Alix (Life Tree - Master Trooper) Band 8. Alexa Kim

Alix (Life Tree - Master Trooper) Band 8 - Alexa Kim


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Luft aus. Noch nie habe ich einer Toten in die Augen gesehen, aber mir ist sofort klar, dass Deandra nicht mehr lebt … ihr Genick ist gebrochen. Ich kämpfe gegen die aufkommende Panik und suche weiter. Nicht weit von Deandra liegen zwei der Männer – auch sie sind tot! Einer wurde gegen einen Baum geschleudert … er hat eine riesige Kopfwunde. Ich zwinge mich trotzdem, seinen Puls zu fühlen. Nichts! Der andere liegt mit dem Gesicht nach unten. Auch er lebt nicht mehr.

      Langsam werde ich panisch. Bleibt noch einer … und der Trooper, der das Electrocar gefahren hat. Lass sie überlebt haben … bitte … bitte, lass wenigstens sie überlebt haben!

      Ich zwinge mich, näher an das ausgebrannte Electrocar heranzugehen und halte mir die Hand vor den Mund, als ich den verkohlten Körper des Fahrers sehe. Er sitzt noch immer hinter dem geschmolzenen Lenkrad. Die Supersoldaten sind sterblich …, geht mir unsinnigerweise durch den Kopf. „Lass mich nicht allein hier sein ...“, sage ich laut zu mir selbst, um nicht den Verstand zu verlieren. Es kann doch nicht sein, dass ich als Einzige überlebt habe!

      Die Angst packt mich, als mir klar wird, dass tatsächlich nur ich überlebt habe. Der letzte Tote liegt halb unter dem Electrocar … vielleicht hätte er sich retten können, aber er war eingeklemmt. Das entsetzlich verzerrte Gesicht zeigt mir, dass er nicht sofort tot war … dass er noch versucht hat, sich zu befreien und dann qualvoll verbrannt ist. Wäre ich doch nicht bewusstlos geworden … dann hätte ich ihm helfen können!

      Einen Moment lang lasse ich meinen Gefühlen freien Lauf und schluchze, dann übernimmt der analytische Teil meines Verstandes das Ruder. Reiß dich zusammen, Charie! Du kannst durchdrehen, wenn du in Sicherheit bist … aber jetzt musst du funktionieren. Also … was tust du?

      Ich schließe die Augen und trete mit meiner inneren Stimme in einen Dialog. Das tue ich immer, wenn ich Probleme lösen will, die mich zu lähmen drohen. Wenn andere das wüssten, würden sie mich wahrscheinlich für verrückt erklären, aber diese Taktik hat mir oft geholfen … sie hat mir auch geholfen, die Entscheidung zu treffen, nach Terra Alpha zu gehen, nachdem mein Verlobter und meine vermeintlich beste Freundin mich hintergangen haben. Nun ja, vielleicht hättest du dieses Mal besser nicht auf sie hören sollen … schau, wo du gelandet bist ...

      „Halts Maul! Für derartige Analysen ist jetzt keine Zeit!“, sage ich laut.

      Ok, schon gut … also … was willst du tun? Meine innere Stimme ist nun wieder seriös auf Problemlösung fixiert.

      „Wir sind auf einer Straße, oder? Also eine Straße führt zu einem Ziel.“ Ich stehe mitten im Dschungel und spreche mit mir selbst. Das erste Mal kommt mir in den Sinn, dass ich vielleicht doch verrückter bin, als die Verrückten, die ich behandeln will, wenn ich mit meinem Studium fertig bin ...

       Du weißt aber nicht, wie weit dieses Ziel entfernt ist …

      „Hast du ne bessere Idee?“

       Vielleicht solltest du einfach hier sitzen bleiben und warten, bis dich jemand findet … denk an die Crawler …

      „Du hast es doch gehört … die Ultraschallzäune halten sie von den Straßen fern, und wir sind auf einer Straße. Wenn ich schnell laufe, erreiche ich vielleicht bis heute Abend Sektion A.“

       Mach dir nichts vor … das schaffst du nie mit deinem verletzten Bein!

      „Halt einfach die Klappe, wenn du keinen besseren Vorschlag hast ...“, sage ich laut. Der Geschmack des Dschungels hinterlässt plötzlich etwas unangenehm Pelziges auf meiner Zunge, und der Schweiß, der mein Tank Top tränkt, riecht scharf. Dieser Planet, der sich mir als verlockendes Wunder präsentiert und mich mit seiner Schönheit verzaubert hat, ist innerhalb weniger Augenblicke zu einem gefräßigen Monster geworden.

      Du hättest es wissen müssen … alles hat zwei Seiten … jedes Ungeheuer hat ein freundliches und ein monströses Gesicht … so haben wir es gelernt im Psychologiestudium. … Vor den Troopern gab es die Crawler. Beide entstammen derselben genetischen Familie. Trooper sind gezähmte Monster … und genauso ist dieser Planet. Man mag ihn gezähmt haben, aber das Monster lauert immer und überall unter der Oberfläche … bereit zuzuschlagen, wenn niemand damit rechnet. Ich beiße die Zähne zusammen und humpele los, ohne mich noch einmal nach dem ausgebrannten Electrocar oder den Toten umzusehen. Vielleicht hätten Deandra und ich Freunde werden können … aber das Schicksal hat diese Möglichkeit mitleidlos zerschlagen. Genau wie die Möglichkeit einer gemeinsamen Zukunft von David und mir. Du musst damit klarkommen!

      Die Straße liegt vor mir, wie eine unüberwindbare Herausforderung. „Ab jetzt wirst du wachsam sein und dich nicht ablenken lassen, Charie … das ist überlebenswichtig!“

       Alix

      „Riecht ihr das?“

      „Ja … Rauch! Irgendwo gibt es ein Feuer. Wir müssen nachsehen.“

      Ich nicke den anderen zu und gebe dann Jago und Dorg ein Zeichen. „Diese Richtung ...“

      „Du bist der Mantrailer … wir verlassen uns auf deine Nase.“

      Jago und Dorg sind meine Freunde … die anderen in der Einheit sind Kameraden, aber wirklich vertrauen kann ich nur Jago und Dorg. Wir drei sind zusammen aufgewachsen und haben nach der Übernahme von Terra Alpha gemeinsam beschlossen, uns für Außeneinsätze einteilen zu lassen. Da waren wir gerade einmal fünfzehn. Wir alle hier gehören zu der verlorenen Generation … als das System von Life Tree zerbrach, waren wir zu jung, um einer Einheit anzugehören … und gleichzeitig zu alt, um uns an das neue System zu gewöhnen. Wir wurden unter Life Tree dazu ausgebildet, gegen Crawler zu kämpfen. Alles andere erschien uns damals falsch … und zumindest an Jagos Einstellung hat sich bis heute nicht viel geändert.

      „Da drüben an der Straße …", ruft einer der anderen plötzlich. „Scheint, dass ein Electrocar verunglückt ist.“

      Wir laufen schneller, die Augen wachsam in alle Richtungen. Es ist lange her, dass es in dieser Gegend Angriffe von Crawlern gab, aber unsere Wachsamkeit geben wir niemals auf. Mit wenigen Zeichen verständigen wir uns - Jago, Dorg und ich untersuchen das Electrocar, die anderen suchen die Umgebung ab.

      „Oh Mann, das arme Schwein ...“, sagt Dorg kopfschüttelnd, als wir den verkohlten Fahrer finden, der mit den Resten des Electrocar verschmolzen zu sein scheint. „Muss einer von uns gewesen sein … ein Trooper ...“

      „Nein, der ist keiner von uns …“, knurrt Jago verächtlich. „Das ist eine von den Pussys, die als Zivilisten in den Sektionen leben und die Abenteuergäste von der Erde zwischen den Sektionen hin- und herfahren.“

      Im Grunde genommen schauen wir alle mit einem gewissen Grad an Verachtung an auf die alten Veteranen, die längst zu Zivilisten geworden sind, aber Jagos Verachtung für ihren Lebensstil ist extrem.

      „Da ist noch einer ...“ Wir folgen Dorg und finden einen eingeklemmten Toten halb unter dem Electrocar.

      „Ein Mensch … die waren wohl nach Sektion A unterwegs.“

      Während wir noch immer den Toten anstarren und ich mir gar nicht vorstellen will, wie grausam die letzten Momente im Leben dieses Mannes waren, kehren die anderen von ihrer Inspektion zurück. „Da hinten liegen drei Tote … eine Frau und zwei Männer.“

      „Keine Überlebenden?“, frage ich, und sie schütteln den Kopf. „Die hat es alle erwischt.“

      „Da kann man nichts machen ...“ Für Jago ist die Sache erledigt, aber meine Aufgabe als Mantrailer ist es nun einmal, die Umgebung abzusichern. „Ich schaue trotzdem noch einmal nach ...“

      Jago zieht die Brauen hoch. „Warum? Die sind alle tot!“

      „Ich brauche nicht lange ...“

      „Meinetwegen …“, stellt Fear schließlich klar. Fear ist der Leader unserer Einheit, wenn man uns denn überhaupt als Einheit bezeichnen kann. Im Grunde genommen waren wir nicht viel mehr als eine Horde Halbstarker,


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