Bye-bye Blähbauch. Tamara Duker Freuman
finden Sie in Kapitel 3 im Abschnitt Gastroparese.
Bei Menschen mit einer FD entleert sich der Magen in normaler Geschwindigkeit, doch manchmal finden sich in einem unauffälligen Entleerungstest Hinweise auf eine FD, weil er die Fließgeschwindigkeit des Speisebreis durch den gesamten Magen erkennen lässt. Zum Beispiel könnte der Radiologe anhand des 4-Stunden-Tests feststellen, dass der Speisebrei oder eine Flüssigkeit auffällig lang braucht, um vom oberen Magenabschnitt in den unteren zu gelangen.
Die funktionelle Dyspepsie behandeln
Die medizinische Behandlung der funktionellen Dyspepsie
Es gibt eine Vielzahl von frei verkäuflichen und verschreibungspflichtigen Medikamenten, die – einzeln oder in verschiedenen Kombinationen miteinander genommen – helfen, mit den Blähbeschwerden durch eine FD umzugehen. Je nach Art Ihrer Symptome empfiehlt Ihnen Ihr Arzt die geeigneten Alternativen, mit denen Sie es versuchen können. Die Namen des Wirkstoffs stehen in Klammern.
■ Frei verkäufliche Präparate (OTC-Präparate)
Die kostengünstigsten, sichersten und zugänglichsten Präparate zur Linderung von Blähbeschwerden sowie Völle- und Spannungsgefühlen im Oberbauch sind oberflächenaktive Medikament (sogenannte Entschäumer) wie Lefax oder Sab simplex oder ihre Generika (Wirkstoff: Simeticon). Sie können große Gasblasen, die den Magen dehnen, in kleinere Gasblasen zerteilen, die den Verdauungstrakt schneller passieren können. In manchen Medikamenten, die mehrfach wirken, befindet sich eine Kombination von Simeticon und säureneutralisierenden Inhaltsstoffen. Meiden Sie dabei solche, die zum Beispiel nach Minze schmecken, da diese einen Reflux verursachen kann. Ihr Apotheker kann Ihnen bei der Wahl der entsprechenden Präparate behilflich sein.
Oberflächenaktive Medikamente werden nicht in den Blutstrom aufgenommen, sie verbleiben vielmehr im Verdauungstrakt. Daher sind sie ausgesprochen sicher und gut verträglich. Wir raten unseren Patienten mit einer FD, sie präventiv vor einer Mahlzeit zu nehmen, anstatt zu warten, bis sie sich bereits aufgebläht fühlen. Man kann diese Präparate mehrmals täglich vor dem Essen nehmen.
■ Serotonin-Blocker
Bestimmte Medikamente binden an die Rezeptoren für ein Hormon mit Namen Serotonin und ahmen seine regulierende Wirkung auf die Nerven des Verdauungssystems nach. Sie bessern nachweislich die Symptome einer FD. Sie können insbesondere die Dehnbarkeit des Magens erhöhen und die überempfindliche Schmerzreaktion des Abdomens dämpfen. Diese Präparate werden für eine Vielzahl von anderen Krankheiten entwickelt und verschrieben, doch sie können auch nützen, wenn sie außerhalb der von der Arzneimittelbehörde zugelassenen Indikationen eingesetzt werden (off-label-use), wie eben bei Symptomen einer FD.
Eines dieser Medikamente ist Zofran (Wirkstoff Ondansetron), das normalerweise als Antiemetikum, also gegen Übelkeit und Erbrechen, vermarktet wird. Es hilft speziell Menschen mit einer FD gegen ihre chronische Übelkeit. Es kann etwas Verstopfung verursachen, doch diese Nebenwirkung ist zu bewältigen. Ein weiteres Beispiel ist das Anxiolytikum (zur Verminderung übermäßiger oder krankhafter Ängste), das in Deutschland unter den Handelsnamen Anxut, Busp und Bespar (Wirkstoff Buspiron) verkauft wird; es wirkt leicht beruhigend auf die Magenmuskeln, entspannt den oberen Abschnitt des Magens und verbessert die Magendehnungsreaktion beim Essen. Typischerweise wirkt es am besten, wenn man es etwa 15 Minuten vor einer Mahlzeit einnimmt. Ein Migränemedikament, das im deutschsprachigen Raum unter dem Namen Imigran (Wirkstoff Sumatriptan) im Handel ist, erweist sich bei der Besserung von Symptomen einer FD ebenfalls als vielversprechend. Es hat jedoch eventuell mehr Nebenwirkungen als die vorher genannten Alternativen und ist im Allgemeinen bei der Behandlung nicht das Mittel der ersten Wahl.
■ Antidepressiva
Wenn Ärzte bei funktionellen Problemen des Verdauungssystems Antidepressiva empfehlen, missinterpretieren das Patienten manchmal dahingehend, dass ihr Arzt sie für verrückt hält oder meint, die Symptome spielten sich „alle nur in ihrem Kopf“ ab. Das ist nicht so! Spezielle Medikamente aus der Gruppe der trizyklischen Antidepressiva (TZA) scheinen sich durch die Regulierung des Spiegels zweier an der Schmerzreaktion beteiligten Hormonen – Serotonin und Noradrenalin – direkt auf den Verdauungstrakt auszuwirken. Entsprechende Präparate, die zu diesem Zweck verschrieben werden, etwa Elavil und Laroxyl (Wirkstoff Amitryptilin) werden weltweit vertrieben, im deutschsprachigen Raum ist der Wirkstoff unter anderem unter dem Namen Saroten im Handel. Aufgrund ihrer potenziellen Nebenwirkungen, zu denen auch die Verstopfung gehört, werden Antidepressiva von manchen Menschen nicht gut vertragen.
■ Prokinetika
Prokinetische Präparate sind konzipiert, um die Peristaltik anzuregen, sie sorgen dafür, dass der Magen sich häufiger kontrahiert und dadurch schneller entleert. Somit verringern sich die Blähbeschwerden, das Völlegefühl, der Appetitmangel und die Übelkeit. Ein solches Medikament ist zum Beispiel Motilium (Wirkstoff Domperidon), das nachweislich bezüglich der Verringerung der Symptome am erfolgversprechendsten ist.
Die Behandlung einer funktionellen Dyspepsie durch die Ernährung
Eine Ernährungsumstellung allein ist nicht der Königsweg bei Blähbeschwerden und Missbehagen durch eine FD; eine Veränderung Ihrer Essgewohnheiten kann jedoch in Bezug auf die Schwere der Beschwerden und Schmerzen sehr viel bewirken.
Essen Sie kleine, fettarme Mahlzeiten von weicher Konsistenz
Wenn Sie an einer FD leiden, sollten Sie Ihre Nahrungsmittel und die Konsistenz Ihrer Mahlzeiten daraufhin auswählen, wie viel Ausdehnung auf einmal Sie Ihrem Magen dabei zumuten und wie sie diese in Grenzen halten. Kleinere Portionen führen zu einer geringeren Dehnung als große, daher kommt es zu weniger Blähbeschwerden, wenn Sie alle drei bis vier Stunden kleine Mengen, anstatt drei „ordentliche“ Mahlzeiten am Tag zu sich nehmen. Der Imbiss nach dem Abendessen, sozusagen das „Betthupferl“, ist eine häufig gepflegte Angewohnheit, die die Blähbeschwerden bei einer FD verschlimmern kann. Ich habe festgestellt, dass die Betroffenen abends oft zu viel essen, weil sie tagsüber zu wenig gegessen haben; die Patienten verfallen häufig in dieses Muster, weil sie Angst haben, während der Arbeit Symptome zu bekommen, doch das wird zu einem Teufelskreis. Daher ist es besonders wichtig herauszufinden, wie Sie Ihre Essgewohnheiten tagsüber so verträglich gestalten können, dass Ihr Hunger am Abend früher gestillt ist und Sie zufriedener sind.
Wenn es für Sie schwierig ist, ausreichend Kalorien aufzunehmen, damit diese kleineren Mahlzeiten Sie entsprechend sättigen, können Sie zwischendurch nahrhafte Getränke für den Flüssigkeitshaushalt in kleinen Schlucken zu sich nehmen. Beispiele sind hierfür durch Proteine angereichertes Kokoswasser oder Kaffeegetränke, Wasser, dem Sie Proteinpulver mit Fruchtgeschmack hinzufügen oder ein flüssiger Mahlzeitenersatz oder ein Proteingetränk.
Die Konsistenz Ihrer Nahrung spielt auch eine Rolle dabei, wie viel Dehnung Sie Ihrem ziemlich unbeweglichen, ganz besonders reizempfindlichen Magen zumuten. Volumenbildende Nahrungsmittel, die viele Ballaststoffe von grober Konsistenz enthalten, können bei einer FD sehr starke und schmerzhafte Blähbeschwerden verursachen; einige Beispiele sind Salate (und rohe Gemüse im Allgemeinen), Krautsalate und Nüsse sowie Müsliriegel mit ganzen Nüssen, Studentenfutter, Knuspermüsli und große Portionen von festen oder zähen Trockenfrüchten. Ein an einer FD leidender Bauch mag lieber etwas Weiches, Geschmeidiges, Cremiges und Püriertes. Die Nahrungsmittel, die Sie am besten vertragen, sind vermutlich solche wie Bananen, Erdnussbutter, Apfelmus, Papayas, Joghurt, Obst-Smoothies, Instant-Haferflocken, pürierte Gemüsesuppen, Omeletts, Avocados, fettarmer Aufschnitt, etwa von der Pute, und Sushi. In Ihrer Ernährung ist jedoch ganz sicher auch Platz für ein paar knusprige Nahrungsmittel, solange sie sich beim Kauen leicht verflüssigen lassen. Reiswaffeln, Kräcker und viele Marken von Frühstücksflocken sollten diesem Anspruch ziemlich gut gerecht werden.
In Kapitel 12 wird eine Sanfte Ernährung für den Gastrointestinaltrakt, die ich bei einer FD empfehle, ziemlich detailliert und umfassend besprochen; das Kapitel beinhaltet auch Listen mit den magenschonendsten