Desert Winds - Die Sklavenbraut. Alexa Kim

Desert Winds - Die Sklavenbraut - Alexa Kim


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Teller mit einem dünnen Fladenbrot und ein paar Früchten. Ich verziehe den Mund, als ich in das Brot beiße ... überall ist dieser verdammte Sand ... sogar im Brot!

      "Du musst essen, Prinzessin. Niemandem nutzt es, wenn du verhungerst." Gita ist besorgt um meine Gesundheit.

      "Wann wird mein Vater kommen, um mich zu befreien, Gita? Heute Abend ist es zu spät."

      Gita sieht mich mit ihren dunklen Augen an. Sie hat ihre Jugend bei einem Wüstenstamm verbracht, bis ihre Mutter einen Kaufmann geheiratet hat. Gitas Blut ist das einer Wüstenrebellin, aber ihr Herz ist das einer Tochter von Tigman. Sie ist eine gute Reiterin und wäre sicher entkommen, als die Rebellen uns angegriffen haben. Aber sie ist an meiner Seite geblieben. Gita spricht die mir unverständliche Sprache dieser Menschen, und sie kennt ihre Bräuche ... ich bin froh, dass Gita bei mir ist. Ohne sie würde ich verzweifeln. Mein Vater schenkte mir Gita zum sechzehnten Geburtstag ... das war vor vier Jahren. Sie ist eine Sklavin, doch nicht für mich! Gita ist mir mehr Freundin als Dienerin.

      Sie sieht mich ernst an. "Was habe ich dir gesagt, Prinzessin?"

      Ich lege das sandige Brot zurück auf den Teller und seufze. "Solange ich nicht schwanger werde, ist die Ehe mit dem Stammesfürsten nicht bindend."

      Gita nickt. Sie hat kaffeebraune Haut und dunkle Mandelaugen, wie die meisten Wüstenmenschen. Die Bewohner von Tigman und den umliegenden Städten sind heller von der Hautfarbe. Meine Haut hat die Farbe von dunklem Honig, und meine Augen sind grün wie die Oase, um die herum Tigman gebaut wurde. Mein braunes Haar ist von goldenen Strähnen durchzogen. Mein Vater hat behauptet, dass es schon bei meiner Geburt auffällig gewesen wäre. Deshalb lautet mein Name übersetzt: Der Stern, der aufgeht, wenn die Morgenröte die Wüste küsst

      Aber Gita sagt, dass ich darauf nicht allzu viel geben soll. Der Name meiner Schwester Ladla bedeutet: Tau am Morgen, in dem sich das glitzerende Wasser spiegelt. Tatsächlich sieht sie aber eher aus, wie ein trüber Tümpel.

      "Du machst es, wie wir es besprochen haben", beginnt Gita unsere Vereinbarung zum hundertsten Mal herunterzubeten. "Der Stammesführer ist ein alter Mann. Sein Tak wird nicht mehr so tatkräftig sein, wie der eines jungen Mannes. Außerdem hat er bereits siebzehn Frauen ... Okak ist satt und träge. Du musst dafür sorgen, dass er seine Munition verschießt, bevor sein Tak in dir ist. Mehr als einmal am Abend wird er das ohnehin nicht schaffen." Sie sieht mich ernst an. "Das verschafft uns ein paar Tage Zeit. Tue alles, was nötig ist ... aber auf keinen Fall darf er seinen Samen in dir verspritzen. Er wird es natürlich versuchen ... denn nur, wenn du sein Kind trägst, kann er deinem Vater eine Allianz abzwingen. Aber du darfst es nicht zulassen. Gib ihm viel Wein ... füttere ihn mit Essen, bis er müde wird. Alles, was nötig ist. Sobald du schwanger bist, wird Prinz Darjan seine Bemühungen um dich aufgeben."

      Ich nicke. Ich bin nicht erfahren in den Dingen des Ehebettes; und ich habe Okak nur einmal gesehen, als ich ihm vorgeführt wurde. Er hat eine Hakennase und dünne Lippen. Bei dem Gedanken, dass diese Lippen versuchen, mich zu küssen, schaudert es mich! Doch ich hoffe, dass ich Okak zumindest eine Zeitlang auf Abstand halten kann - bis mein Vater mich befreit!

      Gita richtet mein Schlaflager, und ich legte mich bäuchlings auf die dünne Matte. Sie massiert mir die Schultern, den Rücken und die Beine. Ich schließe die Augen. Gita ist eine wahre Zauberin. Obwohl ich nicht einschlafen will, gelingt es mir fast nie, wach zu bleiben, wenn sie mich massiert.

      Als ich aufwache, bin ich allein im Zelt. Gita ist nicht da und draußen gibt es einen Tumult. Nervös werfe ich mir den Dinjhi über, um nachzusehen. Die Stimmen rufen aufgeregt durcheinander, und obwohl ich nicht verstehen kann, was sie sagen, klingen sie nicht, als bereiten sie sich auf ein Hochzeitsfest vor. Vielmehr scheint es, als wäre etwas geschehen. Sofort habe ich die Hoffnung, dass mein Vater gekommen ist, um mich zu befreien.

      Ich ziehe die Zeltmatte beiseite und schaue hinaus. Tatsächlich sind Okak und seine Krieger zurück. Sie haben sich um etwas versammelt, das ich nicht sehen kann. Ich gehe langsam auf die aufgeregte Menge zu. Wenn ich doch nur ihre Sprache verstehen könnte. Dann kommen zwei von Okaks Frauen aus seinem Zelt gestürmt und werfen sich in den Sand. Sie schreien und kreischen, streuen sich dabei Sand in ihr Haar. Niemand hindert sie daran. Ich verstehe noch immer nicht, was vor sich geht. Doch im nächsten Moment ist mir klar, warum sie weinen. Im Sand liegt ein lebloser Körper ... seine Haut ist aschfahl, seine Augen weit geöffnet, ebenso, wie sein Mund. An seinem Kopf befindet sich eine große Wunde, der Schädel ist eingedrückt, wie von einem Keulenschlag. Es ist Okak ... er ist tot!

      Beinahe vergesse ich, wo ich bin und will jubeln und in die Hände klatschen. Im letzten Augenblick besinne ich mich. Diese Wilden würden mich ganz sicher töten. Ich kehre lieber zurück ins Zelt. Ohnehin beachtet mich niemand. Der Tod ihres Anführers hat diese Menschen vollkommen aus der Bahn geworfen.

      Im Zelt werfe ich den Dinjhi in die Ecke und warte auf Gita. Bestimmt ist sie im Lager unterwegs, um mehr herauszufinden. Die Menschen vertrauen ihr, obwohl sie meine Dienerin ist. Sie glauben, Gita ist auf ihrer Seite, weil sie vom gleichen Blut ist wie sie. Sie denken, eine Sklavin kann nie und nimmer etwas anderes als Verachtung für ihre Herrin empfinden. Sie kennen Gita schlecht. Tatsächlich nutzt Gita ihr Vertrauen aus, um sie auszuhorchen.

      Je länger ich warte, desto nervöser werde ich. Was bedeutet Okaks Tod für mich? Darf ich jetzt nach Hause zurückkehren? Der Mann, der mich heiraten wollte, lebt nicht mehr. Wofür brauchen sie mich jetzt noch? Ich bin ihnen nur eine Last. Das Letzte, was diese Menschen gebrauchen können, ist Ärger mit Karbal von Tigman. Wasser hin oder her ... Innerlich frohlocke ich bereits.

      Dann endlich kehrt Gita zurück. Sie ist ebenso aufgeregt wie ich, das kann ich an dem Funkeln in ihren dunklen Augen sehen.

      "Er ist tot", flüsterte ich.

      "Ja ... Okak und seine Krieger wurden von einem anderen Stamm angegriffen. Es gab Streit um das Wasser im Brunnen", bestätigt Gita.

      "Aber was wird jetzt aus uns? Dürfen wir gehen?"

      Gita zuckt mit den Schultern. "Vielleicht ... es ist noch nicht entschieden. Ein Teil der Ältesten ist dafür, der andere Teil dageben. Wir müssen abwarten."

      Ich kann meine Enttäuschung kaum verbergen. "Wie lange?"

      Gita schüttelt den Kopf. "Ein paar Tage. Sie werden Okak in der Wüste begraben ... und wenn sie zurückkommen, werden sie sich entscheiden."

      Ich balle die Hände zu Fäusten ... warten ... schon wieder warten. Aber ich versuche, es positiv zu sehen. Immerhin werde ich heute Abend nicht Frau Nummer Achtzehn eines rebellischen Stammesführers werden. Das Schicksal scheint einen anderen Weg für mich vorgesehen zu haben.

      Kapitel 2 - Ein neuer Anführer

       Neyla

      Das Warten macht mich fast genauso verrückt, wie dieser nie enden wollende Wind. Wie halten diese Menschen das nur aus? In Tigman ist der Wind lau und sanft – wie eine Liebkosung. Hier in der Wüste fühlt er sich an wie eine Ohrfeige. Nachts, wenn alles still ist, kann ich nicht schlafen. Ständig pfeift und säuselt er in mein Ohr - ein trauriges Lied in einem Meer aus Sand.

      Gita hat weniger Probleme mit dem Leben in der Wüste. Aber auch sie wird zunehmend nervöser. Drei Tage sind die Ältesten nun bereits fort, um Okak in der Wüste zu verscharren. Gita hat die Frauen gefragt, ob ich den Dinjhi ablegen dürfte – nun, da ich keine Braut mehr bin. Aber sie haben nur mit den Schultern gezuckt und gesagt, dass man abwarten müsste, bis die Ältesten zurückkehren. Die meisten der Rebellenkrieger sind mit ihnen in die Wüste geritten. Nur etwa fünfzehn Männer sind im Lager zurückgeblieben. Ich finde sie unheimlich in ihrer schwarzen Kleidung. Sie tragen Hosen und wadenhohe Stiefel, darüber einen knielangen Kaftan, der von einem breiten Gürtel aus Leder gehalten wird. An dem Gürtel hängen ein gekrümmtes Schwert und ein Dolch. Zwei weitere Ledergürtel tragen sie gekreuzt über der Brust. Die meisten der Waffen, die daran befestigt sind, habe ich noch nie in meinem Leben gesehen. Seltsame Scheiben, die sie mit Präzision werfen und die auch auf weite Entfernung fast nie


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