Mit dir allein bist du nie allein. Primin Lötscher
liegen. Du kannst niemandem die Verantwortung dafür übertragen, es liegt nur an dir selbst.
Es gibt Dinge, die dir im täglichen Leben helfen, und andere, die dich daran hindern, dein eigenes Leben zu leben. Aber die Entscheidungen fällst allein du! Nur du bist Herr und Meister über die Art und Weise, wie du mit dem Fortschritt umgehen möchtest. Durch das Alleinsein, dich aushalten können, dich folglich selbst wahrnehmen, kannst du deine eigenen Entscheidungen und Handlungen besser wahrnehmen und umsetzen, dich von Mustern lösen und dich auch von der ständigen mobilen Erreichbarkeit befreien. Du siehst also, du allein bist deine einzige Chance!
Aber versteh mich nicht falsch, trotz des vielen »Alleinsein-Geredes« bin ich das absolute Gegenteil eines Einsiedlers und lebe nicht in einer Holzhütte im Wald. Ich habe mit diesem Buch auch auf keinen Fall den Plan, dich in die Einsamkeit zu verbannen. Allein sein hat nicht viel mit Einsamkeit zu tun, denn wenn ich mit mir allein sein kann, kann ich mich erst wahrhaftig mit den Menschen um mich herum verbinden. Dann macht das Treffen mit Menschen erst wirklich Spaß, da ich keine Erwartungen in sie habe, dass sie mir die Zeit vertreiben oder sie mich als funktionierenden Menschen in der Gesellschaft bestätigen müssen. Kannst du nicht allein sein, dann hast du die ständige Erwartung, dass dich jemand unterhalten oder zumindest aushalten soll. Und wenn du das gerade nicht mit realen Menschen erleben kannst, dann dient dir der Kontakt mit dem Internet als passende Kompensation.
Ich liebe die Menschen, das Zusammensein mit anderen und den Austausch mit ihnen. Aber nicht pausenlos, ob real oder im Netz. Ich liebe es nämlich genauso, einfach mit mir selbst zu sein und oder auch für mich selbst zu sein, auch wenn ich von anderen Menschen umgeben bin. Wenn ich mich nämlich aushalten kann, dann kann ich auch die Gesellschaft um mich herum aushalten, ohne dass ich einen direkten Kontakt benötige. Ich bin sehr gern allein unter Menschen, sitze einfach in einem Café am Straßenrand und genieße das Treiben um mich herum. Einfach meinen eigenen Gedanken und Eindrücken freien Lauf lassen und mich dem Lauf des Lebens hingeben. Mal einfach nicht alles durchgeplant und vororganisiert zu unternehmen. Diese Art des Alleinseins ist für mich genauso erholsam, wie an einem einsamen Strand zu sitzen. In meinen Beruf als Kulturmanager liebe ich es, Menschen zusammenzuführen, sie gemeinsam lachen zu sehen, aber auch da genieße ich es, wenn der Anlass vorbei ist, und alle mit einer guten Erinnerung oder Erfahrung heimgegangen sind, wieder allein zu sein.
Nach einem Event sind die Stunden danach allein für mich absolute Pflicht und ich nehme sie mir wie einen Verdienst. Das Gleiche gilt nach einem Meeting oder Coaching. Ich setze mich danach gern allein in mein Auto oder in den Zug und genieße einfach mich selbst. Anstatt direkt wieder aufs Smartphone zu schauen, ob ich wohl etwas verpasst habe, was auf der Welt gerade passiert ist, oder mich direkt wieder auf die E-Mails stürze, die in der Zeit reingerasselt sind. Mit dieser kurzen »schöpferischen Pause« gebe ich mir selbst einen Moment, um ganz bei mir zu sein und um so wieder Schwung für den Rest des Tages zu tanken. Der Austausch bei einem Meeting oder Coaching kann sehr positiv für mich sein, aber trotzdem oder gerade deshalb sind diese kleinen interaktiven Pausen doppelt wirksam, weil ich dann diesen Austausch positiv in mir aufnehme, es in mir setzen lasse, bevor ich mich den weiteren Aufgaben des Tages stelle. So bleibe ich in der Balance.
Alles, was ich schreibe, sind persönliche Erfahrungen und Ansichten, die ich mit dir teilen möchte und die dir vielleicht paar einfache Wege zeigen können, wie du dich wieder mehr auf dich selbst verlassen kannst, und damit du selbst es bist, der die Entscheidung für deine eigene Balance triffst. Du kannst natürlich auch unter Menschen sein und dich einsam fühlen, weil du vielleicht nicht du selbst sein kannst, du dich nicht als Teil der Gruppe wahrnimmst. Wenn du aber mit dir selbst sein kannst, Selbstvertrauen hast und deine eigenen Entscheidungen triffst, wird es schwieriger, dich aus der Balance zu bringen, und du wirst dich nicht einsam fühlen, wenn du in einer Gruppe bist. Selbst wenn die Gruppe vielleicht nicht gerade mit deinen Lieblingsmenschen bestückt ist. Du bist dir dann trotzdem genug, um dich und die Gruppe auszuhalten.
Darum ist ein Punkt ganz wichtig und zum hinter die Ohren schreiben: Wenn du dich selbst nicht aushalten kannst, wie sollen dich dann die Menschen um dich herum aushalten! Wenn du dich selbst nicht aushältst, du ständig außerhalb von dir Verbindungen suchst, wirst du zudem die Verbindung zu dir selbst nicht herstellen können. Und das ist jammerschade, denn in dir steckt so vieles, was dir für dein eigenes Leben und deinen Weg hilfreich sein kann. Nicht nur das, denn mit dem, was in dir steckt, kannst du andere Menschen inspirieren, und das erfüllt um einiges mehr, als wenn du dich nur von deinem Umfeld inspirieren lässt. Sich mehrheitlich nach außen zu orientieren und sich ständig mit der ganzen Welt zu verbinden, bevor du dich mit dir selbst verbindest, ist langfristig ungesund, weil du dann nicht dein Leben, sondern das Leben deines Umfeldes lebst. Studien zeigen, dass ältere Menschen im Altersheim auf die Frage, was sie am meisten bereuen, antworten: »Ich wünschte, ich hätte mehr Mut gehabt, mein eigenes Leben zu leben.« Also, fangen wir an, unser eigenes Leben zu leben, mit uns und durch uns.
»Allein sein« – ist das nun die Herausforderung unserer Zeit? Aus meiner Sicht schon, es ist sicher nicht die einzige, aber eine der aktuellen Top-5-Herausforderungen für uns Menschen. Und weil uns ja Herausforderungen weiterbringen, nehmen wir sie an und legen nun los!
»Wenn man die Ruhe nicht in sich selbst findet, ist es vergeblich, sie anderswo zu suchen.«
FRANÇOIS VI. DUC DE LA ROCHEFOUCAULD
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