Die Pueblo-Kulturen. Werner-Wolf Turski

Die Pueblo-Kulturen - Werner-Wolf Turski


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aus der Pionierzeit belegt. Aus Steinmaterialien wie Quarzit, Obsidian und Jaspis produzierten sie gut gestaltete Speerspitzen und später auch Pfeilspitzen. Sie fertigten Messer, Hämmer, Schabwerkzeuge und landwirtschaftliche Geräte an. Aus Schiefer stellten sie charakteristische flache Färbe-/Mal-Paletten her, die aber auch keramische Vorläufer oder Nachfolger (?) hatten. Aus den gröberen Steinmaterialien wie Blasenbasalt produzierten sie Metaten, Manos sowie Mörser und Stampfer. Zu rituellen Zwecken (oft als Räuchergefäße) wurden tierförmige Steinschüsseln ausgearbeitet.

      Aus lokalem Lehm stellten die Hohokam-Töpferinnen eine Reihe dünnwandiger Gefäße her. Die früheste Tonwarenart waren mit Sand gemagerte glatte braune Gefäße (brown plain ware). Diesen folgte mit einem roten Überzug versehene (red-slipped) Keramik und in der Mitte der Pionierperiode eine graue und lederfarbene (gray-on-buff) Keramik mit aufgemalten roten Designs, ab 750 u.Z. auch mit eingeritzten Mustern. Sie gestalteten menschlich geformte keramische Figurinen, normalerweise weibliche, vielleicht als Fruchtbarkeitsikonen. Diese Figurinen ähnelten denen von Mesoamerika. Auf Kontakte/Interaktionen mit wahrscheinlich kulturfremden Personengruppen verweisen außer den obengenannten Muscheln und Türkisen die von den Archäologen freigelegten Skelette von Scharlachroten Aras und den grünen Soldatenaras. Interaktionen mit Personengruppen aus Mesoamerika, belegt durch nichtlokale Produkte, begannen um 600 bis 700 u.Z.

      Während der Pionierperiode wurden sowohl der Trockenfeldbau, der Überschwemmungsfeldbau (Flootwater oder Ak-Chin Bodenbau) und auch der Bewässerungskanalbodenbau zum Anbau von Mais, Kürbis, Baumwolle und möglicherweise Bohnen genutzt. Der Bewässerungskanalbodenbau diente zur Erweiterung der nutzbaren Feldflächen über den von den Überschwemmungen bewässerten Bereich hinaus. Der Naturoasenbereich wurde durch menschliche Aktivität und nach menschlichen Bedürfnissen erweitert. In dieser frühen Zeit gebaute und genutzte Bewässerungskanäle wurden durch nachfolgende Überschwemmungen oder spätere neue und/oder größere Kanalbauten überbaut und zerstört und sind damit durch die Archäologen nur sehr schwer nachweisbar.

      Die Hohokam pflanzten wahrscheinlich ihre Kultigene in einer Vielzahl/Serie von kleinen Erdhäufchen entlang der Bewässerungskanäle und nahegelegener Bachbetten/Washes, wobei möglicherweise jede Großfamilie ihre eigene kleine Feldfläche bestellte. Sie können mehrere Pflanzenarten, zum Beispiel Mais, Bohnen, Squash und auch Baumwolle in jedem Minihügel angesetzt haben. Sie erzielten entsprechend den Niederschlagsperioden bzw. den darauf folgenden Überschwemmungen pro Feld zwei Ernten im Jahr und förderten mit hoher Wahrscheinlichkeit das Wachstum von ihnen nützlichen Wildpflanzen wie der Agave, der Sonnenblumen und des Rainfarnsenfs entlang der Ränder ihrer Felder oder Hügel (Die gezielte Förderung und Pflege von Wildpflanzen ist ein Element der Erntevölkerkultur, die dem Bodenbau vorausging). Das dominierende Jagdwerkzeug war ursprünglich der Speer, wahrscheinlich mit der Speerschleuder, und ab 400 bis 500 u.Z. Pfeil und Bogen. Sie verwendeten sicherlich auch Netze und Fallen zum Einfangen von kleinerem Wild und Fischen.

      In der zweiten Periode ihrer Entwicklung (Kolonialzeit), die sich etwa über zwei Jahrhunderte (750/775 bis 900/950/975 u.Z.) erstreckte und in der dritten, auch ca. 200 Jahre währenden Phase (Zeit der Sesshaftigkeit/Konsolidation) von 900/975 bis 1100/1150 u.Z., weitete sich die Hohokam-Kultur von ihrem ursprünglichen Kerngebiet im Phoenix- und Tucson Bereich (ca. 6.000 bis 6.500 km²) auf eine drei- bis vierfach größere Fläche aus. Die neuen Stätten verteilten sich nicht nur über einen größeren geographischen Raum, sondern auch über eine breitere klimatische Zone und bis in flusslaufferne Hügel- und Bergbereiche, wo nur Ak-Chin Bodenbau und Trockenbodenbau praktiziert werden konnten. Ob in den trockenen Berggebieten die nonriverinen Hohokam mit dem Trockenbodenbau begannen oder ob riverine Hohokam mit ihren Bodenbauerfahrungen sich neue und bisher für den Bodenbau ungenutzte Gebiete erschlossen, ist eine genauso offene Frage wie die, ob bei dieser Kulturexpansion andere Personengruppen die kulturellen Errungenschaften der Hohokam als zweckmäßig für den Erhalt oder die Verbesserung ihrer Lebensweise übernahmen oder die „Kern-Hohokam“ sich durch Migration neue Nutzungsgebiete erschlossen. Vermutlich spielten beide Faktoren eine Rolle.

      In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass zwischen 800 und 900 u.Z. der Salt River eine extrem hohe Wasserführung mit drastischen Auswirkungen auf das Bewässerungskanalsystem der Hohokam hatte.

      Durch eine Bevölkerungszunahme, die sicher hauptsächlich ihren bodenbauerischen Erfolgen im Flusstal und damit einer gesicherteren Lebensweise zuzuschreiben war, wuchsen die Hohokam-Gruppen und wanderten ostwärts die Gila River und Salt River Flusssysteme hinauf und tiefer in das Becken- und Bergland (Basin and Range), aber auch nach Westen das Gila River Flusssystem abwärts und tiefer in den niedrigeren Wüstenbereich und auch nach Norden über den Agua Fria River und das Verde River Flusssystem hinauf. Zur gleichen Zeit verstärkten die Hohokam ihre Interaktionen mit Mesoamerika. Neue Kulturpflanzen einschließlich des Tabaks wurden zusätzlich angebaut. Auch Feldunkräuter und Wildpflanzen wie Agave und Klein-Gerste (Little Barley) wurden selektiv gefördert. Die Hohokam-Dorfbewohner erweiterten ihre Bewässerungssysteme. Sie legten Kanäle zu neuen Feldflächen oder zu neuen Niederlassungen an. Sie gruben sogar Kanäle, um Wasser zu ihren Brunnen/Reservoiren zur Wasserspeicherung zu leiten, wenn diese nicht vom Grundwasser gespeist waren. Die Erweiterung der Kanalsysteme steigerte allmählich die Position und Bedeutung von Niederlassungen an den Kanaleinläufen.

      Die Größe der Wohnstätten variierte während dieser Zeit stark und reichte von den Bodenbaustützpunkten, die aus einigen Häusern oder Weilern bestanden, bis zu Großdörfern mit mehreren Ballspielplätzen und über 1000 Bewohnern. Im Allgemeinen waren die Häuser während der Kolonialperiode wie die Häuser, die während der früheren Pionierperiode gebaut wurden, gestaltet. Sie bündelten jetzt bei entsprechender Dorfgröße ihre Hütten nicht schlechthin nur um multiple Höfe, sondern die Hofgruppen selbst lagen jetzt um einen zentralen Gemeinschaftshof mit einem dazugehörigen Kremationsbereich herum. In dieser Zeit wurden ab 750/ 775 u.Z. - eventuell durch mesoamerikanischen Einfluss (?) - die ersten eingetieften Zeremonialplätze/”Ballspielplätze” der Hohokam gebaut. Dörfer, in denen solche Plätze errichtet wurden, waren im Allgemeinen von vielen kleineren Dörfchen umgeben, was anzeigte, dass dieses spezielle Dorf als ein Kern des Gemeinschaftslebens mehrerer Gemeinden diente. Außerdem entstanden die frühesten Plattformmounds (ab 750/775 u.Z.), vorerst einfache Anhäufungen, manchmal auch gestaltete Abfallhaufen, die mit einer Caliche-Schicht überdeckt/versiegelt und später formalisiert wurden.

      Die „Ballspielplätze“, normalerweise im Maximum 2,44 bis 3,66 m eingetiefte, oval formte, schüsselartige Ausschachtungen, hatten eine geglättete Freifläche/„Spielfläche“ von 630 bis 840 m². Wie in Mesoamerika hätte ein Hohokam-Ballspielplatz möglicherweise als ein Feld für sakrale Aktivitäten gedient haben können. Die Errichtung und die Nutzung der Mounds und der „Ballspielplätze“ spielte durch vielfältige Wirkungskomponenten eine integrative und damit eine physisch und mental stärkende Rolle in der Hohokam-Kultur.

      Ballspielplätze waren entsprechend der Siedlungsstreuung im Hohokam-Bereich weit verbreitet und werden u.a. als Indiz für das Vorhandensein der Hohokam-Kultur angesehen. Plattformmounds waren wesentlich seltener und erlebten ihre Blüte erst später. In den größeren Dörfern entwickelte sich langsam eine mehr formelle Anordnung der Grubenhäuser. Man interpretiert die Wohnstätten nahe dem zentralen Hof als die von Personen mit einem etwas höheren gesellschaftlichen Status als die vom Hof entfernter wohnenden. Dies wirkte aber noch nicht auf das Layout von Hüttenanordnungen in entlegenen Bereichen.

      Die Rituale wurden während dieser Zeit wahrscheinlich ausführlicher und für die Behandlung der Toten wurde ein großer Aufwand betrieben. Mit der Asche der Toten wurden auch Opfergaben mit bestattet (nachweisbar: dekorierte Steinpaletten, Steinwerkzeuge, Pfeilspitzen u.a.). Einige der jetzt eingeäscherten Leichen waren offenbar die von prominenten Personen, denen besonders bemerkenswerte Grabbeigaben wie zum Beispiel Figurinen, feingezackte Projektilspitzen und aus Mesoamerika bezogene Kupferschellen beigelegt wurden. Wie die Ballspielplätze reflektierten die Kremationsrituale in der Kolonialzeit eine Zunahme und gegebenenfalls Differenzierung der spirituellen Bräuche und Riten der Hohokam.

      In


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