Das Flüstern der Pferde. Tina Schumacher

Das Flüstern der Pferde - Tina Schumacher


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„Der gemeinsame achtsame Weg ist der Pfad in der Beziehung zwischen Mensch und Pferd.

      In diesem Buch möchte ich daher zwei Ansätze beschreiben, die als populär gelten und gleichzeitig gut miteinander vergleichbar sind. Außerdem war es mir wichtig, möglichst einfache Systeme zu finden, die den Blick für eigene Wahrnehmungen offenhalten und damit keine allzu starren Schubladen entstehen lassen. Gerne hätte ich noch Interpretationsansätze nach Linda Tellington Jones eingebracht, dafür fehlte hier jedoch der Raum, wobei sie absolut empfehlenswert sind.

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       Foto: www.shutterstock.com_Rita_Kochmarjova

      Auf der Seite der Pferde hat Parelli das Konzept der Horsenality (Pferdepersönlichkeit) entwickelt. Die vier beschriebenen Charakterbereiche sollen die Einstellung und das Verhalten des Menschen gegenüber seinem Pferd grundlegend prägen und die Basis für eine echte Partnerschaft und gemeinsame Leichtigkeit legen.

      Zunächst soll zwischen den zwei Kategorien „Left Brain“ (linke Hirnhälfte) und „Right Brain“ (rechte Hirnhälfte) unterschieden werden:

      •Attribute der Left-Brain-Pferde: selbstsicher, mutig, dominant, vertrauensvoll, ruhig, tolerant

      •Attribute der Right-Brain-Pferde: zurückhaltend, ängstlich, folgsam, misstrauisch, neigen zu Überreaktionen

      Im Anschluss folgt eine Unterscheidung in:

      •introvertierte Pferde: von Natur aus eher wenig „Vorwärts“, langsame Bewegungen, Tendenz, oft anzuhalten, eher zurückhaltend

      •extrovertierte Pferde: viel Energie, dauernd in Bewegung, bewegungsschnell, eher dominant

       Daraus ergeben sich folgende vier Pferdepersönlichkeiten:

       Left Brain – extrovertiert

      Dieses Pferd hat einen verspielten Charakter, macht viel über sein Maul aus, ist aufgeweckt und charismatisch. Es lernt schnell und beginnt deshalb frühzeitig, seine eigenen Ideen zu entwickeln, falls es ihm zu langweilig wird. Es hat ein freundliches Wesen und wird aufgrund seiner eigenwilligen Art vielleicht trotzdem manchmal als ungezogen betitelt.

       Left Brain – introvertiert

      Dieses Pferd liest seinen Menschen wie ein offenes Buch und stellt ihm dann ganz unverblümt die Frage: „Weshalb sollte ich etwas für dich tun?“ Es weiß genau, was es will, ist oft futterorientiert, sehr intelligent und hat einen herausfordernden Charakter. In seinen Bewegungen erscheint es manchmal faul, desinteressiert und lustlos, was jedoch keinesfalls seiner Denkleistung entspricht, die immer wieder auf Trapp gehalten werden will.

       Right Brain – extrovertiert

      Dieses Pferd ist impulsiv und neigt zu panischen, übersensiblen Reaktionen mit einem starken Vorwärtsdrang. Es ist schnell verwirrt und ängstlich, kann schlecht stehen bleiben und verspannt sich früh. Es hilft ihm, die Dinge so einfach wie möglich zu gestalten, um sich besser entspannen zu können und das Gefühl einer dauernden Überforderung zu vermeiden.

       Right Brain – introvertiert

      Dieses Pferd ist schüchtern, ruhig und sehr zurückhaltend. Durch Rückzug versucht es, jede Art von Druck zu vermeiden, kann jedoch bei einer Überreizung explodieren. Es wirkt oft eingeschüchtert und angespannt. Deshalb ist es wichtig, die Dinge langsam und mit genügend Wiederholungen zu gestalten. Das gibt ihm die Zeit, darüber nachzudenken und das Gelernte zu integrieren, sodass neue Aufgaben folgen können.

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      (https://www.parelli-instruktoren.com/de/horsenality-pferde-lesen)

      Auf der Seite menschlicher Persönlichkeitstypen haben Forscher der Northwestern University auf Basis einer umfangreichen Studie (insgesamt 1,5 Millionen Online-Fragebögen) herausgefunden, dass sich jeder von uns in vier Grundkategorien wiederfinden kann:

       Der durchschnittliche Typ

      Diese Menschen wirken zwar aufgeschlossen und offen gegenüber Neuem, ziehen jedoch in Wahrheit Gewohntes neuen Erfahrungen vor. Durchschnittliche Typen sind häufig emotional schwächer, für äußere Einflüsse leicht empfänglich und daher verletzlicher. Laut Forschern soll dieser Persönlichkeitstyp mit einer eher niedrig ausgeprägten Offenheit der am häufigsten verbreitete sein.

       Der zurückhaltende Typ

      Diese Menschen sind emotional stabil, eher sachlich und weniger leicht kränkbar. Sie sind eher introvertiert, weisen eine weniger ausgeprägte Offenheit auf und bevorzugen es, im Hintergrund zu bleiben. Sie sind kompromissbereit und haben eine gewissenhafte Art.

       Der vorbildliche Typ

      Diese Menschen verfügen über ein geselliges, aufgeschlossenes und emotional stabiles Wesen, das mit der Lebenserfahrung gewachsen ist. Durch ihre kontaktfreudige und empathische Art weisen sie ein gewisses Maß an emotionaler Intelligenz auf und finden schnell Zugang zu ihren Mitmenschen. Sie können andere aufgrund ihrer Selbstdisziplin und Kreativität leicht inspirieren und begeistern.

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       Foto: Lea Schlechtriemen

       „Wenn wir uns dazu entscheiden, Verantwortung zu übernehmen, lösen wir uns gleichzeitig von selbst auferlegten Ketten und ernten unendliche Freiheit.

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       Foto: stock.adobe.com_pimmimemom

       Der egozentrische Typ

      Diese Menschen sind auffallend extrovertiert und durchaus gesellig, werden jedoch von anderen durch ihre weniger stark ausgeprägte Offenheit, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit oft als ablehnend, ignorant oder überheblich erlebt. Sie sind leicht kränkbar und meist wenig verlässlich. Oft werden Menschen dieses Persönlichkeitstyps im Alter immer weniger egozentrisch.

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      (https://www.businessinsider.de/strategy/ein-neues-modell-teilt-menschen-in-vier-persoenlichkeitstypen-ein-welcher-seid-ihr-2018-9/;

      https://utopia.de/ratgeber/persoenlichkeitstypen-das-sind-die-3-populaersten-ansaetze/)

      Persönlichkeit ist etwas Komplexes und weniger in Schubladen zu pressen, als wir das vielleicht denken. So sehr wir uns auch in den jeweiligen Typen erkennen können, so veränderbar sind ihre Ausprägungen im Laufe der Zeit mit allen neuen Erfahrungen, die uns begegnen, mit den Beziehungen, die wir eingehen, und dem Vertrauen und der Zuwendung, die wir miteinander spüren.

      Ich möchte versuchen, die beiden Konzepte von menschlichen und pferdischen Charaktertypen auf Ähnlichkeiten zu vergleichen. Schließlich heißt es so oft, dass unser Pferd unser Spiegel sei. Allerdings müssen diese Spieglein uns nicht unbedingt und immer in allen Belangen besonders ähnlich sein. Auch Unterschiede ziehen sich bekanntlich an.

      In Studien zu Partnerschaften in Verbindung mit Persönlichkeitstypen konnte belegt werden, dass es grundsätzlich möglich ist, mit jedem Charaktertyp eine Beziehung zu führen. Es erfordert weder besondere Gemeinsamkeiten noch benötigt es große Unterschiede, um glücklich zu sein. Durch Unterschiede können persönliche Weiterentwicklungen


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