Victoria. Helmut H. Schulz

Victoria - Helmut H. Schulz


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      Helmut H. Schulz

      Victoria

      100 Tage Kaiserin

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       LEBENSDATEN

       VORREDE

       DIE KENSINGTON BANDE

       DIE ÄRA MELBOURNE

       DIE DEUTSCHE REISE

       HEIMLICHE VERLOBUNG

       ZWISCHEN DEN SALONLÖWEN

       DAS SIEBENJÄHRIGE INTERIM

       DIE ENGLISCH-PREUßISCHE HEIRAT

       BERLINER REMINISZENZEN

       HOFFNUNG UND WIRKLICHKEIT

       ZWISCHEN GEWINN UND VERLUST

       AUF DEM WEGE ZUR 100 TAGE KAISERIN

       DAS JAHR 1887

       DER KAISER STIRBT, ES LEBE DER KAISER

       DAS ENDE ODER SCHLOSS FRIEDRICHSHOF

       DER ANDERE TAG

       KRONBERG

       EULENBURG

       FAMILIENBANDE

       DIE LETZTEN TAGE

       Impressum neobooks

      LEBENSDATEN

      Victoria Adelaide Mary Louisa, Prinzessin von

      Großbritannien und Irland

      *21.11.1840 in London, † 5.8.1901 Schloss Friedrichshof

      in Kronberg im Taunus

      EHESCHLIEßUNG

      25.1.1858 mit Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen

      * 18.10.1831 in Potsdam, †15.6.1888 im Neuen Palais bei Potsdam

      NACHKOMMEN

      Wilhelm, der spätere Kaiser *27.1.1859, † 4.6.1941

      Charlotte *24.7.1860, † 1.10.1919

      Heinrich *14.8.1862, † 20.4.1929

      Sigismund *15.9.1864, † 18.6.1866

      Viktoria *12.4.1866, † 13.11.1929

      Woldemar *10.2.1868, † 27.3.1879

      Sophie *14.6.1870, † 13.1.1932

      Margarethe *22.4.1872, † 22.1.1954

      VORREDE

      Diejenigen, die sich mit ihrer Person biografisch beschäftigt haben, und sie also genau kennen, sind voll des Lobes für die Royal Princess Victoria. Sie war klüger (intellektueller!) als ihre Mutter, die Queen Victoria, und sie war schöner. Eigensinn und entschieden politische Ambitionen werden ihr nachgerühmt oder angekreidet. Politische Ambitionen besaßen Männer, kraft ihres Amtes und Geschlechtes mehr oder minder. Daher versteht es sich nicht ganz von selbst, dass die Royal Princess, die preußische Kronprinzessin, dank ihres Gatten Friedrich, und Deutsche Kaiserin ein wenig zu viel in die Politik hineinpfuschte. Denn wie ihr Vater Albert, ein deutscher Fürst, als Gatte Queen Victorias keinen Anspruch auf einen eigenen politischen Entscheidungsraum erheben durfte, so war Vicky, wie ihr Kosename lautete, am preußisch-deutschen Königs- und späterem Kaiserhof nichts anderes, als die Frau eines Prinzen, immerhin Königin von Preußen und in Personalunion, sehr spät und nur kurze Zeit, Kaiserin von Deutschland, für neunundneunzig kurze Tage, ohne Einfluss und ohne Macht. Ohne Einfluss? Wir werden sehen, ob sie welchen hatte.

      Vergleicht man die Fotografien aus jener Zeit, als die Lichtbildnerei schon so weit entwickelt war, dass die gestochen scharfen Bilder bis heute recht gut erhalten geblieben sind, dann ist die Familienähnlichkeit zwischen Mutter und Tochter so erfreulich wie bestürzend groß. Die Queen Mother (ein Begriff, der hier nicht ganz zutreffend und bloß locker angewendet wird, denn Vicky war nicht die Thronfolgerin und nie Königin von England) soll körperlich sogar etwas größer als die Tochter gewesen sein. Es könnte sich nur um Zentimeter bei der einen oder der anderen gehandelt haben; klein waren Mutter und Tochter, dick nur die Mutter, jedenfalls soweit wir der Überlieferung trauen dürfen. Nichts kann so täuschen, wie ein Foto, zu schweigen von in Öl gefertigten Malereien. Auf Bildern mit ihrem Gatten, dem Prinzen von Preußen und 99-Tage-Kaiser, wirkt Victoria in der Tat klein neben einem großgewachsenen Mann, was irreführen kann, aber die Aufnahmen stammen aus den Tagen, als das Paar noch gut beisammen, bei guter Laune, einträchtig miteinander lebte.

      Nun ist immer Vorsicht geboten, wenn euphorische oder abwertende Urteile über irgendeine Persönlichkeit öffentlichen Interesses von Zeitzeugen aus dem Lager der Proselyten wie der Gegner überliefert werden. Die Tochter der englischen Königin hat auf allen Fotos ein angenehmes Gesicht, mit ruhigen Zügen; still waren die Gesichter auf den Bildern der Fotografen jener Tage immer, und auch wir hätten still und bedeutend geblickt, weil die Belichtungszeiten lange dauerten und niemand dazu gebracht werden kann, zehn Minuten auf ein und dieselbe Weise zu grimassieren. So harmonisch und bescheiden wie auf ihren Konterfeis ist diese Dame von der Insel indessen nicht gewesen. Das hatte sie auch nicht nötig, sie konnte sich auf eine alte und glanzvolle Monarchie berufen, die sich beträchtlich von dem spät-feudalen Preußen, wie dem Bonapartismus Napoleon III. unterschied, wenngleich ihre Mutter aus einer Nebenlinie ins Königtum aufstieg. Aber sie war so fruchtbar wie ihre Mutter, die Kinder nicht sehr liebte, und vor allem die Schwangerschaften verabscheute, sich gleichwohl aber mit einer ungeheuer großen Schar Kinder, Enkel und Urenkel herumplagen musste. Auf einem Altersbild hält die Queen Victoria den kleinen deutschen Kaiser Wilhelm II., ihr Enkelchen, mehr von sich ab als auf den Knien. Sie sieht verstört aus, so als ahne sie, was der junge Mensch auf ihrem Schoß alles anrichten wird. Mister Willy, wie ihn die englische Sippschaft neckend rief, bis man spinnefeind wurde, hat seiner Großmutter auch wenig Freude gemacht und seinerseits alles


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