Lexikon der Gewebe. Thomas Meyer zur Capellen
Eigenschaften von Meta-Aramid (m-Aramid): Längsansicht: glatt und strukturlos; Querschnitt: länglich; Eigenfarbe: gelb; spezifische Dichte: 1,38 g/cm3 mit 44–53 cN/tex hohe Zugfestigkeit; Zersetzungstemperatur: 370 °C. Aramide schmelzen nicht, sondern verkohlen in der Zündflamme. Bei Wegnahme der Flamme verlöschen sie von selbst. Die Feuchtigkeitsaufnahme beträgt bei 20 °C 65 %, die Luftfeuchte 5 %. Meta-Aramid besitzt eine gute Widerstandsfähigkeit gegen organische Lösungsmittel. Heiße Konzentrate von Säuren und Laugen zerstören die Faser. Die Lichtbeständigkeit ist relativ gering. Bei direkter Sonneneinwirkung sinkt die Reißfestigkeit bei Meta-Aramidfasern nach 40–60 Wochen auf 50 %, bei Para-Aramidfasern nach 16 Wochen auf 65–80 %.
Einsatz: Schutzkleidung, Asbestersatz, Bezugs- und Dekoartikel und Isolationsmaterial für elektrische Anlagen.
2. Eigenschaften von Para-Aramid (p-Aramid): Längsansicht: glatt und strukturlos; Querschnitt: rund; Eigenfarbe: weiß; spezifische Dichte: 1,44 g/cm3; mit 190 cN/tex sehr hohe Zugfestigkeit; Zersetzungstemperatur: 500 °C; Feuchtigkeitsaufnahme: 7 %; Lösungsmittelbeständigkeit und Lichtbeständigkeit wie Meta-Aramid.
Einsatz: Sportartikel (Tennisschläger, Skier), Flugzeugbau, Automobilindustrie, Hitzeschutz, Löschdecken, Schnittschutz und Geotextilien.
Literatur: P.-A. Koch: Faserstofftabellen, Deutscher Fachverlag, Frankfurt a. M., 1989.
Armure (Kammgarn-Armure), engl. = armure dress goods, frz. armure = Rüstung; die kleinen Schaftmuster, die für dieses Gewebe typisch sind, kennt man auch unter den Namen Perlseide oder Granitseide. Sie entstehen durch das Kombinieren verschiedener Grundbindungen sowie deren Ableitungen, wie z. B. Rips und Panama. Auch Ripskrepp, Kautschukbindungen und kleine Karoeffekte gehören dazu. Die klassische Armure ist ein kahlausgerüstetes Wollkammgarngewebe, sie ist aber ebenso in Seiden- oder Viskoseausführung zu finden. Die Armure hat ein klares Gewebebild, bei dem die Bindungseffekte z. T. durch farbige Fäden unterstützt werden. Bei einfarbiger Ware sind die Bindungsstrukturen oft nur durch die Lichtreflektion erkennbar. Diese Bindungen werden auch als frei verteilte Muster auf taftbindiger Ware verwendet (Taft-Armure) und sind im Handtuchbereich auch als → Gerstenkorn bekannt. Eine weitere Musterungsart wird durch versetzte Ripsbindungen erzeugt. Der Unterschied liegt hier in der Verwendung von Wollkammgarn (Kammgarn-Armure), während für Handtücher überwiegend mittelstapelige Baumwolle eingesetzt wird. → Kammgarn-Carré.
Einsatz: Kleider, Kostüme, Deko- und Krawattenstoffe.
Abb. 1: Armure aus einer Ripskombination
Abb. 2: Taft-Armure
Abb. 3: Kleider-Armure
Arraché, engl. = arrache, frz. arracher = herausreißen; wird überwiegend aus Woll- oder Wollmischgeweben hergestellt und kommt natur- oder stückfarbig in den Handel. Arraché ist meist diagonal (Köper) oder in größeren Fischgratdessins (Chevron, Herringbone) gemustert, wobei die Diagonalrippen stärkeres Profil zeigen. Die in der Rohware sichtbaren, längeren Flottierungen dienen in der Ausrüstung (dem Walk- und Rauprozess) dazu, die Einzelfasern besser aus dem Fadenverbund herausziehen zu können (arracher). Dadurch wird ein gerautes, wärmeisolierendes und kräftiges Gewebe gebildet. Der Rauflor ist nicht, wie z. B. beim Strichtuch, in Strich gelegt. Der Arraché gehört mit dem → Velours und dem → Flausch zu den klassischen Wintergeweben. Der Flor ist beim Arraché lang und wirr, beim Flausch kurz und wirr; beim Velours wird der Flor sehr kurz und gleichmäßig gehalten.
Einsatz: Mäntel, Jacken für DOB und HAKA sowie Decken.
Abb.: Arraché (Fischgratbindung) Grundbindung 20-0303-01-01
Asbest, engl., griech. asbestos = unvergänglich, unauslöschbar. Natürliches Mineral, das mit seiner Feinststruktur an vielen Stellen der Erde in die Erdkruste eingebunden ist. Asbest galt als Wunderfaser, da sie sehr hitzebeständig ist, eine hohe Isolationsfähigkeit hat, sehr säureresistent, elastisch und zugfest ist. Typische Einsatzgebiete: Rohre, Wellpappen, Pflanzkübel, Fassadenverkleidungen, Brandschutzplatten, Fugenmaterial usw. Asbesthaltige Produkte sind nicht leicht zu erkennen. Typische Merkmale: nicht brennbar und verkohlen nicht, an den Bruchstellen sieht es meist faserig-wollig aus. Die Farbe ist weiß bis grau, manchmal ins Bläuliche gehend. Die Haptik ist fettig, ohne dass die Haut fettig wird. Freigesetzte Asbestfasern können in die Lunge gelangen und rufen Asbestose hervor. Heute ist Asbest in vielen Ländern verboten. Das größte Problem ist seine Entsorgung.
Literatur: W. E. Höper: Asbest in der Moderne. Industrielle Produktion, Verarbeitung, Verbot, Substitution und Entsorgung, Waxmann Verlag, Münster/New York, 2008.
Ashmouni (Ashmuni), langstapelige ägyptische Baumwollsorte, ist als → Mako- und → Jumelbaumwolle bekannt geworden und heute nur noch historisch von Interesse; → Baumwolle.
ASTM, Abkürzung für American Society for Testing and Materials = Gesellschaft für Werkstoffprüfung; definiert Prüfungen für Funktionsmaterialien wie Membranen, Lederimitate und Mikrogewebe, wie z. B. → Gore-Tex®, → Sympatex®, → Techtex™.
Astrachan, Webpelz, nach der gleichnamigen Stadt in Russland benannt, auch als Eisblumenplüsch bezeichnet. Der Astrachan wird als Ruten- oder Doppelplüschware hergestellt. Grundgewebe dieser Pelzimitation ist meist Baumwolle, der Flor kann aus Mohair, Seide, aber auch Viskose sein. Um die typische Optik zu erhalten, wird das Florgewebe „astrachiert“, d. h., die Flordecke wird gekocht, geknautscht und gedämpft; → Krimmer.
Einsatz: Mäntel, Jacken, DOB und HAKA.
Astrachin, → Astrakin (siehe Abb. 1, 2, S. 237).
Astrakin, engl. = bonded crimped fabric; ist als unechter Cloqué einzustufen, da hier die stark blasigen Muster nicht wie beim echten Cloqué durch die Webtechnik eines Doppelgewebes hergestellt werden, sondern durch das Zusammenkleben zweier Gewebelagen (daher auch Klebecloqué). Die Oberware wird aus Normalfäden (Normaldrehung) gewebt. Materialien sind je nach Verwendung Seide, Chemiefasern, Wolle usw. Das untere Gewebe besteht aus einer Crêpe-Georgette-Ware, Kette und Schuss aus Kreppgarn, 2 Z- und 2 S-Drehungen, geschärt oder geschossen. Die Optik des Astrakin richtet sich nach der mustermäßigen Bedruckung (z. B. durch den Rotationsfilmdruck). Nach dem spannungslosen Trocknen wird die Ware in heißem Wasser mit Seife und Soda krepponiert. Auch andere Ausrüstungsvarianten sind möglich. Das Kreppgewebe springt ein, und die Oberware muss den Schrumpf zwangsläufig mitmachen. So entstehen blasenförmige Figuren, die nicht immer so haltbar sind wie der echte → Cloqué, da sich der Kleber lösen kann.
Einsatz: DOB, z. B. Kleider, Blusen, Kostüme, sowie Dekoartikel.
Äterna, lat. aeterna = Ewigkeit; der Begriff weist auf die Gebrauchstüchtigkeit hin und war eine klassische Bezeichnung für gutes Bettlakengewebe in Leinwandbindung. Vereinzelt verwendete man auch noch den Ausdruck „Bettlaken zur Mitte verstärkt“. Die Kettfäden – meist Zwirne – nehmen von beiden Webkanten gerechnet in bestimmten Abständen zur Warenmitte hin an Fadendichte zu. Diese strapazierfähige Ware ist in seiner Fadenfeinheit und der Bindungskonstruktion (Leinwand) dem → Dowlas ähnlich. Als Materialien wurden Reinleinen, Halbleinen und Fasermischungen aus 80 % Baumwolle und 20 % Viskose verwendet. Um eine gute Haltbarkeit zu gewährleisten, wurden in der Kette Zwirne und im Schuss Garne eingesetzt.
Atlas, engl. = atlas, sateen, satin, arab. atlas = kühl, glatt; Gewebetypen,