Das Neue Testament - jüdisch erklärt. Группа авторов
1 Nachdem Jesus seine Rede vor dem Volk vollendet hatte, ging er nach Kapernaum. 2 Ein Hauptmann aber hatte einen Knecht, der ihm lieb und wert war; der lag todkrank. 3 Da er aber von Jesus hörte, sandte er Älteste der Juden zu ihm und bat ihn, zu kommen und seinen Knecht gesund zu machen. 4 Als sie aber zu Jesus kamen, baten sie ihn inständig und sprachen: Er ist es wert, dass du ihm dies erfüllst; 5 denn er hat unser Volk lieb, und die Synagoge hat er uns erbaut.
6 Da ging Jesus mit ihnen. Als er aber nicht mehr fern von dem Haus war, sandte der Hauptmann Freunde zu ihm und ließ ihm sagen: Ach, Herr, bemühe dich nicht; ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst; 7 darum habe ich auch mich selbst nicht für würdig geachtet, zu dir zu kommen; sondern sprich ein Wort, so wird mein Knecht gesund. 8 Denn auch ich bin ein Mensch, der einer Obrigkeit untersteht, und habe Soldaten unter mir; und wenn ich zu einem sage: Geh hin!, so geht er hin; und zu einem andern: Komm her!, so kommt er; und zu meinem Knecht: Tu das!, so tut er‘s.
9 Da Jesus das hörte, wunderte er sich über ihn und wandte sich um und sprach zu dem Volk, das ihm nachfolgte: Ich sage euch: Solchen Glauben habe ich auch in Israel nicht gefunden. 10 Und als die Boten wieder nach Hause kamen, fanden sie den Knecht gesund.
Lk 7,1–10 Der Knecht des Hauptmanns (Mt 8,5–13; vgl. auch Joh 4,46–54). 7,1 Kapernaum, vgl. Anm. zu 4,23. 7,2 Hauptmann, der Befehlshaber über eine Kompanie Soldaten; er ist entweder mit Aufgaben des Steuerwesens im Zuständigkeitsbereich des Antipas betraut oder außer Dienst. Unter Antipas waren keine römischen Truppen in Galiläa stationiert. Zu Hauptmännern im lukanischen Doppelwerk vgl. Lk 23,47; Apg 10,1; 22,25–26; 24,23; 27,43. 7,2 Lieb und wert, gr. entimos, abgeleitet vom Substantiv timē, übers. „Ehre“; deutet auf einen ehrbaren Dienst (Phil 2,29; 1Petr 2,4.6) und wird in den Papyri dieser Zeit verwendet, um den ehrenhaften Einsatz von Soldaten zu beschreiben. 7,5 Die Synagoge hat er uns erbaut, einer von mehreren, nichtjüdischen Mäzenen von Synagogen (z.B. Tation [CIJ 2.738]; Julia Severa [CIJ 2.766]). Dieser Kommentar widerspricht der Aussage von Petrus (Apg 10,28), es sei Juden nicht erlaubt, Umgang mit Nichtjuden zu haben. Tacitus (hist. 3,24) berichtet von Soldaten, die die Religion der Region annahmen, in der sie stationiert waren. 7,9 Auch in Israel nicht, Lukas rühmt die Frömmigkeit dieses Nichtjuden. 7,10 Sie [fanden] den Knecht, bezüglich rabbinischer Heilungen aus der Ferne vgl. z.B. bBer 34b über die Heilung von Kindern durch R. Chanina b. Dosa; vgl. „Jüdische Wundertäter und Zauberei in der Spätzeit des Zweiten Tempels“.
11 Und es begab sich danach, dass er in eine Stadt mit Namen Nain ging; und seine Jünger gingen mit ihm und eine große Menge. 12 Als er aber nahe an das Stadttor kam, siehe, da trug man einen Toten heraus, der der einzige Sohn seiner Mutter war, und sie war eine Witwe; und eine große Menge aus der Stadt ging mit ihr. 13 Und da sie der Herr sah, jammerte sie ihn, und er sprach zu ihr: Weine nicht! 14 Und trat hinzu und berührte den Sarg, und die Träger blieben stehen. Und er sprach: Jüngling, ich sage dir, steh auf! 15 Und der Tote richtete sich auf und fing an zu reden, und Jesus gab ihn seiner Mutter. 16 Und Furcht ergriff sie alle, und sie priesen Gott und sprachen: Es ist ein großer Prophet unter uns aufgestanden, und: Gott hat sein Volk besucht. 17 Und diese Kunde von ihm erscholl im ganzen jüdischen Land und in allen umliegenden Ländern.
Lk 7,11–17 Der Sohn einer Witwe 7,11 Nain, eine Stadt ca. 37 km südwestlich von Kapernaum. 7,12 Stadttor, Friedhöfe wurden außerhalb von Wohngegenden angelegt. Witwe, ein lukanisches Anliegen (Lk 2,37; 4,26; 18,3; 20,28.47; 21,2–3; Apg 6,1; 9,39–41). Ihre wirtschaftliche Lage wird nicht erwähnt. 7,13 Jammerte, vgl. Lk 15,20. 7,16 Ein großer Prophet, Jesu Heilung erinnert an die, die Elia (1Kön 17,17–24; vgl. Lk 4,25–26) und Elisa (2Kön 4,32–37) zugeschrieben werden.
18 Und die Jünger des Johannes verkündeten ihm das alles. Und Johannes rief zwei seiner Jünger zu sich 19 und sandte sie zum Herrn und ließ ihm sagen: Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten? 20 Als aber die Männer zu ihm kamen, sprachen sie: Johannes der Täufer hat uns zu dir gesandt und lässt dir sagen: Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten? 21 Zu der Stunde machte Jesus viele gesund von Krankheiten und Plagen und bösen Geistern, und vielen Blinden schenkte er das Augenlicht. 22 Und er antwortete und sprach zu ihnen: Geht und verkündet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf, Armen wird das Evangelium gepredigt; 23 und selig ist, wer sich nicht ärgert an mir.
24 Als aber die Boten des Johannes fortgingen, fing Jesus an, zu dem Volk über Johannes zu reden: Was wolltet ihr sehen, als ihr in die Wüste hinausgegangen seid? Ein Schilfrohr, das vom Wind bewegt wird?