Sprachkritik und Sprachberatung in der Romania. Группа авторов

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là aussi l‘un des thèmes des XVIIe Assises de la Conférence des peuples de langue française […] : « […] pour mieux résister face à l‘anglais, le français doit être plus fort donc mieux soutenu de l‘intérieur. En fait, le français doit être regardé comme une langue d'avenir à condition d‘être considéré comme une langue internationalement utile. Il doit dès lors inscrire son combat dans la réalité sociale, économique et culturelle. Il ne suffit plus d‘apprendre le français pour le simple plaisir de le parler, non, la motivation doit être plus concrète. » (Ouellon 2008).

      Mit einem plurizentrischen Ansatz würde ‚Französisch‘ vergleichbar mit ‚Englisch‘ zu einem „type de langue“ (vgl. Pöll 2001, 147). Diesbezüglich unterscheiden aber einige Aspekte die anglophone von der frankophonen Situation. Anders als die Quebecker leiden z.B. die US-Amerikaner „unter keinem sprachlichen Minderwertigkeitskomplex und sind nicht durch sprachliche Unsicherheit geprägt“ (Schafroth 2009b, 58). Im Gegensatz zur Anglophonie und auch zur Hispanophonie entspricht innerhalb der Frankophonie immer noch die Norm des Mutterlandes der internationalen Norm, denn auch wenn die Office de la langue française diese als eine definiert, die mit der übereinstimmen sollte, welche „prévaut à Paris, Genève, Bruxelles, Dakar et dans toutes les grandes villes d’expression française“ steht es (immer noch) außer Frage, dass es sich dabei um die hexagonale Norm des français parisien handelt (vgl. Bigot 2010, 10ff.). Das Problem liegt abgesehen von der bereits erwähnten historischen Komponente maßgeblich darin begründet, dass sich im Gegensatz zum anglophonen und hispanophonen Raum die Mehrheit oder zumindest ein erheblicher Anteil der Französischsprecher (je nach Auslegung des Begriffs „frankophon“) in Frankreich konzentriert.5 Auch wenn beispielsweise Afrika ein Kontinent ist, auf dem Französisch im Hinblick auf Verbreitung und Sprecherzahlen eine bedeutende Rolle spielt, so findet man dort (der geographischen entsprechende) linguistische Diversität vor – situativ also nicht vergleichbar mit den „Blöcken“ des anglophonen Raums, wo eine amerikanische Norm klar einer britischen und einer australischen etc. gegenübersteht. Mit einer Abwendung von der hexagonalen Norm würde man sich somit also klar „regionalisieren“ – die Frage, die sich dabei stellt, ist: wie vereint man die kanadische Frankophonie unter einem normativen Dach der dominierenden Varietät des français québécois oder schafft man – im Sinne eines „echten“ Plurizentrismus – mehrere Normen entsprechend der sprachlichen Varietätensituation, also zumindest eine Norm des français québécois und eine des français acadien?

      In Quebec spricht man sich aus mehreren Gründen klar für eine, und zwar die Quebecker Norm aus. Zunächst einmal ist es sicher die nordamerikanische Varietät des Französischen, die am besten untersucht und dokumentiert ist, womit eine gute Grundlage zur normierenden Fixierung gegeben ist. Beschreibungen der akadischen Varietäten betonen dagegen häufig die sprachliche Diversität der provinces maritimes und gehen – ausgehend von der Minderheitensituation der akadischen Frankophonen – überwiegend soziolinguistisch vor, was weder zu einem positiveren Image der Sprache beiträgt noch eine brauchbare Grundlage für Normierungsbestrebungen darstellt: „Pour la situation acadienne, il existe une déconnexion qu’il n’est pas exagéré de qualifier de profonde entre pratiques et représentations. Cette déconnexion est patente dans les discours de bien des Acadiens […]. Le français en usage dans la communauté est en général jugé mauvais, anglicisé, morcelé…“ (Arrighi 2014, 5; vgl. hierzu auch Boudreau/Dubois 2001). Darüber hinaus birgt eine einzige (Quebecker) Norm die Chance, die Frankophonie Nordamerikas endlich zu einen und somit gegenüber der Anglophonie zu stärken, denn „les francophones sont majoritaires [au Québec] […] et beaucoup plus assurés de pouvoir vivre pleinement en français que [les Acadiens]“ (Boudreau/LeBLanc 2000, 231).

      Die Akadie steht einem solchen Vorhaben dagegen ebenfalls aus mehreren Gründen kritisch wenn auch nicht notwendigerweise ablehnend gegenüber. Zum einen sind die Beziehungen zwischen Quebec und der Akadie historisch belastet. Vergleichbar mit dem Verhältnis Quebec – Frankreich fühlen sich viele Acadiens von den Quebeckern nicht als gleichwertig akzeptiert, sprachlich wie kulturell:

      Si certains Québécois vitupèrent les ‚maudits Français‘, d’autres communautés emploient l’expression ‚maudits Québécois‘, et même ‚maudits Français‘, pour désigner les…Québécois. Les Acadiens […] l’emploient dans un sens similaire à celui que les Québécois réservent aux Français. […] Les Acadiens considèrent souvent que les ‚maudits Québécois‘ se conduisent vis-à-vis d’eux comme les ‚maudits Français‘ vis-à-vis des Québécois. Ils ne tiennent pas compte d’eux, se moquent de leur accent, ont une attitude impérialiste vis-à-vis de leur langue. […] [Ils ont tendance] à „folkloriser“ les Acadiens (Meney 2010, 220f.).

      Diese „Folklorisierung“ zeigt sich sogar an offizieller Stelle: die Conférence ministerielle sur la francophonie canadienne spricht auf ihrem Kongress im Juni 2015 von „la vitalité des communautés francophones et acadiennes“.6 Mit differenzierter Wahrnehmung der Akadie als eigenständige Region hat das nicht mehr viel zu tun (denn dann hätte man zwischen „québécoises“ und „acadiennes“ unterscheiden können); vielmehr bedeuten Formulierungen dieser Art den Entzug jedes Mitspracherechts der Acadiens in Fragen der Sprachnormierung und Sprachgestaltung der kanadischen Frankophonie. Und ein Beitrag zur Beseitigung der (gegenseitigen) Vorurteile sind sie auch nicht. Animositäten lassen sich denn im Übrigen sogar in der Diaspora der frankophonen Einwanderergemeinden in Neuengland registrieren: „C’est beaucoup différent, puis eux-aut‘ c’est pareil, le [sic!] nourriture est différente que la not‘, puis la vie qu’i vivent c’est différent eux-aut‘“ sagt eine Akadierin über die Quebecker; eine Quebeckerin wiederum über die Akadier: „Il y a une grosse différence, la mentalité est pas pareille non plus, le Nouveau-Brunswick […] n’ont rien [!] qui nous appartient“ (Szlezák 2010, 174). Außerdem ist die Akadie durch die geographische Isolation einiger Teile der provinces maritimes schon sehr früh – und eben früher als Quebec – vom Kontakt mit dem français de référence isoliert, was häufig zu einer diglossischen Situation geführt hat: Englisch als high variety und die Varietäten des akadischen Französisch als low varieties (cf. Hennemann 2014, 72ff.). In Neuschottland beispielsweise stellt sich die Situation folgendermaßen dar:

      En Nouvelle-Écosse, l’emploi du français est souvent ressenti comme une entrave à la réussite professionnelle, alors qu’au Nouveau-Brunswick, le bilinguisme est largement valorisé et présente un avantage sur le marché du travail. Le statut minoritaire et le peu de prestige accordé au français en Nouvelle-Écosse s’expriment souvent par l’autodépréciation de la compétence de cette langue par ses locuteurs („C’est broken French; c’est du français brisé“) (Wiesmath 2006, 47).

      Es ist sicher richtig, dass der Status des Französischen in Nouveau-Brunswick aufgrund des höheren frankophonen Anteils der Bevölkerung ein anderer ist als in Neuschottland, dennoch sind die sprachlichen Situationen insofern vergleichbar als in beiden Fällen dem Standardfranzösischen Frankreichs, und nicht etwa den Varietäten des akadischen Französisch hohe Bedeutung beigemessen wird. Schon 1991 stellt Flikeid für Neuschottland fest: „Certaines régions acadiennes deviennent de plus en plus anglicisées, d’autres se rapprochent de la norme prescriptive française“. In Nouveau-Brunswick gilt weitgehend immer noch, was schon in den 1970ern postuliert wurde: „Nous ne croyons pas qu’il serait avantageux pour nous de cultiver un parler qui nous couperait de la francophonie universelle et nous isolerait à nos dépens. Il est évident qu’il faut s’appliquer à parler le bon français moderne à nos enfants et inciter ceux-ci à le parler correctement” (Boudreau/Dubois 2001, 47). Vergleichbar mit Quebecs joual steht das chiac der Akadie für die Rückbesinnung auf die französische Sprache, auf die kulturelle Identität. Nur hat sich die Situation nicht vergleichbar entwickelt. Das joual ist als Normbasis weitgehend aus der Diskussion in Quebec verschwunden (vgl. Boudreau/LeBlanc 2000, 218), entspricht innerhalb der soziolinguistischen Hierarchie des français québécois einem Register des „niveau populaire“. Es wird mit der „notion d’identification collective québécoise“ (Cajolet-Laganière/Martel 22004, 68) assoziiert. Das chiac


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