Die Invasion. Hans-Peter Vogt

Die Invasion - Hans-Peter Vogt


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es einen Planeten, auf dem es Wasser, Sauerstoff und Zellansammlungen gibt, der heißt Cantara.

      Der Planet hat zwei Magnetpole und er kreist um eine Sonne, immer im selben Abstand von ca. 8 Lichtjahren, mit minimalen Abweichungen. Aber anders als unsere Erde dreht sich dieser Planet nicht um die eigene Achse, sondern er streckt immer dieselbe Seite in Richtung der Wärmequelle.

      Das führt dazu, dass auf der Sonnenseite sehr heiße Temperaturen herrschen, und auf der abgewandten Seite der Sonne gibt es ewiges Eis. Im mittleren Gürtel gibt es hingegen Temperaturen, die ideal sind für die Entstehung von Leben. Entlang der größten Ausdehnung des Planeten, die immerhin 25.000 Km beträgt, gibt es einen Ring aus Vegetation, in ganz unterschiedlichen Stadien und Formen, abhängig von der jeweiligen Temperatur.

      25.000 Km Umfang ist eine Menge, aber dennoch ist der Planet erheblich kleiner als die Erde. Der Größenvergleich zeigt das Verhältnis auf. Immerhin ist Cantara so groß, dass man dort, nach der Zeitrechnung unserer Erde, wochenlang unterwegs sein könnte, ohne den Planeten einmal zu umrunden.

       Größenvergleich zwischen den Planeten Erde und Cantara

      Es gibt eine feste Landmasse, Flüsse, Meere und Seen, Berge und Täler, aber auch aktive Vulkane.

      In jeder dieser Zonen gibt es Leben, und was genauso wichtig ist, es gibt für die spätere Geschichte das, was man bei uns als Rohstoffvorkommen bezeichnet, Bauxit, Kohle, Basalt, Erze, Salze, kristaline Formen, Mineralien und Edelmetalle, darunter auch Quecksilber, Gold, Uran und die sogenannten seltenen Erden.

      Dieser Planet hat im Innern einen flüssigen Kern, und er besitzt einen erkalteten Mantel. Diese Kruste umschließt den glühenden Kern aus Magma und grenzt ihn vom Weltraum ab, anders als bei einer Sonne, die ein ständiger Feuerball aus glühender Materie und heißen Gasen ist, und die irgendwann in sich zusammenfällt und explodiert, um dann Milliarden Tonnen von Sternenstaub ins Weltall zu schicken. Man nennt das dann eine Supernova Explosion. Dieser Supergau ist eine gewaltige Kernschmelze, bei der aus Wasserstoff neue chemische Elemente entstehen, wie Helium, Sauerstoff, Kohlenstoff, Silizium und Eisen. Aus solchem Sternenstaub entstehen wiederum neue Sterne und eben auch solche Planeten, wie der Planet Cantara, aber das dauert viele Milliarden Jahre. Alle Planeten sind Überbleibsel eines längst erloschenen Sonnensystems. Das klingt jetzt etwas lehrhaft, aber es erklärt das Zeitfenster in dem sich der Planet Cantara befindet und entwickelt.

      Der flüssige Kern des Planeten Cantara verschafft sich in bestimmten Zeiten durch Eruptionen Luft, und transportiert immer wieder neue Stoffe an die Oberfläche, die dann erkalten. Gesteine, Erze und Gase. Es gibt Vulkane, die von Zeit zu Zeit ausbrechen, und heisse Quellen, die nicht nur Wasser ausspucken, sondern auch Säuren, gemischt mit Gasen. Lebewesen meiden diese Hotspots.

      Zur Entwicklung von Lebensformen auf Cantara hat ganz wesentlich ein Gürtel von Luft beigetragen, der in der oberen Hemisphäre wiederum durch einen Schutzgürtel vom Weltall abgetrennt ist. Wenn man es genau nimmt, so ist Sauerstoff ja ein Abfallprodukt der Photosynthese. Ohne pflanzliches Leben gibt es also auch keinen Sauerstoff. Tatsächlich gibt es auf Cantara Wälder, Auen und Wiesen, Steppen und Wüsten.

      So unähnlich ist dieser Planet unserer Erde also nicht, auch wenn die fehlende Rotation um die Achse des Planeten, und das Fehlen eines Mondes, weder Gezeiten noch gigantische Luftströmungen erzeugt. Natürlich gibt es eine Oberflächenverdunstung und Regenwolken. Es gibt elektrostatische Entladungen in Form von Blitzen, Wind und Regenfälle, und wenn der Wind heftig weht, gibt es auf den Meeren sehr hohe Wellen. Ich muss das im Detail jetzt nicht beschreiben.

      Anders als bei der Erde dreht sich der Planet Cantara immer im selben Abstand um die Sonne, deshalb gibt es hier keine Jahreszeiten.

      Es gibt weder Tag noch Nacht, die sich gegenseitig abwechseln. Auf der sonnenzugewandten Seite ist es immer hell und heiß, und auf der abgewandten Seite ist immer dunkel und kalt. Die Zeitrechnung wird deshalb auch nicht in Tagen oder Jahren gerechnet, sondern richtet sich nach Zyklus der Umrundung der Sonne und nach dem Stand der Sterne.

       Die Klimazonen auf Cantara

      Die Lebensbedingungen in den mittleren Zonen des Planeten sind ideal. Es gibt Einzeller und Mehrzeller. Pflanzen und Tiere. Eine reiche Artenvielfalt, bei der eine Art von den Anderen lebt, und sie im Gegenzug auch ernährt. Ein Zyklus, der als unaufhörlicher Kreislauf von Leben und Tod gekennzeichnet ist. Bei uns nennt man das ein natürliches Gleichgewicht der Natur.

      Wir dürfen uns das nicht so vorstellen, wie ein Abbild des tierischen Lebens auf unserem Planeten. Lebewesen sind das Ergebnis einer Evolution, die viel mehr als eine Millionen Jahre dauert, und so ist es auch auf dem Planeten Cantara. Die dort lebenden Pflanzen und Tiere sind das Ergebnis einer langen Kette aus Veränderungen. Sie sind in ihrem äußeren Erscheinungsbild nicht identisch mit den Lebewesen auf unser Erde, obwohl auch sie nichts anderes sind, als zufällige Zellansammlungen in einer langen Kette der Entwicklung, und auch die Pflanzen unterscheiden sich in ihrer Form gewaltig von denen auf unserer Erde.

      Im mittleren Umfang des Planeten gibt es gewaltige Bäume mit vielen Metern Umfang und mehreren hundert Metern Höhe. Auf der Sonnenseite des mittleren Vegetationsrings wachsen kleinere Gehölze mit hitzebeständigen Blättern, und in deren Schatten gibt es Unmengen von Blumen, Blüten und Früchten. Diese Zone geht dann über in eine Vegetation aus Gräsern und trockenem Gebüsch, bevor die glühend heißen Sand- und Gesteinswüsten beginnen, in denen es nur dann zu Blütenteppichen kommt, wenn es hier einmal regnet. Das tut es manchmal, aber äußerst selten, wenn die Abwinde von den Bergen die Wolken in Richtung der heißen Gebiete schicken.

      Nach spätens drei Tagen ist dann dieser Teppich von Blumen wieder verdorrt. Auf der etwas kälteren Seite des Vegetationsrings sind die Bäume etwas kleiner, mit festen Blättern. Es gibt hier dichten Wald und ein dichtes Unterholz, bevor auch hier die Bäume noch kleiner und verkrüppelter werden, und die Landschaft in Grasland übergeht, bis schließlich nur noch schneebedeckte Ebenen und Berge übrig bleiben, zwischen denen sich ewige Flächen aus Eis befinden.

      2.

      Auf Cantara hatte sich schon vor langer Zeit intelligentes Leben entwickelt. Die am höchsten entwickelte Art ist ein amorphes Gebilde aus Zellen, Nerven und Synapsen.

      Es ist ein gleichgeschlechtliches Wesen, das sich über Zellteilung vermehrt. Man braucht bei dieser Gattung keinen Mann und keine Frau mit typischen Geschlechtsmerkmalen. Das dort lebende Volk benennt sich nach seinem Planeten. Es ist das Volk der Cantara. Man kann die gleiche Namensnennung als phantasielos bezeichnen, aber manchmal sind die einfachen Lösungen die Besten.

      Genau genommen ist diese Ansammlung von Zellen eine Art riesengroßes Gehirn, aber ohne Gliedmaßen und ohne Körper.

      Das Wesen hat keinen Mund, keine Nase oder Ohren. Dennoch gibt es bei dieser Gattung eine Nahrungsaufnahme, die durch Berührung anderer Stoffe geschieht, aber es gibt keinen Magen und auch keinen Darm, der Reststoffe in fester Form von Kot wieder ausscheidet, weil dieses Wesen nur die Stoffe aufnimmt, die es wirklich zum Leben braucht. Ballaststoffe gehören nicht dazu.

      Diese Gehirne sind ungeheuer effektiv. Sie haben die Eigenschaft, sich selbst perfekt zu regenerieren und diese Wesen haben deshalb einen Lebenszyklus, der ungleich länger ist, als beim Menschen auf unserer Erde.

      Diese Gehirne stehen in ständigem Austausch zu anderen Organismen und Stoffen, und sie setzen sich nicht ungehemmt fort. Sie nehmen das, was sie zum Leben brauchen aus der Umgebung auf, und geben manchmal auch wieder Ausscheidungen ab, die in Form von Zellkulturen oder Energie direkt in Pflanzen oder Tiere zurückwandern.

      Oh ja. Solche Tiere gibt es auf Cantara. Insekten, Wirbeltiere, Säuger, Vögel, Fische, Amöben und mikrobiologische Organismen.

      Die Cantara haben zu all diesen Zellformen Kontakt. Das geht sogar soweit, dass diese Gehirne zur Photosynthese fähig sind, und ihren eigenen Sauerstoffbedarf selbst herstellen


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