Fire&Ice 10 - Joey Parker. Allie Kinsley
aber nur durch die Scheibe einer Autotür. "Stimmt … genau … sah sie immer schon so heiß aus?"
"Falscher Zeitpunkt für blöde Sprüche, Joey. Ich habe sie mir nie genauer angesehen, aber ich kann keine Veränderung feststellen."
"Du hast recht. Tut mir leid … wahrscheinlich bin ich einfach nur zu sehr auf der Suche nach der perfekten Frau für mich", gab er zerknirscht zurück. Manchmal hatte er wirklich kein Taktgefühl.
"Das fällt dir erst jetzt auf? Das hätte ich dir auch bei deinem Faible für Candy und Destiny schon sagen können."
"Ich habe nie ein Faible für Destiny gehabt!" Das stimmte. Destiny war für ihn nie mehr als eine gute Freundin gewesen.
Sie war einfach nur eine einsame, verletzte, junge Frau, die dringend ein wenig Hilfe benötigt hatte. Hilfe, die er ihr nur allzu gern angeboten hatte.
"Nein? Was dann?"
"Destiny ist meine Freundin. Wenn überhaupt habe ich ein Faible für … wie hieß sie gleich?" Wie konnte er überhaupt ihren Namen vergessen?
"Kyle."
"Kyle! Genau, ich habe ein Faible für Kyle. Sobald sie aus diesem Raum kommt, werde ich sie um ein Date bitten", sagte er dann.
"Zum Einen glaube ich nicht, dass das der richtige Zeitpunkt ist …"
"Warum?", unterbrach Joey ihn sofort. Da sah er einmal eine Frau, die ihn wirklich interessierte, und dann das.
"Weil Frauen im Allgemeinen sehr empathisch sind und es ihr sicher schlecht geht wegen Tia."
Joey nickte und verzog den Mund. Verdammt, Luce hatte eindeutig recht. Auch er sollte ein wenig empathischer sein! Im Normalfall konnte er sich sehr gut in Menschen hineinversetzen. Leider fiel diese Fähigkeit in manchen Momenten einfach aus.
"Sorry. Du hast recht. Tut mir leid, Mann. Ich bin nicht ganz auf der Höhe."
"Das ist leicht untertrieben!"
"Ja, wie gesagt, tut mir leid."
"Willst du das zum Anderen noch hören?"
"Klar, immer raus damit", sagte Joey wenig motiviert, weil er sich für sein eigenes Verhalten schämte.
"Okay. Zum Anderen ist sie bereits wieder draußen und mit dem Fahrstuhl nach unten gefahren."
"Verdammt!"
Joey drehte sich blitzschnell um, aber er sah nicht mehr als eine geschlossene Fahrstuhltür.
"Wie hast du das verdammt nochmal mitbekommen?", fragte Joey, nachdem er sich ihm wieder zugewandt hatte.
"Glaubst du im Ernst, ich lasse Tias Tür auch nur eine Sekunde aus den Augen?"
"Nein. Würde ich auch nicht."
"Eben. Verschieb deine Avancen auf ein anderes Mal. Ich muss jetzt nach meinem Mädchen sehen", sagte Luce dann, der langsam ungeduldig wirkte.
"Melde dich, wenn du etwas brauchst."
"Klar, aber mit der Werkstatt helft ihr mir mehr als je erhofft."
"Gern." Joey klopfte ihm auf die Schulter und ging dann in Richtung der Aufzüge.
Mit etwas Glück würde er Kyle noch einholen und ein wenig mit ihr reden können.
Leider war weder in der Lobby noch auf dem Parkplatz etwas von ihr zu sehen.
Verdammt!
KYLE
Sie war mehr als froh, dass sie das Krankenhaus endlich wieder verlassen konnte. Sie hasste Krankenhäuser im Allgemeinen, auch wenn sie Teil ihrer freiwilligen Arbeit bei der Seelsorge waren.
Außerdem kam sie mit all den Fire&Ice Männern, die im Moment wegen Tia dort waren, nicht sonderlich gut zurecht.
Julie hatte ihr zwar ein ums andere Mal versichert, dass egal wie furchteinflößend sie aussahen, man nichts von ihnen zu befürchten hatte. Dennoch hielt sie sich aus Prinzip von ihnen fern.
Sicher ist sicher!
Dann machte sie sich auf den Weg nach Hause. Bei dem Gedanken verkrampfte sich ihr Magen.
Julie und ihr neuer Lebensgefährte Gregor hatten sie bei sich aufgenommen. Damals war ein Zimmer frei gewesen, doch jetzt war Julie erneut schwanger und die beiden würden ihr Zimmer bald als Kinderzimmer brauchen.
Also war es an der Zeit, sich etwas Eigenes zu suchen. Eine eigene, kleine Wohnung für sich ganz allein. Ihr schauderte es, als sie daran dachte.
Stell dich nicht so an!, schalt sie sich selbst. Sie biss die Zähne zusammen und stieg in den kleinen, blauen Ford. Sie würde auf dem Rückweg bei einem Zeitungsstand anhalten und sich ein Anzeigenblatt kaufen. Dann konnte die Wohnungssuche beginnen.
2 Wiedersehen – 2 Monate später
KYLE
Mit zitternden Fingern stellte sie den Motor des kleinen Ford Fiesta ab. Unsicher glitt ihr Blick über die neue, weiße Fassade des Gebäudes, in dem das Tattoostudio war.
Kyle träumte seit langem von einem Tattoo, hatte sich aber nie dazu überwinden können, jemanden nah genug an sich heranzulassen.
Bei einem Gespräch mit Tia hatte sie diese Information fahrlässiger Weise herausgerückt. Tia war sofort begeistert von der Idee und hatte ihr kurzerhand einen Termin in diesem Tattoostudio ausgemacht.
Sie kannte den Besitzer und hatte Kyle versprochen, dass sie sich hier absolut keine Sorgen zu machen brauchte.
Kurzfristig hatte Kyle sogar gedacht, es wäre eine gute Idee. Kurzfristig. Jetzt, so nah davor zu stehen, ließ ihren Puls in die Höhe schnellen.
Komm schon, Kyle! Versuch es einfach! Wenn es dir nicht gefällt, kannst du immer noch nein sagen! Sei tapfer, so wie du es Julie und Tia immer predigst!
Sie atmete noch einmal tief ein und streckte ihre Schultern durch.
Jetzt oder nie! Ein zweites Mal würde sie so eine Chance nicht bekommen.
Energisch stieg sie aus und ging auf den Laden zu.
Die Schaufenster waren groß und sauber. Sie konnte die Wände des Vorraums sehen, in dem jeder Zentimeter mit Fotos gepflastert zu sein schien.
Schritt für Schritt wurde sie langsamer und die neu gewonnene Motivation schwand.
Dann entdeckte sie Destiny durch das Schaufenster im Laden. Sie hatte Destiny schon das ein oder andere Mal in Netties Diner gesehen. Die junge Frau sprach mit einem großen, sehnigen Mann, der auf den ersten Blick sehr sympathisch wirkte.
Wenn Kyle das von einem Mann behauptete, dann musste das etwas heißen! War das ihr Tätowierer?
Destiny selbst hatte sie auch als eher zurückhaltend kennengelernt und auch sie schien sich in seiner Gegenwart wohlzufühlen.
Vielleicht konnte es doch noch etwas werden … mit allem ihr zur Verfügung stehenden Mut öffnete sie die Glastür zum Laden.
Ein kleines Glockenspiel ertönte und Kyle betrat zögerlich den Raum.
"Hi, willkommen bei Timeless Tattoos & Piercings", sagte der Mann und lächelte sie offen an.
"Hi … ähm … ich habe einen Termin", antwortete Kyle und sah sich unsicher um.
Destiny winkte ihr. "Hi, ich bin Destiny. Wie heißt du? Dann kann ich nachsehen."
Für Kyle war es nicht verwunderlich, dass Destiny sich nicht an sie erinnerte. Niemand erinnerte sich je an sie, darüber war Kyle mehr als froh.
Dieser Deckmantel der Unscheinbarkeit machte sie nahezu unsichtbar.
"Kyle