SPUK. Howard Phillips Lovecraft

SPUK - Howard Phillips Lovecraft


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im Eingang, in einen gesteppten Morgenrock gehüllt.

      »Was ist denn passiert?«, fragte ich sie.

      »Wir machen uns Sorgen um Philippe«, antwortete sie. »Er wollte heute Nachmittag einen Spaziergang ins Tal machen und ist noch nicht zurück. Sie wollen nach ihm suchen. Wir haben uns nichts dabei gedacht, dass er zum Abendessen nicht kam, aber jetzt ist Mitternacht vorbei, und wir haben Angst, dass er vielleicht verunglückt ist.«

      Schon begannen die Männer in Gruppen zu zweit und zu dritt, einige mit altmodischen Bauernlaternen, ein paar mit elektrischen Taschenlampen, den Abhang des Bergs hinabzuklettern. Ich ging zu Martin Plomb, der am Tor stand und ihnen Anweisungen gab, welchen Weg sie einschlagen sollten und durch Rufe mit anderen Gruppen in Kontakt zu bleiben. Er selbst wollte weiter oben auf dem anderen Hang suchen, in Richtung der Feengrotte, wo Philippe gelegen dich kletterte, da er fürchtete, sein Neffe sei vielleicht in eine Schlucht gestürzt. Ich begleitete ihn...

      Es war kurz vor Anbruch des Morgens, nach stundenlanger ergebnisloser Suche, als wir vom Ende des Tals plötzlich andere Rufe hörten. Ich konnte die Worte nicht verstehen, aber Martin sagte sofort: »Sie haben ihn gefunden.« Wir suchten uns einen Weg über die Felsen und kletterten zur Straße, wo wir nun blitzende Lichter sehen konnten, die nach Les Baux zurückkehrten.

      Sie trugen Philippe auf einer improvisierten Bahre aus zwei Schösslingen und dazwischen geflochtenen Kiefernzweigen. Er war bei Bewusstsein; seine Augen waren geöffnet; aber er schien wie in einer Erstarrung zu liegen und hatte, wie sie sagten, nicht erklären können, was ihm passiert sei. Es waren keine Knochen gebrochen, und er hatte auch keine anderen ernsten körperlichen Verletzungen erlitten, doch seine Kleidung war böse zerrissen, besonders die Knickerbocker an den Knien, wo sie abgeschabt und aufgerissen waren, als habe er sich auf Händen und Knien weitergeschleppt.

      Sie stimmten alle darin überein, was wahrscheinlich geschehen war: Er war in der Hitze des Spätnachmittags mit unbedecktem Kopf zwischen den Felsen herumgeklettert und hatte dabei eine insolation, eine Art Hitzschlag erlitten, der ihn seiner Kräfte beraubte, aber nicht tödlich war. Dann hatte er sich teilweise erholt und auf der Suche nach Hilfe, immer noch im Delirium, die Richtung verloren. In ein oder zwei Tagen würde er wieder völlig in Ordnung sein, sagte Martin. Am Morgen würden sie einen Arzt aus Arles holen.

      Natürlich hatte ich in jener Nacht mehr als einmal an Mère Tirelou gedacht und erwogen, Martin Plomb die Sache zu erzählen, aber seine Erklärung war so vernünftig, ausreichend, natürlich, dass es jetzt absurd schien, den Vorfall als mehr zu betrachten denn als rein zufälliges Zusammentreffen, und deshalb sagte ich nichts.

      Der Morgen war angebrochen, als wir Les Baux erreichten und Philippe ins Bett brachten, und als ich gegen Mittag erwachte, war der Arzt schon dagewesen und wieder gegangen.

      »Er hatte einen bösen Hitzschlag«, sagte mir Martin. »Er hat einen klaren Kopf - aber es ist was an der Sache, das der Arzt nicht verstehen konnte. Als Philippe versuchte, aus dem Bett zu steigen, konnte er nicht gehen. Aber seine Beine sind nicht verletzt. Es ist eigenartig. Wir fürchten, es könnte eine Art Lähmung sein. Er schien zu taumeln und über die eigenen Füße zu stolpern.«

      Während er sprach, übermannte mich die verspätete Gewissheit, dass hier jedes zufällige Zusammentreffen ein Ende hatte; dass ich mich geirrt hatte; dass etwas Böses, ebenso unheimlich und dunkel, wie ich es je im Dschungel erlebt hatte, hier in Les Baux, unter meinen eigenen Augen, geschehen war.

      »Martin«, sagte ich, »gestern Nachmittag ist etwas passiert, wovon Sie nichts wissen. Ich kann noch nicht sagen, was es war. Aber ich muss Philippe sofort sehen und mit ihm reden. Sie sagen, er hat einen vollkommen klaren Kopf?«

      »Aber bestimmt«, sagte Martin verwirrt; »ich verstehe allerdings nicht, worauf Sie hinauswollen. Er wird Sie auch sehen wollen.« Philippe lag im Bett. Er wirkte eher deprimiert als krank und war bestimmt im vollen Besitz seiner geistigen Kräfte.

      Ich sagte: »Philippe, Martin hat mir erzählt, dass mit Ihren Beinen etwas nicht stimmt. Ich glaube, ich kann Ihnen sagen, was...«

      »Wieso, sind Sie früher mal Arzt gewesen?«, unterbrach er eifrig. »Wenn wir das gewusst hätten! Der Bursche, der aus Arles heraufkam, schien nicht sehr gut zu sein.«

      »Nein, ich bin kein Arzt. Aber ich bin nicht sicher, dass es sich hier um die Aufgabe eines Arztes handelt. Ich möchte Ihnen etwas sagen. Sie wissen, wo mein Zimmer Hegt. Ich war gestern zufällig am Fenster, und ich hörte und sah alles, was zwischen Ihnen und Mère Tirelou vorfiel. Haben Sie nicht daran gedacht, dass es irgendeinen Zusammenhang geben könnte?«

      Er starrte mich überrascht und mit einer gewissen zornigen Enttäuschung an.

      »Tiens!«, sagte er. »Sie, ein gebildeter moderner Amerikaner, Sie glauben an diese phantastische Narretei! Also, ich stamme aus diesen Bergen, ich wurde hier geboren, und ich weiß trotzdem, dass das ganze Zeug alberner Unsinn ist. Sicher, ich habe daran gedacht, aber es ist Irrsinn. Was sonst?«

      »Vielleicht auch nicht«, sagte ich, »aber würden Sie mir trotzdem bitte erzählen, so gut Sie sich erinnern können, was Ihnen gestern Nachmittag und in der vergangenen Nacht passiert ist?«

      »Zum Teufel, Sie wissen doch, was passierte. Ich hatte einen Hitzschlag. Und das hier hat er mit mir angerichtet. Bei Gott, ich wäre lieber tot als verkrüppelt oder hilflos.«

      Er verfiel in düsteres Schweigen. Aber ich hatte genug gehört. Es gibt Menschen, die ihr Leben lang gelähmt im Bett liegen, obgleich sie kein organisches Leiden haben, sondern nur glauben, sie könnten nicht aufstehen und gehen. Wenn ich ihm helfen konnte, dann nur durch den Schock eines Beweises. Ich musste mich jetzt um Mère Tirelou kümmern...

      Weder die alte Frau noch ihre Enkelin hatten sich an diesem Morgen in der Nähe des Hotels aufgehalten. Ich kletterte den gewundenen, gepflasterten Weg hoch und klopfte an ihre Tür. Sogleich machte Maguelonne zögernd auf. Ich machte keine Anstalten, einzutreten, sondern sagte:

      »Ich möchte Mère Tirelou sprechen - in einer ernsten Angelegenheit.«

      Sie blickte mich mit ängstlichen, vorsichtigen Augen an, als wisse sie nicht, wie sie antworten sollte, und sagte endlich: »Sie ist nicht da. Sie ging gestern Abend über die Berge hinter Saint-Remy. Sie wird einige Tage fort sein.« Meinen Zweifel spürend, fügte sie verteidigend, fast flehend hinzu: »Sie können hereinkommen und nachschauen, wenn Sie wollen. Sie ist nicht da.«

      Das Mädchen litt offensichtlich große Seelennot, und ich begriff, dass sie den Grund meines Kommens kannte oder vermutete.

      »In diesem Fall«, sagte ich, »müssen wir uns unterhalten. Sollen wir es hier machen, oder ziehen Sie vor, dass ich hereinkomme?«

      Sie machte mir ein Zeichen, hineinzugehen.

      Ich sagte: »Mademoiselle Maguelonne, ich bitte Sie inständig, aufrichtig zu sein. Sie wissen, was sich die Leute über ihre Großmutter erzählen - und manche sagen es auch über Sie. Ich hoffe, dass letzteres nicht stimmt. Aber Ihre Großmutter hat etwas getan, was ich unbedingt rückgängig machen muss. Ich bin dessen, was ich weiß, so sicher, dass ich Martin Plomb ins Vertrauen ziehen werde, wenn es nötig ist, und mit ihm zur Polizei von Arles gehe. Ma’m’selle, ich spüre, dass Sie genau wissen, wovon ich spreche. Es geht um Philippe - und ich möchte Sie fragen, ob Sie...«

      »Nein, nein, nein!«, rief das Mädchen kläglich, mich unterbrechend. »Ich hatte nichts damit zu tun! Ich habe versucht, es zu verhindern! Ich habe ihn gewarnt! Ich habe ihn angefleht, mich nie mehr zu besuchen. Ich habe ihm gesagt, dass etwas Schreckliches geschehen würde, aber er hat mich nur ausgelacht. Er glaubt nicht an solche Dinge. Ich habe meiner Großmutter bei anderen Dingen geholfen - sie hat mich gezwungen, ihr zu helfen -, aber nicht bei etwas so Bösem - und dann noch gegen Philippe! Nein, nein, Monsieur, bei einer solchen Sache würde ich niemals helfen, selbst dann nicht, wenn sie...« Das Mädchen begann plötzlich zu schluchzen: »Oh, was soll ich nur tun?«

      Ich sagte: »Meinen Sie damit, es gäbe etwas, das Sie tun könnten?«

      »Ich habe Angst«, sagte sie, »Angst vor meiner Großmutter. Oh, wenn Sie


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