Faith - Chroniken einer Jägerin. Marc Dark

Faith - Chroniken einer Jägerin - Marc Dark


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da hat man wenigstens was fürs Auge.“

      Er lächelte verschmitzt.

      „Wieso fürs Auge?“, fragte Shirley.

      „Na ja. Schönes Wetter, die Außenterrassen der Cafés sind geöffnet. Und hmmm, na ja, auch du hast schöne Beine. Ähm, einen schönen Minirock an.“

      „Wenn ich das richtig sehe, spielen bei unserem großen Bruder die Hormone verrückt“, meinte Faith schmunzelnd.

      „Was Hormone? Ich? Also wirklich.“

      „Marcel, du schaust immer noch auf meine Beine“, sagte Shirley mit scharfem Ton.

      „Ups. Hoppla. War keine Absicht. Und deine Eltern haben nichts dagegen, wenn wir so spät noch zu Besuch bei dir sind, Faith?“

      „Keine Sorge. Ihr seid wie Geschwister für mich und haben euch auch gerne, um sich herum. Außerdem denke ich mal, sind die beiden heute Abend mit sich selber beschäftigt.“

      Shirley blickte ihre Freundin an. „Wie meinst du das?“

      Faith grinste. „Na ja, ich habe gesehen, dass mein Dad Sekt und Erdbeeren im Kühlschrank gebunkert hatte.“

      „Oh.“

      Sie gingen weiter und bogen in die Straße von Faith‘ Elternhaus ein. Im bleichen Licht der Straßenlaterne fiel Faith etwas auf. Sie stoppte kurz.

      „Hier stimmt was nicht.“

      „Was denn?“, fragte Shirley.

      „Sag mal, habt ihr den Tag der offenen Tür, oder wie?“, ergänzte Marcel und versuchte damit die gespenstige Stimmung etwas zu heben.

      „Das gefällt mir ganz und gar nicht“, entgegnete Faith besorgt.

      „Das ist nicht nur schlecht, das kann auch gefährlich sein.“

      „Vielleicht ist etwas passiert“, vermutete Shirley besorgt und sprach damit den Zustand aus, über den die anderen im Stillen dachten.

      Faith lief in Panik los, Marcel und Shirley folgten ihr mit einigem Abstand. Sie kamen in den Flur. Alles war dunkel, die Lichter gelöscht. Sie waren still, versuchten jedes Geräusch wahrzunehmen. Vielleicht gab es für diese Situation eine ganz simple Erklärung. Faith ging ins Wohnzimmer und schaltete das Licht ein. Ihre Augen hatten sich an die neuen Lichtverhältnisse rasch gewöhnt. Sie blickte sich hektisch um. Auf dem Wohnzimmertisch standen ein Kuchen, eine Flasche Sekt und vier Gläser, von denen zwei umgeworfen schienen. Ihr Magen verkrampfte sich. Sie blickte sich weiter um. Ihr Blick fiel auf das weiße Polstersofa. Darauf saßen zwei Personen, regungslos. An ihren Hälsen tropfte immer noch ein wenig Blut herab. Faith betrachtete das Szenario näher. Es waren ohne Zweifel ihre Eltern und sie waren gebissen worden. Zwei runde Wundmale zierten den Hals aus denen der rote Lebenssaft geflossen war und jetzt immer noch herabtropfte. Sie war wie vom Donner gerührt. Ihre Eltern waren tot, regelrecht hingerichtet in einem Blutritual. Ein Geräusch riss sie aus ihren Gedanken. Zwei Frauen kamen die Treppe herunter. Sie wirkten sehr vertraut miteinander.

      „Hallo Faith.“ Die Rothaarige sprach sie an.

      „Wer seid ihr und was habt ihr mit meinen Eltern gemacht?“

      Lüstern leckte sich die Rothaarige über ihre vollen Lippen und erwiderte. „Sie sind tot! Und wenn du schön brav mit uns mitkommst, verschonen wir vielleicht deine kleinen Freunde.“

      Die blonde Frau neben ihr lachte höhnisch auf.

      Faith versuchte die Situation zu verinnerlich. Diese beiden aufreizenden Frauen hatten offensichtlich ihre Eltern auf dem Gewissen. Sie sollte mit ihnen mitkommen und Marcel und Shirley waren wohl ebenfalls in Gefahr. Faith hatte mit ihren Freunden den zahlenmäßigen Vorteil, doch erschienen die beiden Frauen nicht als wären sie hilflose Tussis, sondern als wüssten sie was sie taten.

      „Was zum Teufel, wollt ihr Beiden von mir?“

      „Das verraten wir dir erst, wenn du dich ohne Widerstand uns anschließt.“

      „Und was ist, wenn nicht?“

      „Dann wird meine kleine Freundin ihren Hunger an deinen Freunden stillen.“

      Faith blickte schockiert auf die Blondine. Sie verzog ihren Mund, spielte mit ihren kräftigen Kiefermuskeln, ehe am Oberkiefer, wo eigentlich die Eckzähne sein sollten, zwei lange spitze Zähne hervorragten.

      Faith war fassungslos. Sie hatte Vampire mit Gruselromanen und Horrormärchen in Verbindung gebracht, aber nie vermutet, dass diese wirklich existierten.

      Wie in Zeitlupe stürzte sich die blonde Frau auf Marcel, gerade als sie ihn zu erreichen drohte, wurde sie an die Wand geschleudert. Zwei Armbrustpfeile hatten sie getroffen und sie an der Wand festgenagelt. Ein Zischen erfüllte die Luft und zwei weitere Pfeile befestigten die Rothaarige an der Wand.

      Faith blickte sich um. Ein Mann mit einer Armbrust und einem Schwert bewaffnet und er trug einen langen braunen Mantel. Er blickte Faith und die Anderen kurz an.

      „Wenn ihr Überleben wollt, kommt mit mir.“

      Diese Aussage genügte Faith nicht. „Wer sind Sie?“

      „Alles zu seiner Zeit, Faith. Erst einmal bin ich für euer Überleben verantwortlich.“

      Faith blickte zu ihren Freunden. Ein kurzer Blickwechsel und sie antwortete dem Fremden: „Dann bringen Sie uns raus.“

      Der Mann führte die drei durch die Haustür zu einem schwarzen Jeep. Mittlerweile hatte sich ein kräftiges Gewitter über Norfolk entladen. Sie stiegen ein und ihr Retter trat das Gaspedal bis zum Bodenblech durch, dass die Räder quietschten. Faith, Shirley und Marcel blieb fast keine Zeit die Sicherheitsgurte anzulegen. Nach einer Weile hatte Faith ihre Sprache wieder gefunden.

      „Wer sind Sie?“

      „Mein Name ist Chris Bane.“

      „Was waren das für Menschen, die meine Eltern getötet haben?“

      „Die eine war eine Vampirin, wie du gesehen hast. Die Andere verfügt über magische Kräfte, wie eine Hexe.“

      „Und was wollen die Beiden von mir?“

      Chris blickte aus den Augenwinkeln zu Faith rüber. „Sie arbeiten für die dunkle Seite und haben es sich zum Ziel gesetzt, dich für ihre Zwecke zu benutzen.“

      Faith war verwirrt: „Und dafür wollten sie mich töten?“

      Chris schüttelte kurz den Kopf. „Nein. Sie löschten dein Umfeld aus. Marcel und Shirley hätten auch dran glauben müssen, wenn ich nicht gekommen wäre. Dich aber, brauchen sie lebend.“

      „Warum? Was ist das Besondere an mir?“

      Er wirkte nachdenklich.

      „Das erkläre ich dir zu später. Erst einmal müssen wir euch in Sicherheit …“

      Er unterbrach sich. Ein heftiges Donnern und Grollen über dem Fahrzeug ließ die Insassen zusammenzucken.

      „Was war das?“, fragte Marcel erschrocken.

      „Ich weiß es auch nicht“, antwortete Chris. „Es könnte sein, dass …“

      Ein spitzer silberner Gegenstand durchbohrte die Windschutzscheibe des Jeeps. Instinktiv machte Chris eine Vollbremsung. Aufgrund der Witterungsverhältnisse drehte sich das Fahrzeug um die eigene Achse und auch der Führer des Gegenstands flog vom Auto und landete auf dem Asphalt. Die vier Insassen stiegen aus. Dann sahen sie es. Hatten Faith und ihre beiden Freunde ein solches Schwert vor etwas mehr als einer Stunde in einen billigen japanischen Action-Streifen gesehen, so wären sie wegen dieser Waffe jetzt beinahe draufgegangen. Der Angreifer schien von seinem Sturz kaum benommen zu sein. Er stürzte mit gezücktem Schwert auf die Gruppe zu. Chris machte sich zum Kampf bereit. Er wandte sich an Faith:

      „Wenn der Kampf losgeht, wirst du dich mit den Anderen in Sicherheit bringen. Hast du das verstanden?“

      „Ja,


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