.
13. Kapitel
Sandra verbrachte eine grauenvolle Nacht mit vielen Albträumen. Immer wieder sah sie Dotty mit Oliver, und die beiden machten sich lustig über sie, verspotteten sie und lachten sie aus. Es war ihr unmöglich, zu glauben, dass zwischen Dorothee Simonis und Oliver Wiechert nichts vorgefallen war. Sie kannte schließlich Dotty – und Oliver war ein Mann, dem weibliche Reize noch nie gleichgültig gewesen waren.
Je intensiver sie darüber nachdachte, desto überzeugter war sie davon, dass hinter dem Ganzen mehr steckte, als Oliver zugeben wollte. Und das schrie nach Rache. Ich kann Oliver – wenn überhaupt – erst vergeben, wenn ich es ihm heimgezahlt habe, sagte sie sich.
Am schmerzlichsten würde es ihn mit Sicherheit treffen, wenn sie sich auf einen heißen Flirt mit Karsten Rüge einließ. Bisher war sie für Karsten tabu gewesen, doch wie würde er sich verhalten, wenn er merkte, dass sie mit Oliver Wiechert nicht mehr zusammen war?
Damit Karsten sich für sie interessierte, wollte sie ihm mit sportlichen Leistungen imponieren. Er mochte sportive Mädchen ganz besonders gern. Da war doch dieser Ausritt, den Karsten organisieren wollte. Bei dieser Gelegenheit würde sie beginnen, ihn zu umgarnen. Oliver muss leiden, dachte Sandra, erfüllt von glühenden Revanchegelüsten. Er muss genauso leiden wie ich.
Die Clique merkte sofort, dass es zwischen Sandra Falkenberg und Oliver Wiechert nicht mehr stimmte. Auch Lisa und Julian Krautmann blieb es nicht verborgen, und Lisa sagte zu ihrem Zwillingsbruder: „Sandra scheint erfahren zu haben, dass Oliver sich die Zeit mit Dotty vertrieben hat, während sie zur Schälkur war.“
„Von wem?“, fragte Julian.
„Ich kann dir nur sagen, von wem nicht: Von mir.“
„Von