Wirklich lohnende Nebenverdienste. Sigmund Schmid
Sprache schon ein wenig auskennen,
zuverlässig und einsatzfreudig sein, wenn es gilt schnell mal auszuhelfen. Anders als der
Lektor müssen Sie aber nicht unbedingt ein Ass auf dem Gebiet der Orthographie sein. Denn
es geht beim Korrekturlesen doch meistens darum, falsch gesetzte Worte, Buchstaben oder
Satzzeichen zu ergründen und entsprechend zu kennzeichnen, damit beim zweiten
Korrekturandruck die "Fahne" fehlerfrei wird.
"Zwiebelfische" sind übrigens Buchstaben, die irrtümlich aus einer anderen Schrift gesetzt
wurden, während "Fliegenköpfe" Buchstaben sind, die auf dem Kopf stehen. Mit "Leichen"
bezeichnet man ein fehlendes Wort (oder mehrere).
Wer Manuskripte bzw. Textfahnen korrigieren will, muss die international üblichen
Korrekturvorschriften kennen und anwenden. Es genügt also nicht, wenn man einen falschen
Buchstaben unterstreicht, man muss ihn je nach Art des Fehlers entsprechend auf dem
Aussenrand kenntlich machen und die Fehlerform angeben.
Doch das ist keine Hexerei, denn Sie finden die Korrekturvorschriften neben den Vorschriften
zum Schriftsatz in jedem guten Duden. Im Verlaufe Ihrer ersten Arbeit - die Sie ja probeweise
erst einmal bei Ihrer Morgenzeitung ausprobieren können - schauen Sie einfach in den
Rechtschreibe-Duden und lernen so nach und nach die ca. 30 wichtigsten Korrekturzeichen
auswendig.
Alsdann verfassen Sie einen netten Brief und schreiben damit fehlerfrei und mit exakt
sauberen Schreibmaschinen-typen die in Frage kommenden Betriebe an und bitten um
Probeaufträge.
Sie können die Leute auch anrufen und - indem Sie den Duden neben sich legen - auch mal
ein bisschen über die Korrekturzeichen fachsimpeln, ohne gleich angeberisch zu wirken.
Dann werden Sie bald die ersten Aufträge bekommen.
Geld mit anderen Sprachen
Gute Uebersetzer sind gefragt und kosten viel Geld. Wenn Sie glauben, Schriften oder gar
ganze Bücher aus einer anderen Sprache übersetzen zu können, machen Sie den
entsprechenden Verlagen ein Angebot.
Suchen Sie sich dazu in einer Bücherei einige Titel heraus, die bereits als Uebersetzungen aus
einer anderen Sprache erschienen sind. Schlagen Sie dann in dem Verlagsverzeichnis, das in
jeder grösseren Buchhandlung ausliegt nach und ermitteln Sie die Adresse des Verlags.
Schreiben Sie diese Verlage an und offerieren Sie ihnen Ihre Dienste. Vorteilhaft hierbei ist
es, wenn Sie eine kleine Musterarbeit von einem Original (Zeitungsausschnitt usw.) und Ihre
Übersetzung beifügen.
In grösseren Städten gibt es verschiedene Buchhandlungen für fremdsprachige Literatur.
Auch hier können Sie sich einmal nach Verlagen umsehen, die gegebenenfalls an
Übersetzungen ihrer Texte in die deutsche Sprache interessiert sind.
Wenn es Ihnen gelingt neben dem Uebersetzerangebot den Ausländern gleichzeitig deutsche
Lizenznehmer zu finden, werden Sie nicht nur ein Übersetzerhonorar beanspruchen können,
sondern auch eine Vermittlungsgebühr für den deutschen Übernehmerverlag.
Auf diese Weise knüpfen Sie nach und nach manche Verbindungen, die Ihnen unter
Umständen ein lebenslanges Einkommen sichern können. Viele Interessenten finden sich
auch auf der im Herbst in Frankfurt/Main stattfindenden Buchmesse ein, die Sie bei einem
Rundgang durch die Hallen ermitteln können.
Oft ergeben sich aber auch Übersetzerchancen für Broschüren, die von einem Reisebüro, den
Gemeindeverwaltungen oder Firmen herausgegeben werden. Nicht umsonst sind die
Witzspalten voll von lustigen Übersetzungen, mit denen ausländische Firmen auf oft
haarsträubende Weise ihre Produkte anbieten. Hier könnten Sie - wenn Sie solche Machwerke
erhalten - sofort einmal an die Quelle herantreten und den Leuten Ihre Dienste anbieten.
Schreiben Sie auch ruhig einmal deutsche Firmen an, von denen Sie wissen, dass sie Produkte
ins fremdsprachige Ausland verkaufen. Selbst wenn das alles nicht auf Anhieb klappen sollte,
bleibt meistens doch was hängen und lässt sich im Laufe der Zeit zu einer lukrativen
Beziehung ausweiten.
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