Mythologie für Dummies. Christopher W. Blackwell
Teil leiten sich Wörter ab wie »optisch«, »Optiker« oder auch »Myopie« (Kurzsichtigkeit).
In der Odyssee tritt ein Zyklop namens Polyphem auf. In diesem Versepos sind die Zyklopen die Söhne des Meeresgottes Poseidon und es gibt auch mehr als nur drei von ihnen.
Die zweite Generation von Göttern: die Titanen
Uranos und Gaia zeugten noch viel mehr Kinder. Ihre berühmtesten aber sind die Titanen. Auch sie waren riesenhaft groß und enorm stark. Uranos jedoch verabscheute alle seine Kinder, die später als die Titanen bekannt wurden. Direkt nach ihrer Geburt schob er sie zurück in den Leib ihrer Mutter Gaia. Gaia mochte das natürlich überhaupt nicht. Wie dem auch sei – die Titanen (ihre sechs Töchter und sechs Söhne) bekamen die folgenden Namen:
Okeanos: Gott des Meeres,
Thetis: Schwester und Frau des Okeanos,
Hyperion: der Sonnengott,
Theia: Schwester und Frau des Hyperion,
Themis: Göttin des unumstößlichen Rechts; vor Apoll Herrin über das Orakel von Delphi,
Rheia: eine Erdgöttin,
Mnemosyne: Göttin der Erinnerung,
Iapetos: ohne konkreten Aufgabenbereich,
Koios: ohne konkreten Aufgabenbereich,
Phoebe: ohne konkreten Aufgabenbereich,
Kreios: ohne konkreten Aufgabenbereich,
Kronos: ohne konkreten Aufgabenbereich.
Die Titanen sind zeitlich eine Generation vor den besser bekannten olympischen Göttern (Zeus und andere) angesiedelt. Um sie geht es im nächsten Abschnitt.
Gaias süße Rache und ihr Wunderkind
Gaia war wie schon erwähnt sehr aufgebracht darüber, dass Uranos ihre gerade geborenen Kinder wieder in ihren Leib zurückgeschoben hatte. Sie bat also die sich noch in ihrem Leib befindlichen Kinder, die Zyklopen und die Titanen, um Hilfe. Ihr Sohn Kronos erklärte sich schließlich bereit, seinen Vater für sie anzugreifen. Gaia fertigte eine große Sichel aus einem Feuerstein und händigte sie Kronos aus. Dann gab sie ihm noch einige Anweisungen, was er zu tun hätte.
Als Uranos Gaia aufsuchte, um mit ihr zu schlafen, konnte er nicht ahnen, dass ihn eine sehr unschöne Überraschung erwartete. Kronos, der sich ja noch im Leib seiner Mutter befand, nahm die Sichel und attackierte Uranos damit, das heißt den Teil seines Vaters, der ihm an nächsten war. Er entmannte Uranos und warf dessen Männlichkeit anschließend ins Meer. Aus dem Blut entstanden weitere Ungeheuer: Die Giganten und die Furien. (In Kapitel 5 werden wir uns näher mit den Furien beschäftigen.) Abbildung 3.1 zeigt den vollständigen Familienstammbaum aller griechischen Götter.
Abbildung 3.1: Die wichtigsten Mitglieder der Familie der griechischen Götter. Der Stammbaum folgt der Darstellung Hesiods. (Sehr viele Vettern und Cousinen mussten wir aus Platzgründen allerdings außen vor lassen.)
Als schließlich Uranos’ Genitalien ins Meer fielen, schäumte das Meer auf (in etwa so vorzustellen wie bei bestimmten, in Wasser löslichen Kopfschmerztabletten) und gebar die Göttin Aphrodite. Ihr Name bedeutet »die Schaumgeborene«. Sie trieb einige Zeit im Meer umher und ging schließlich auf der Insel Zypern an Land. Man nennt sie deshalb mitunter auch Zyprische Aphrodite.
Bedenkt man, wie Aphrodite, die spätere Göttin der Liebe, erschaffen wurde – nämlich sozusagen als Ergebnis einer hässlichen ehelichen Auseinandersetzung –, so entbehren die Umstände ihrer Geburt nicht einer gewissen Ironie. Ein weiteres interessantes Detail ist der Umstand, dass, entsprechend der Reihenfolge der Ereignisse bei Hesiod, der antike Gott Eros älter als Aphrodite ist. In späteren Zeiten jedoch taucht Eros plötzlich als Sohn Aphrodites auf. Ein weiteres mythologisches Paradox findet sich in den alten Texten im Hinblick auf die Eltern der Aphrodite: Es gibt nämlich auch griechische Mythen, die besagen, dass Aphrodite die Tochter der Göttin Dione und des Titanen Okeanos sei. Die Griechen selbst störte diese Art von mangelnder Übereinstimmung aber anscheinend nicht sonderlich. Deshalb sollte auch der Leser davon nicht irritiert sein. (Mehr zu Aphrodite können Sie in Kapitel 5 nachlesen.)
Auch wenn Hesiod dies nicht unbedingt nahelegt, so sind doch mutmaßlich die ehelichen Auseinandersetzungen zwischen Gaia und Uranos dafür verantwortlich, dass in anderen Mythen der Titan Atlas und nicht Gaia selbst den Himmel auf ihren Schultern trägt.
Die dritte Generation der Götter: Die olympischen Götter
Wir nähern uns jetzt der Geburt der bekanntesten griechischen Götter, nämlich der dritten Generation Götter, die unter der Bezeichnung »olympische Götter« geläufig sind, da ihre Heimstatt der Berg Olymp war.
Nachdem Kronos seinen Vater Uranos entmannt hatte, erklärte sich Kronos selbst zum König des Himmels. Er heiratete seine Schwester, die Titanin Rheia. Sie hatten viele Kinder zusammen. Genau wie sein Vater wollte allerdings auch Kronos nicht, dass seine Kinder lange lebten. Eine Prophezeiung lautete, dass eines Tages einer seiner Söhne ihn entmachten und vom Thron stoßen würde. Dies wollte er unter allen Umständen verhindern. Sobald seine Frau Rheia ein Kind gebar, verschlang er es.
Genau wie Gaia war Rheia darüber nicht gerade glücklich. Sie tat also, was eine junge Braut oft tut – sie bat ihre Eltern Gaia und Uranos um Hilfe. Gaia und Uranos hatten in diesen Dingen aus der Vergangenheit ja einige Erfahrung und schmiedeten den folgenden Plan:
Als Rheia ihr sechstes Kind zur Welt brachte – es war Zeus –, brachte sie es insgeheim auf die Insel Kreta. Ihrem Mann Kronos übergab sie stattdessen einen in eine Decke gewickelten Stein in der Größe eines Babys. Ohne zu bemerken, dass man ihm nur einen Felsbrocken untergeschoben hatte, verschluckte er das angebliche Kind.
Der Erste unter Gleichen: Zeus
Nachdem seine Mutter ihn fortgebracht hatte, konnte Zeus in Sicherheit auf Kreta heranwachsen. Nymphen ernährten ihn mit der Milch einer magischen Ziege namens Amalthea. Damit Kronos seinen Sohn niemals weinen hören konnte (was ihn ja verraten hätte), schlugen die Kureten, untergeordnete Götter und Diener der Rheia, deren Aufgabe es war, Zeus zu beschützen, mit ihren Speeren lautstark gegen ihre Schilde, sobald das Baby Zeus anfing zu weinen. (Lesen Sie Kapitel 5, wenn Sie mehr über Nymphen erfahren möchten.)
Zeus wuchs heran. Er hatte sicher keinen besonderen Grund, seinen Vater zu mögen. Er tat sich also mit seiner Großmutter Gaia zusammen. Gemeinsam gelang es ihnen, Kronos dazu zu bringen, die von ihm verschlungenen Kinder wieder auszuspeien. Als Erstes beförderte er den Stein, den Rheia ihm anstelle von Zeus gegeben hatte, ans Tageslicht. Er erkannte erst jetzt, dass er auf eine List hereingefallen war. Die anderen fünf Kinder waren in seinem Bauch inzwischen zu ausgewachsenen Gottheiten herangewachsen. Diese Gottheiten waren die Olympier:
Hera: die Göttin und Schützerin des Hauses und der Ehe,
Poseidon: der Meeresgott,
Hades: der Gott der Unterwelt,
Hestia: