Scarlett Taylor. Stefanie Purle
falte die Hände, halte den Rubin fest dazwischen und schließe die Augen. Gedanklich visualisiere ich das Schloss meines Vaters, denke an den blutigen Graben, die Brücke aus verzerrten Schädeln und die silbernen Birken mit den schwarzen Blättern. Die dunklen Mauern, die Bilder der Dämonen an den Wänden, die schwarze Einrichtung und die dunkle Marmortreppe. Je mehr ich mir die Einzelheiten des Schlosses ins Gedächtnis rufe, umso wärmer wird der Kristall. Ich weiß, dass ich so lange an das gesuchte Objekt denken muss, bis die Temperatur beinahe unerträglich wird, erst dann kann ich ihn auf der aufgeschlagenen Weltkarte absetzen. Deswegen denke ich an mein Zimmer im Schloss, vor und nach meinem Zauber, an den Fahrstuhl, den Kerker, die an Ketten hängenden Käfige über der Lavagrube und die langen, endlos wirkenden Räume voll mit Gefängnissen, Kisten und Zellen.
Der Rubin in meinen Händen wird unerträglich heiß und ich muss mich zusammenreißen, ihn nicht wie eine heiße Kartoffel wegzuschmeißen. Stattdessen setze ich ihn schnell aber dennoch bedacht auf der Weltkarte ab, wo er sich wild zu drehen beginnt.
Chris kommt näher, stemmt die Hände auf die Tischplatte und verfolgt mit mir gespannt die Drehung des Kristalls. Mit zischendem Geräusch huscht er über die Seite, saust hoch in Richtung Asien, nach Russland, Sibirien und sengt seine Spitze auf einen Fleck am äußeren rechten Rand davon. Nachdem er ein kleines Brandloch auf der Seite hinterlassen hat, rutscht er vom Atlas und bohrt seine Spitze erneut zwischen die Seiten. So schlägt er eine gesonderte Karte von Sibirien und der Umgebung auf, wo er erneut kreist und ein weiteres Brandloch in der Nähe der eingezeichneten Stadt Oimjakon hinterlässt. Eine winzige schwarze Rauchwolke zieht über die Seite und der Kristall rollt leblos vom Buch.
Chris und ich stoßen beinahe mit den Köpfen zusammen, als wir den Brandfleck genauer betrachten wollen. Er liegt schräg unter diesem Ort mit dem schwierigen Namen Oimjakon, im fernen Osten Russlands.
„Oimjakon!“, sagt Chris und zieht die Augenbrauen hoch. „War ja klar! Warum sollte es auch anders sein?“
„Wie meinst du das?“, hake ich ahnungslos nach.
„Oimjakon! Das ist der kälteste Ort der Welt! Natürlich musste er sich an einem Ort niederlassen, wo es zuweilen bis zu minus siebzig Grad kalt ist!“
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