Wandern. 100 Seiten. Nina Ayerle
oft waren sie auch Musiker, Handwerker oder Schausteller. Der größte Teil der Gruppe ist allerdings bereits im Laufe des 20. Jahrhunderts sesshaft geworden, auch Roma in Osteuropa leben seit etwa den 1970er Jahren in der Regel fest an einem Ort. Pflegen sie dennoch das Nomadentum, liegt das oft daran, dass sie an vielen Orten nicht gewollt sind und daher häufig weiterziehen müssen.
Dasselbe Schicksal haben bereits andere nomadische Völker erlitten, die inzwischen entweder ausgerottet sind oder auf Minigebiete zurückgedrängt wurden. Nomaden waren den sesshaften Völkern sowie den Eroberern bestimmter Gebiete der Welt suspekt: Sie waren nicht zu kontrollieren, wollten sich weder in die Lebensweise anderer Kulturen einfügen noch an künstlich etablierte Grenzen halten. Weil sie sich nicht unterwerfen wollten, fanden weltweit regelrechte Feldzüge und ethnische Säuberungen gegen nomadische Gruppen statt. Die indigenen Völker in Nordamerika, im Deutschen lange noch als ›Indianer‹ bezeichnet, wurden von den ersten Siedlern in Reservate gezwungen und ihres natürlichen Lebensraums ebenso wie ihrer ursprünglichen Lebensweise beraubt.
Die Aborigines – eine Sammelbezeichnung für die indigenen Völker Australiens – besiedelten vor etwa 40 000 bis 60 000 Jahren den Kontinent. Sie lebten ebenfalls vornehmlich als Jäger und Sammler. Aborigines sind keine einheitliche Ethnie, wenngleich der Sammelbegriff dies vermuten ließe, sondern bestehen aus unzähligen Völkern, Stämmen, Sippen oder Clans, die auch unterschiedliche Sprachen haben. Je nach Quellenlage gab es vor Ankunft der Briten 1788 wohl etwa 200 bis 700 verschiedene Völker, Australien hatte damals ca. 300 000 bis 1 000 000 Einwohner. Durch eingeschleppte Krankheiten, gegen die die indigenen Völker nicht immun waren, sowie durch gewaltsame Konflikte reduzierte sich deren Anzahl auf lediglich 60 000 im Jahr 1920.
Die australischen Behörden betrieben jahrzehntelang eine rigide Assimilationspolitik gegenüber den Aborigines – weshalb sich heute rund drei Viertel der indigenen Bewohner des Kontinents an die moderne Lebensweise angepasst haben. In einigen Gebieten lebten die Aborigines halbsesshaft, vor allem in weniger trockenen Gebieten, wodurch sie zum Beispiel von der Fischerei leben konnten. Die meisten der indigenen Stämme lebten eher seminomadisch, was bedeutet, sie zogen zyklisch durch ein bestimmtes Territorium, um sich Nahrung zu suchen, ließen sich dann aber wieder (in der Regel auch zur selben Jahreszeit) am selben Ort nieder. Sie hatten also durchaus so etwas wie eine Heimat, zu der sie immer wieder zurückkehrten. Durch Untersuchungen von Abfallansammlungen konnten Archäologen zeigen, dass manche dieser Plätze über Tausende Jahre hinweg jährlich besucht wurden. In den trockenen Gebieten waren die Aborigines ausschließlich Nomaden, sie mussten ihre Nahrungssuche über sehr weite Gebiete erstrecken, um überleben zu können.
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