Die Syntax-Pragmatik-Schnittstelle. Sonja Müller

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John-wa naze kubi-ni natta no? John-TOPIK warum wurde entlassen FRAGE ‚Warum wurde John entlassen?‘ (Jungen & Lohnstein 2007: 241)

      Die Paraphrasen der LF sind allerdings entscheidenderweise die gleichen, wie wenn ein w-Element bewegt worden ist (vgl. (44)).

(44) LF: Für welches x, x ist ein Grund, gilt: John wurde wegen x entlassen.

      Unabhängig der Oberflächenposition der w-Ausdrücke ist anzunehmen, dass sie sich auf der Ebene von LF an den linken Satzrand bewegt haben. Da sie sich erst nach der Erzeugung der Oberflächenstruktur dorthin bewegen, bleibt die Bewegung covertCoverte Bewegung. (45) und (46) illustrieren die stilistische BewegungStilistische Bewegung, die zwischen der Oberflächenstruktur und PF erfolgen kann.

(45) a. Maria kauft im Kaufhaus ein Kleid.
b. Maria kauft t1 ein Kleid [im Kaufhaus]1.
(46) a. weil Peter [das Haus zu bauen] versucht
b. weil Peter t1 versucht, [das Haus zu bauen]1

      Die Bewegungen ins Nachfeld haben hier keinen interpretatorischen Effekt. Man sieht bzw. hört sie, aber sie bringen nicht verschiedene Interpretationen mit sich.

      

Mit diesen syntaktischen Hintergründen haben wir viele Aspekte bereits eingeführt, die im Rahmen der Diskussion der Phänomene in den Kapiteln 2 bis 7 vorkommen werden: Das Topologische Feldermodell leistet eine Erfassung linearer Abfolgebeschränkungen von Konstituenten. Eine wichtige Rolle spielt hierbei u.a. das Vorfeld, in dem nur eine (beliebig große) Konstituente stehen kann. Ist die Position besetzt und liegt ein selbständiger Satz vor, steht das finite Verb normalerweise in der linken Satzklammer, so dass ein Verbzweit-Satz resultiert. Die X'-Theorie generalisiert über den internen Aufbau von Phrasen. Jede Phrase besteht mindestens aus einem Kopf. Ggf. wird ein weiteres Element vom Kopf gefordert (Komplement) bzw. tritt ein weiterer Modifizierer auf (Spezifikator). Die Annahmen der X'-Theorie erlauben es auch, ganze Sätze im CP/IP-Modell als einen Typ von (komplexer) Phrasen zu analysieren. In der CP entscheidet sich bei dieser Analyse, ob man es mit einem selbständigen oder unselbständigen Satz zu tun hat sowie welcher Satztyp genau vorliegt. Innerhalb der IP erhält das finite Verb zuvor sein Flexionsmaterial und es stellt sich die Kongruenz zwischen dem Subjekt und dem finiten Verb ein. Durch drei Umstellungsoperationen (Bewegung) lassen sich die meisten Sätze des Deutschen aus der zugrundeliegenden Wortstellung Subjekt – Objekt – Verb ableiten: Durch die Finitumvoranstellung wandert das finite Verb aus der rechten in die linke Satzklammer bzw. von V0 über I0 zu C0. Durch die Topikalisierung gelangt eine Mittelfeld-Konstituente ins Vorfeld bzw. nach SpecCP. Wird die Phrase vorher w-pronominalisiert, handelt es sich um einen Fall von w-Bewegung. Wird eine Konstituente bzw. ein Nebensatz ins Nachfeld versetzt, liegt Extraposition vor. Im Normalfall ist eine solche Umstellung sichtbar und hat einen interpretatorischen Effekt. Bewegung kann aber auch covert erfolgen und dennoch interpretiert werden (LF-Bewegung) oder overt erfolgen und keinen Einfluss auf die Bedeutung des Satzes nehmen (PF-Bewegung).

      Der nächste Abschnitt unternimmt eine ähnliche Einführung relevanter Konzepte im Bereich der Informationsstruktur.

       Aufgaben

      1. Stellen Sie die folgenden Sätze (mit Bewegung) im Topologischen Feldermodell dar. Analysieren Sie auch die auftretenden Nebensätze separat.

(i) Melanie ist krank, weil sie bereits ihre Sommerjacke trug.
(ii) Den vor dem Fernseher sitzenden Hans ärgert, dass er keine Karte für das Pokalspiel bekommen hat.
(iii) Soll Klaus das Treppenhaus putzen?

      2. Stellen Sie die folgenden Phrasen mit der X'-Theorie dar.

(iv) den Fluss entlang
(v) unter der Rheinbrücke wohnen
(vi) traurig des Hundes gedenken
(vii) das Brot mit gesunden Körnern
(viii) des Sieges sicher

      3. Stellen Sie die folgenden Sätze im CP/IP-Schema dar.

(ix) Hannah leidet in Spanien an Bauchweh.
(x) Wen trifft Paul im Schwimmbad?
(xi) Klaus behauptet, dass der Chef die Sekretärin entlässt.

      1.2 Informationsstruktur

      Analysiert man Sätze wie in Abschnitt 1.1 dargestellt, liegt der Fokus der Betrachtung auf rein strukturellen Eigenschaften. Sätze werden von Sprechern im Gespräch aber natürlich auch zu bestimmten Zwecken verwendet. Da wir uns in diesem Buch für die Zusammenhänge zwischen der grammatischen Form von Sätzen und ihrer Verwendung im Diskurs interessieren, ist es ebenfalls nötig, zunächst einige grundlegende Aspekte auf Seiten der Verwendung von Sätzen zu betrachten. Insbesondere wird bei den Phänomenen in Kapitel 2 bis 7 die InformationsstrukturInformationsstruktur im Mittelpunkt stehen. Musan (2002: 200) charakterisiert die Informationsstruktur folgendermaßen:

      Die Informationsstruktur versucht […] unter anderem zu erfassen, dass der Satz nicht nur eine bestimmte INFORMATION AUSDRÜCKT, sondern auch im konkreten Informationsfluss zwischen einem ,Sprecher‘ und einem ,Hörer‘ im weiteren Sinne bestimmte INFORMATIONEN ÜBERMITTELT.

      Was man sich unter dem übermittelten Anteil einer Äußerung vorstellen und durch welche sprachlichen Mittel diese Information kodiert werden kann, illustrieren wir im Folgenden anhand zweier Dimensionen der Informationsstruktur, der Fokus-Hintergrund-GliederungFokus-Hintergrund-Gliederung (FHG) und der Topik-Kommentar-GliederungTopik-Kommentar-Gliederung (TKG).

      1.2.1 Fokus-Hintergrund-Gliederung


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