Lexikon der Gewebe. Thomas Meyer zur Capellen
engl. = chiffon; arab. siff = leichtes Gewebe/Gewand; altfrz. chiffe = geringes Gewebe; neufrz. chiffon = Lumpen, durchsichtiger Stoff; feiner Garnkrepp aus reiner Seide oder aus Chemiefasern (1.300–3.000 T/m, 2Z und 2S geschärt und geschossen), der immer aus Filamentgarnen gefertigt ist. Er wird auch als Crêpe-Chiffon gehandelt. Bedingt durch die offene Einstellung (35 × 30 Fd/cm) und die feinen Fäden ist er sehr leicht (18–26 g/m2) und wirkt entsprechend duftig und hauchdünn. Durch die kreppgedrehten Garne wird die Schiebeanfälligkeit in Grenzen gehalten. Chemiefasern (z. B. Polyesterfilament) sind häufig doppelt so schwer. Crêpe-Chiffon hat einen leichten Kreppcharakter und wird mit seinen zarten Längsfalten auch als Chiffonborke bezeichnet. Vor der Ausrüstung werden die faltigen Borkeneffekte mit einem Gaufrierkalander in die Ware gepresst. Beim Krepponieren springt die Ware in die vorgeprägten Muster.
Etwas schwerer, aber auch noch durchsichtig, ist der → Voile, der nicht mit dem Chiffon zu verwechseln ist.
Einsatz: Blusen, Tops, Kleider und Accessoires.
Chiffonsamt,→ Velours-Chiffon.
Chinagras, engl. = cloth grass, china grass; Bastfaser der Boehmeria nivea, einer in Ostindien und China wachsenden Nesselart. In Frankreich wurde die Nesselpflanze Boehmeria tenacissima mit dem Namen Ramie kultiviert und als Chinagras gehandelt. Nach anders lautenden Angaben wird der Begriff → Ramie nur für verarbeitetes Chinagras verwendet.
Chiné, engl. = chiné cloth, frz. chiner = flammig machen; Gewebe unterschiedlicher Qualität mit einer verschwommenen Optik, ähnlich einer chinesischen Tuschezeichnung, hervorgerufen durch eine besondere Drucktechnik. Hierbei wird die Kette vor dem Webprozess bedruckt (Kettdruck = warp printing, Abb. 1), fixiert und dann auf dem Webstuhl mit überwiegend Unischussmaterial leinwandbindig verwebt. Durch die unterschiedliche Kettfadenspannung während des Einziehens der Kettfäden werden die Figuren nur in Kettrichtung verzogen. Taft-Chinés sind am wirkungsvollsten, das Muster sieht auf beiden Gewebeseiten gleich aus (Abb. 2). Wird Köper verwendet, entsteht eine weichere, in der Farbe etwas kräftigere Ware. Nimmt man einen Kettatlas als Bindung, erhält man ein weichfließendes Gewebe mit hohem Glanz und einer starkfarbigen rechten Seite und einer linken Seite, die überwiegend schussfarbig uni ist.
Chinés werden auch als Gewebedruck und jacquardgemustert angeboten. Den Druck-Chiné erkennt man daran, dass auch der Schuss bedruckt ist und nicht nur das Kettfadensystem. Ein Chiné-Jacquard, oft im Dekobereich zu finden, ist meist gröber und schwerer und gut an der garngefärbten Kette und an der Bindungsvielfalt zu erkennen.
Einsatz: Deko- und Möbelstoffe, Kleider, Kostüme und Jacken.
Abb. 1: Bedruckte Kettfäden. Die Schussfäden dienen als Halteschüsse; sie werden vor dem Weben wieder entfernt (eine heute nur selten eingesetzte Technik).
Abb. 2: Gleiches Muster, aber verwebt. Sehr gut sind die Kettverzüge nach oben und unten zu sehen.
Abb. 3: Kettdruck, reine Seide (groß); beim echten Chiné wird die Kette vor dem Weben bedruckt. Das Muster verzieht sich nur in Kettrichtung, das Schussgarn ist unifarbig.
Abb. 4: Kettdruck, reine Seide (Detail); gut erkennbar: der starke Verzug der Kette, der das Gewebe wie eine chinesische Pinseltuschzeichnung aussehen lässt.
Abb. 5: Chiné-Druckimitat; hier wird das Druckdessin schon chinéartig verzogen gezeichnet und auf das fertige Gewebe gedruckt.
Abb. 6: Chiné-Druckimitat; sehr gut erkennbar, dass hier das fertige Gewebe bedruckt ist und nicht nur die Kette.
Abb. 7: Chiné-Jacquard; der Chiné-Effekt wird bei diesem Gewebe durch eine Jacquardmusterung erreicht.
Abb. 8: Chiné-Jacquard; die schwarze Kette wird mit einem weißen Schuss bindungstechnisch gemustert, um diesen Chiné-Eindruck zu erreichen.
Chino, wie Blue Jeans eine Handels-, Qualitäts- und Farbbezeichnung, ein Klassiker im Freizeitbereich und ebenso der Inbegriff des sog. Campuslook. Der Name geht sehr wahrscheinlich auf die chinesischen Uniformschneider der US-Truppen auf den Philippinen zurück. Laut anderen Quellen verlangten die amerikanischen Offiziere, nachdem sie sich von der Qualität der in Übersee getragenen Uniformen überzeugt hatten, „Chinese pants“, woraus sich der Begriff „Chinos“ bildete. In der amerikanischen Umgangssprache steht Chino auch für „leicht angebräunt“. Der bekanntere Name hierfür ist → „Khaki“ (pers./engl., khaki = erd- oder staubfarben). Der Farbton ist für Uniformen schon um 1850 von einem britischen Regimentskommandanten eingeführt worden, der die weißen Uniformen seiner Soldaten khakifarben einfärben ließ, damit sie nicht ständig schmutzig aussahen. Der Name Chino fand seine Verbreitung 1898, als die Amerikaner im spanischamerikanischen Bürgerkrieg statt der blauen Wolluniformen dieses khakifarbene, kühlende Baumwollgewebe trugen (Chino-Pants).
Als Qualitätsbezeichnung meint Chino ein köperbindiges Baumwollgewebe von ca. 8,5 Unzen (240 g/square yard) mit einem geschmeidigen, angenehmen Griff. Kennzeichnend ist die Steilrippe ähnlich dem → Gabardine, jedoch werden beim Chino weicher gedrehte Garne verwendet. Die Bindung ist der 4-bindige Kettköper, die Gewebeeinstellung ist meist 2:1. Chino ist sehr strapazierfähig, kann ausrüstungsbedingt fester im Griff sein, wird aber nach einigen Wäschen weicher. Von Händlern wird blaues Chino-Gewebe als „Demin-Chino“ bezeichnet.
Modisch bedingt werden diese Stoffe heute leicht geschmirgelt, sodass der Griff sehr weich wird und die Oberfläche einer Pfirsichhaut ähnelt. Allerdings geht durch diese Aufbereitung die Strapazierfähigkeit verloren, und die Anschmutzbarkeit nimmt zu.
Einsatz: Hosen, aber auch Röcke, Hemden, Blusen und Westen.
Chintz, engl. = chintz; Hindi chint = bunt, gefleckt, frz. cirer = wachsen, bohnern; Chintz ist eine leinwandbindige, glänzende Ware, deren Gewebegrundlage meist Renforcévarianten (→ Renforcé) sind. Anfang des 17. Jahrhundert wurden bunt bedruckte Nesselgrundqualitäten aus Indien nach England importiert. Später veredelte man diese Ware mit einem Wachsüberzug (Wachsauftrag und anschließendes Kalandern bei 90 °C). Das Verfahren erzeugte eine dichte, glatte, glänzende, abwischbare und steife, aber auch schmutzunempfindliche Ware.
Abb. 1: Chintz; häufig kalanderte Cretonnegrundqualität, leicht parafiniert.
Abb. 2: Chintz (Detail); sehr schöner, mechanisch erzeugter, aber auswaschbarer Glanz.
Heute nimmt man gefärbte oder bedruckte Baumwollgewebe und kalandert die Ware (mechanische Appretur) in leicht feuchtem Zustand mit einem Friktionskalander (bei 180–210 °C läuft die beheizte Stahlwalze schneller als die Kunststoffwalze). Durch den reibenden Druck wird die Oberfläche plan verschliffen und vergrößert, sodass der gewünschte Effekt entsteht. Soll der Glanz permanent sein, wird das Gewebe vorher