Digital Humanities. Группа авторов
is subject to under the conditions of the digital. DH is gaining a lot of attention (and funding) these days, leading to a rapidly accelerated development. But what effect does that have on traditional fields of research such as the field of Biblical studies? Are they to be left behind, decoupled and alienated from an increasingly autocentric community of DH? How can we integrate both sides of D and H, reinforce the dialogue and ensure that innovation from DH is fruitful for the evolution of a range of fields from the humanities?
Patrick Sahle, *1968, ist nach dem Studium der Geschichte, Philosophie und Politik (Köln/Rom) und der Promotion in Historisch-Kulturwissenschaftlicher Informationsverarbeitung derzeit Apl. Professor für Digital Humanities an der Universität zu Köln. Er betreut u.a. am Cologne Center for eHumanities (CCeH) zahlreiche Forschungsprojekte und an der dort angesiedelten "Koordinierungsstelle DH" digitale Aspekte der Langzeitvorhaben der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste. Daneben ist er Gründungsmitglied im Institut für Dokumentologie und Editorik (IDE).
Alle reden über Digital Humanities (DH).1 Digitalisierung und die digitale Transformation auch der Geisteswissenschaften wird allerorten propagiert. Die Fachforschung sieht sich nicht nur mit der methodischen Herausforderung konfrontiert, neue technische Möglichkeiten und analytische Verfahren in die eigenen Ansätze zu integrieren. Inzwischen besteht dazu auch ein gewisser unterschwelliger politischer Druck und manchmal sogar die explizite Vorgabe der Forschungsförderung, dass es eigentlich keine geisteswissenschaftliche Forschung mehr geben könne, die nicht über eine ‚digitale Komponente‘ verfüge. Die digitale Dimension wird zwar durch den Begriff Digital Humanities grundsätzlich abgedeckt, es gibt aber immer noch eine heftige Diskussion darüber, was dieses DH eigentlich genau sein soll, was sein Inhalt, sein Status, seine Grenzen und seine Zukunft sind. Vor allem stellt sich die Frage, ob sich hier ein neues Feld entwickelt, das den bestehenden geisteswissenschaftlichen Fächern zuarbeitet oder sich von ihnen abkoppelt. Wie also das Verhältnis von DH zu H ist und wie DH in die Geisteswissenschaften in Forschung und Lehre integriert werden kann.
1 Digital Humanities
Jede Beschreibung von DH fängt mit dem Hinweis an, dass das Feld zwar in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung erlebte, deshalb aber nicht ‚neu‘ ist. Computer und später digitale Kommunikations- und Publikationsnetzwerke (das WWW) wurden von Anfang an auch in den Geisteswissenschaften adaptiert und eingesetzt. Von der Sache her besteht DH unter anderen Namen mindestens seit den späten 1940er Jahren. Früher nannte man es Humanities Computing oder hierzulande manchmal auch ‚geisteswissenschaftliche Fachinformatik‘. In den verschiedenen Jahrzehnten hat es verschiedene Wellen und Paradigmen der Nutzung neuer Technologien gegeben, die in den frühen 2000er Jahren zu einer gewissen Konsolidierung führten, die in eine Vereinigung aller Strömungen unter dem weiten Begriff der Digital Humanities mündete. Seit ungefähr 15 Jahren versteht sich das Feld unter diesem Etikett als integrative, globale, alle geisteswissenschaftlichen und weitere umliegende Disziplinen einschließende Gemeinschaft von Forschenden. Die sich bis dahin oft eigenständig entwickelnden Teile Computerlinguistik, Archäoinformatik, Computerphilologie oder historische Fachinformatik haben sich in den letzten Jahren unter dem gemeinsamen Dach angenähert. Eine einfache, konsensuale Definition von DH ist damit allerdings nicht verbunden. Vielmehr ist die anhaltende Formierungsperiode auch von einer breiten Diskussion um Definitionen geprägt, an der sich manche leidenschaftlich beteiligen und von der sich andere bereits genervt abwendeten.2
Im Kern lässt sich aber wohl ohne großen Widerspruch sagen, dass es bei DH um die Entwicklung, den Einsatz und die kritische Reflexion von digitalen Verfahren im Bereich der Geisteswissenschaften geht. Die DH nehmen die Fragestellungen der Geisteswissenschaften auf und verbinden sie mit Lösungsangeboten aus der Informatik und teilweise auch anderen Fächern – wenn man an fortgeschrittene Bildgebungsverfahren aus dem Ingenieurswesen, an Geoinformationssysteme aus der Geografie, an empirische Verfahren aus den Sozialwissenschaften oder an informationstheoretische Ansätze aus den Library and Information Science denkt. DH ist in doppelter Weise durch Interdisziplinarität gekennzeichnet: Es umfasst vom Anspruch her nicht nur alle geisteswissenschaftlichen Fächer, sondern schlägt auch die Brücke zu anderen Wissenschaftsbereichen.
Digital Humanities wird deshalb oft als Brückenfach beschrieben oder als etwas, das durch seine Schnittmengen und eigenständige Aspekte gekennzeichnet ist. Es nimmt die Fragestellungen der Geisteswissenschaften auf, berücksichtigt deren theoretische Grundlagen und ihr methodisches Rüstzeug, ist dann aber an Lösungen interessiert, die auf der inter- oder transdisziplinären Ebene jenseits der konkreten Forschungsfrage verallgemeinert werden können. Aus der Informatik (I) deckt sich DH mit Teilen der angewandten Informatik, wird deshalb manchmal auch als Fachinformatik verstanden und wendet diese auf geisteswissenschaftliche Problemstellungen an.
Abb. 1:
Digital Humanities als Brückenfach mit Schnittmengen
Sie kann damit aber auch Anstöße für neue Entwicklungen in der Informatik geben. Schließlich sind die oft komplexen, von unscharfen Datenstrukturen gekennzeichneten Probleme der Geisteswissenschaften nicht von Natur aus im Fokus einer abstrakten, nicht an Einzelfragen aus den Fachwissenschaften ausgerichteten Informatik. Diese Distanz ist eine der Existenzgründe für Fachinformatiken im Allgemeinen und der Digital Humanities im Besonderen. Eine direkte Zusammenarbeit zwischen H und I scheitert häufig am Fehlen einer gemeinsamen Sprache, dem gegenseitigen Unverständnis für Problemstellungen und Lösungsansätze und den divergierenden Interessen. Überspitzt formuliert sind für die Informatik weder die Beantwortung der Fachforschungsfragen, noch unmittelbar einsatzfähige Werkzeuge oder nachhaltig zu betreibende Informationssysteme von Interesse, sondern allein neue informatische Herausforderungen und deren prinzipielle Lösung auf der Ebene von ‚proof of concept‘.3 Die DH fungieren deshalb als Übersetzungs- und Vermittlungsinstanz, verfügen und pflegen über ihre kontinuierliche Beschäftigung mit den spezifisch geisteswissenschaftlichen Wissensdomänen und Problemlagen aber auch ein eigenes Portfolio an Ansätzen und Lösungskompetenzen. Dies macht nämlich ihren dritten Bereich und ihren Kern aus: Themen, Technologien, Verfahren oder auch Standards, die so weder in den Geisteswissenschaften noch in der Informatik anzutreffen wären. Aus Sicht der Informatik sind sie zu fach(bereichs)spezifisch. Aus Sicht der einzelnen geisteswissenschaftlichen Disziplinen sind sie als technische Problemlösung zu speziell für das Fach und ein Luxus, den man sich kaum leisten kann. Zugleich geht es hier um Ansätze, die nicht nur ein einzelnes Fach betreffen und deshalb auch auf einer Ebene außerhalb der Einzeldisziplin besser aufgehoben sind.
Was DH beinhaltet und wie es positioniert ist, beantwortet noch nicht die Frage, was es ist. Ist DH nun ein Set an Methoden und Tools? Ein Forschungsbereich und ein loses Feld? Eine Metadisziplin? Eine Interdisziplin? Ein Dach? Ein ‚Fach‘? Oder vielleicht alles zugleich? Wie so oft werden Begriffe in der realen Welt durchaus sinnvoll in einem engeren und in einem weiteren Sinne verwendet. Ausgehend von der Frage, ‚wo findet DH statt?‘, lässt sich in Bezug auf die Positionierung, die Spezialisierung und die Disziplinierung der Digital Humanities ein 3-Sphären-Modell aufzeichnen.
Abb. 2:
3-Sphären-Modell der Digital Humanities
Nach diesem Modell findet DH zunächst in jenem Kernbereich statt, in dem es eine eigene Disziplin ist, die zwischen den Fächern steht, zu allen aber die gleiche Distanz besitzt.4 DH ist dabei genauso ein eigenständiges Fach wie alle anderen auch und verfolgt ganz eigene Fragestellungen. Aus Sicht der DH findet sie in einem äußeren Orbit aber auch in den traditionellen Fächern statt. Schließlich sind es initial die Fachfragen der Disziplinen, die sie antreiben. Und es geht um den Aufbau von methodischen und technischen Lösungen (Werkzeugen), die in den Fächern eingesetzt werden sollen. Hier lebt die Idee von DH als einer vorübergehenden Entwicklung, die in die Fächer zu integrieren ist. Als drittes ist davon ein mittlerer Bereich zu unterscheiden, in dem sich die traditionellen Fächer als ‚transformative‘ oder ‚transformierte‘