Die Macht des FAKTISCHEN. Hubert Romer

Die Macht des FAKTISCHEN - Hubert Romer


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zu übernehmen. Viel eher würden diese nach ihren persönlichen Komfortzonen Ausschau halten, um es sich darin gemütlich zu machen. Karrierewünsche - offenbar Fehlanzeige.

      Warum erlebe ich das aber gerade im Bereich der dualen Berufe vollkommen anders? Also im Bereich des Handwerks, der Industrie und der Dienstleistungsberufe, sowie in den kaufmännischen Bereichen.

      So tolle willensstarke und zielgerichtete junge Menschen durfte ich vor allem im Rahmen meiner Tätigkeit für WorldSkills Germany, der Weltmeisterschaft der Berufe erleben. Junge Talente, die nach den Weltmeisterschaften in großer Zahl tolle Karrieren begonnen haben oder ihre eigenen Unternehmen gründen.

      Sie alle zeichnet eine enorme Willenskraft zum Schaffen des Faktischen aus.

      Liegt es also nicht an den jeweiligen Personen, sondern am Bildungssystem und an der Ausbildungskultur? Zu Teilen sicherlich ja. Aber nicht nur! Denn sonst würden wir es uns alle viel zu einfach machen und die Eigenverantwortung nicht annehmen.

      Wäre der Hauptstadtflughafen in Berlin jemals in diese missliche Lage gekommen, hätten wir auf den verschiedenen Managementstufen Menschen gehabt, die wirklich einen „Arsch in der Hose haben“ wie es ein großer Mentor von mir gerne formulierte?

      Sie hätten die Möglichkeit gehabt manches Unvermögen übergeordneter Stellen aufzufangen und abzufedern. Stattdessen wurden Verantwortungen abgegeben und alle mühten in sich im selbst Absichern. „Damit ja nichts an Schuld und Haftung an einem hängen bleibt.“ So zumindest die Vermutung.

      Ich kann mir sehr lebendig die unzähligen Situationen vorstellen, die es in den Aufenthaltsräumen und bei den Pausen auf den Baustellen gab. Alle ergötzten sich sehr wahrscheinlich im gestenreichen Schildern der offensichtlichen Mängel und alle waren sich einig, dass das noch ein schlimmes Ende nehmen würde, wenn “die da Oben“ nicht bald handeln. Selbst hat aber niemand die Initiative ergriffen! Sicherlich geschieht Einzelnen mit dieser Vermutung Unrecht. Aber im Ganzen mag es sehr nah an der Realität sein. Sonst erlebte der BER nicht solch einen unglücklichen Werdegang.

      Für mich auch erschreckend das Erlebnis während meiner Funktion als Kontrollinstanz einer Großveranstaltung in Europa, die vor einiger Zeit komplett von jungen Unternehmern organisiert werden sollte. Ein großes Team. Voll besetzt mit Führungskräften. Aber ein großes Desaster, so schien es. Die globale Veranstaltung ging beinahe den Bach runter, weil diejenigen an den Schalthebeln mehr damit zu tun hatten, sich juristisch bei jeder noch so kleinen Sache abzusichern, denn Entscheidungen zu treffen. Und diejenigen, die handeln wollten, wurden ausgebremst. Sie rauften sich die Haare.

      Wir im Kontrollgremium brachten sehr viel Zeit auf, um den Entscheidern „Unternehmerisches Rodeo-Reiten“ beizubringen.

      Zum Unternehmertum gehört nun mal Mut dazu! Mut und Risikobereitschaft - und auch das Wagnis einen Fehler zu machen.

      In bestimmten Situationen wird man nicht einmal mehr zwischen richtig und falsch entscheiden können. Gerade, wenn eine Notlage herrscht und die Zeit drängt. Dann gibt es nur noch Entscheidungen, die gut oder nicht so gut sind. Aber kein „Falsch“.

      Trauen Sie sich! Das ist Ihr Job!

      Dafür sind Sie da! Dafür sind Sie Unternehmer.

      Mitarbeiter und Dienstleister bewundern Macher, die etwas auf die Straße bringen, also in die Realität umsetzen. Ein Aphrodisiakum der Autorität.

      Eine besondere Strahlkraft, die alle anderen dazu ermutigt, in ihrem eigenen Wirkungsbereich zielgerichtet und ergebnisorientiert zu arbeiten. Mit Verantwortung für das Geschehen und dessen Erfolg.

      Wie ich das machen würde:

      Oftmals sehe ich Ideen und Visionen schon bildhaft vor mir, wie sie sein werden, wenn sie zur Realität geworden sind. Das treibt mich oft an und macht mich gerne etwas ungeduldig. Ungeduldig gegenüber anderen, die die Bilder nicht haben oder sich das alles nicht vorstellen können.

      Mir helfen diese Bilder aus der Zukunft aber, um zu wissen, dass es machbar und möglich ist.

      Und dazu entdeckte ich eines Tages in Belgien meinen Leitspruch:

      Es war an einem nasskalten Oktobertag. Ich saß bei der Sieges- und Abschlussfeier der EuroSkills-Wettbewerbe im belgischen Spa und wartete auf den Start der Veranstaltung. Auf der Leinwand zeigten uns die Veranstalter einzelne Bilder und Szenen der vergangenen Wettkampftage. Plötzlich tauchte jener Spruch auf, der Marc Twain zugeschrieben wird und der mich regelrecht elektrisierte.

      Ich saugte ihn auf und nahm ihn fortan als Leitmotiv meines Tuns auf. Vieles hatte ich in dieser Weise bisher schon getan.

      „Sie wussten nicht, dass es unmöglich war, deshalb taten sie es.“

      Mir war klar: Das ist mein Leitmotiv. Das ist die Grundlage um Fakten zu schaffen.

      Und, bisher klappte es richtig gut!

      Im Alltag bedeutet dies, dass ich mit meinen Gedanken und Ideen ins Gespräch mit meinen Partnern gehe. Dort stelle ich Ihnen das Projekt so vor, indem ich versuche, so realitätsnah wie möglich die Bilder zu beschreiben, die ich sehe. Ich gebe ihnen einen möglichst realen Eindruck meiner Visionen, als ob sie schon Realität wären. Dabei hilft einem natürlich eine gute Rhetorik und eine gute Bildersprache.

      Wenn ich dann merke, dass die Partner Interesse haben und ihnen die Richtung gefällt – und wenn diese erfassen, dass ich mir schon Gedanken zu Kosten, Prozessen, Zeitleisten etc. gemacht habe, dann sind sie meinen Gedanken gegenüber recht offen.

      Für mich ein Signal, dass ich ein paar Schritte weitergehen sollte.

      Somit beginne ich dann damit, Fakten zu schaffen.

      Zunächst bei grundsätzlichen Dingen, wie Machbarkeitsstudien, Finanzierungskonzepten und vor allem bei Milestone Planungen.

      Dabei stückle ich das ganze Projekt in Teilbereiche auf. Nach dem Motto „lasst uns doch ein erstes Etappenziel erreichen und erste Ergebnisse in dieser Phase generieren, dann sehen wir weiter.“

      Oft folgen mir alle Partner in diesen ersten Etappenzielen. Denn man vergibt sich ja nichts.

      Ich aber kann mit diesen Projektetappen die oftmals verhindernden Starthürden und Blockaden überwinden, die einen Großteil aller guten Ideen zum Scheitern bringen: die Bedenken, die Angst vor Verantwortung und die Sorge vor möglichen Konsequenzen im Falle eines Scheiterns.

      Ich übernehme dabei die Rolle des Führenden in einem Projekt, das von Etappe zu Etappe geht, ohne große Risiken für das Gesamtprojekt aufzurufen.

      Bildlich gesprochen sitze ich auf dem Kutscherbock und lade alle anderen ein, es sich hinten in der Kutsche gemütlich zu machen.

      Das macht es so vielen Menschen einfacher, einzusteigen und die erste Strecke mit zu kommen.

      Wenn sich dann im Verlaufe der ersten Etappen Erfolge auftun, wenn die Partner erste Ausblicke auf das Ganze erhalten und damit einen gefühlten Eindruck des finalen Projektergebnisses - dann hat man als Ideengeber gewonnen.

      Denn dann rutscht das Konzept aus dem Reich der Ideen hinein in die Realität und will damit auch mit aller Kraft Wirklichkeit werden.

      Alle wollen den Erfolg. Alle sind begierig auf den Gewinn des Konzeptes.

      So habe ich schon oft in meinem beruflichen Leben meine Ideen umsetzen können und daraus wunderbare Geschäftsfelder erhalten, die allen Partnern gute Erfolge brachten.

      Wenn der Zug erst einmal anrollt, springen immer mehr Helfer und Mitstreiter mit auf. Zum Wohle des Gesamtprojektes.

      Wichtig ist nur, dass man seinem guten Gefühl folgt und sich nicht behindern lässt. Sie müssen Führungsstärke und Zielstrebigkeit verkörpern. Sie müssen wissen, was Sie tun und müssen davon überzeugt sein.

      Die Macht des Faktischen reißt mit und überzeugt.

      Willenskraft und Klarheit


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