Borgo Sud. Donatella Di Pietrantonio

Borgo Sud - Donatella Di Pietrantonio


Скачать книгу
zählte die Minuten, während ich an der Stelle auf sie wartete, die sie mir genannt hatte. Ich stieg aus dem Auto, drinnen war es nicht zum Aushalten. Draußen regte sich kein Hauch, es gab nirgends Schatten. Die Luft war salzig und roch stark nach Meer, trocknete den Mund aus. Eine Frau überquerte die Straße, in der Hand eine Strohtasche, aus der die zusammengerollte Badematte hervorlugte. Sie musterte mich, als sei ihr meine Anwesenheit zwischen den Hitzewellen, die auf dem Asphalt flimmerten, völlig unerklärlich.

      Adrianas Viertelstunde zog sich hin, wollte nicht enden. Dann war sie plötzlich um, und die Zeit begann zu rasen. Ich sah Adriana tot, mit einem Messer in der Brust, erwürgt oder einfach zufällig von jemandem überfahren, da sie das Laster hatte, auf die Straße zu laufen, ohne sich umzusehen. Schon immer hatte ich Angst um sie gehabt, so leichtsinnig und fahrig, wie sie war. Als junge Mädchen hatten wir ein paar Jahre zusammengewohnt. Ich stand damals kurz vor dem Examen, saß abends am Küchentisch und lernte unter der runden Neonlampe. Adriana kam und kam nicht heim. Gegen zwei, drei Uhr morgens sank mein Kopf auf die Bücher, erschöpft vom Warten auf ein winziges Geräusch: das Drehen ihres Schlüssels im Schloss, den Beweis, dass sie wieder eine Nacht voller Abenteuer in der Stadt überlebt hatte.

      Wie lange sollte ich auf sie warten? In dem gnadenlosen Licht schien sich die Vorahnung ihrer letzten Worte schon bewahrheitet zu haben: Zu Hause passte Piero auf das Kind auf, das unterdessen bestimmt aufgewacht war.

      Als sie unvermutet an der Autotür stand, wusste ich nicht einmal, woher sie gekommen war. Unterm Arm trug sie einen in Zeitungspapier gewickelten Gegenstand.

      »He, willst du noch länger hier rumstehen?«, herrschte sie mich sofort an.

      Sie nahm den Hut ab und legte ihn vorsichtig hinten auf den Gegenstand, den sie noch geholt hatte. Zwischen den wenigen Millimetern Haar, die auf ihrem Kopf nachgewachsen waren, funkelten lauter Schweißtropfen wie winzige Brillanten.

      Bis zur Brücke über den Fluss schwiegen wir, im wütenden Verkehr des Sommernachmittags. Adriana hatte meine Sandalen ausgezogen und die Füße auf die Lüftungsklappe gestützt.

      »Wer weiß, ob Vincenzo bei Piero geweint hat«, sagte ich leise.

      »Dein Mann kann gut mit Kindern umgehen«, erwiderte sie nachdenklich.

      »Und Rafael? Ist er der Vater?«

      »Als er noch da war, hat er immer mit Vincenzo rumgetollt.« Bei der Erinnerung zitterte ihre Stimme.

      »Und wo ist er jetzt?«, fragte ich.

      Zum Kaufhaus Upim hingewandt, um ihre Tränen zu verbergen, bedeutete sie mir mit der linken Hand, sie nicht weiter zu bedrängen.

      »Was war denn noch so Wichtiges im Haus?«, fragte ich nach ein paar Minuten, als wir an der Ampel standen.

      »Das wirst du gleich sehen.« Adriana streckte sich zum Rücksitz hin.

      Sie riss das Papier ab, es schien sich um ein Bild zu handeln, so von der Seite betrachtet. Der große Vincenzo, wie sie ihn nun nannte, lehnte neben seinem Freund, dem Zigeuner: sie lächelten in Schwarz-Weiß, beide mit einer Zigarette zwischen den Fingern. Im Hintergrund unscharf das sich drehende Karussell, und dann eine Wiese unter dem heiteren Himmel. Ein paar Monate nach der Beerdigung hatte ein anderer Zigeuner dieses Foto gebracht, und Adriana hatte es für sich beansprucht. Im Dorf hing es an der Wand gegenüber von unserem Bett, wir sahen es jeden Morgen beim Aufwachen.

      Aus dieser Wohnung, die ganz ihr selbst gehörte, hatte sie sich ein Stück unserer Erinnerungen zurückgeholt.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAQAASABIAAD/4QESRXhpZgAATU0AKgAAAAgACAEGAAMAAAABAAUAAAESAAMA AAABAAEAAAEaAAUAAAABAAAAbgEbAAUAAAABAAAAdgEoAAMAAAABAAIAAAExAAIAAAAhAAAAfgEy AAIAAAAUAAAAoIdpAAQAAAABAAAAtAAAAAAAAABIAAAAAQAAAEgAAAABQWRvYmUgUGhvdG9zaG9w IDIyLjMgKE1hY2ludG9zaCkAADIwMjE6MDQ6MDggMTc6MzI6NDIAAAWQAAAHAAAABDAyMzGQBAAC AAAAFAAAAPagAQADAAAAAQABAACgAgAEAAAAAQAAB4agAwAEAAAAAQAAC7gAAAAAMjAyMTowMzoz MCAxNTozMDoxOAD/4RQcaHR0cDovL25zLmFkb2JlLmNvbS94YXAvMS4wLwA8P3hwYWNrZXQgYmVn aW49Iu+7vyIgaWQ9Ilc1TTBNcENlaGlIenJlU3pOVGN6a2M5ZCI/PiA8eDp4bXBtZXRhIHhtbG5z Ong9ImFkb2JlOm5zOm1ldGEvIiB4OnhtcHRrPSJYTVAgQ29yZSA1LjQuMCI+IDxyZGY6UkRGIHht bG5zOnJkZj0iaHR0cDovL3d3dy53My5vcmcvMTk5OS8wMi8yMi1yZGYtc3ludGF4LW5zIyI+IDxy ZGY6RGVzY3JpcHRpb24gcmRmOmFib3V0PSIiIHhtbG5zOnhtcD0iaHR0cDovL25zLmFkb2JlLmNv bS94YXAvMS4wLyIgeG1sbnM6eG1wTU09Imh0dHA6Ly9ucy5hZG9iZS5jb20veGFwLzEuMC9tbS8i IHhtbG5zOnN0UmVmPSJodHRwOi8vbnMuYWRvYmUuY29tL3hhcC8xLjAvc1R5cGUvUmVzb3VyY2VS ZWYjIiB4bWxuczpzdEV2dD0iaHR0cDovL25zLmFkb2JlLmNvbS94YXAvMS4wL3NUeXBlL1Jlc291 cmNlRXZlbnQjIiB4bWxuczpkYz0iaHR0cDovL3B1cmwub3JnL2RjL2VsZW1lbnRzLzEuMS8iIHht bG5zOnBob3Rvc2hvcD0iaHR0cDovL25zLmFkb2JlLmNvbS9waG90b3Nob3AvMS4wLyIgeG1sbnM6 cGRmeGlkPSJodHRwOi8vd3d3Lm5wZXMub3JnL3BkZngvbnMvaWQvIiB4bWxuczpwZGY9Imh0dHA6 Ly9ucy5hZG9iZS5jb20vcGRmLzEuMy8iIHhtbG5zOnBkZng9Imh0dHA6Ly9ucy5hZG9iZS5jb20v cGRmeC8xLjMvIiB4bXA6TW9kaWZ5RGF0ZT0iMjAyMS0wNC0wOFQxNzozMjo0MiswMjowMCIgeG1w OkNyZ

Скачать книгу